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BRITTA PERSSON
 
Mückenelefanten und Drama Queens
Britta Persson
Auf die aus einem kleinen Ort in der Nähe von Uppsala stammende Schwedin Britta Persson machte hierzulande erstmals ihr Kollege und Förderer Kristofer Astrøm aufmerksam, der ihr - noch etwas sparsames - Debüt-Album "Top Quality Bones And A Little Terrorist" auch produzierte und maßgeblich mitgestaltete. Nun ist Britta flügge geworden. Zusammen mit dem Fireside-Drummer Per Nordmark erarbeitete sie für ihr zweites Album "Kill Hollywood Me" ein eigenes Sounddesign, bei dem Nordmark für die Rhythmen zuständig war und sich Britta um die Atmosphäre und die Stimmung kümmerte. Das bedeutet aber nicht, dass sie sich mit Kristofer überworfen hat, wie uns Britta erzählt.
"Wir werden schon irgendwann wieder zusammenarbeiten", verrät sie, "nur nicht auf dieser Scheibe - da hat es terminlich einfach nicht gepasst. Außerdem habe ich mit Per zusammen auch mittlerweile eine sehr enge Beziehung - unter anderem, weil wir oft auch als Duo auftreten." Was war denn der Ansatz beim neuen Album - das total anders klingt als das Debüt - und zwar nicht nur, weil Britta hier mit einer ganzen Band agiert. "Das erste Album haben wir zusammen in Kristofers Küche und ohne wirkliches Budget aufgenommen", führt Britta aus, "es ist nicht so, dass dieses als Folk-Album konzipiert war - wir hatten damals nur nicht die Möglichkeiten, die wir beim neuen Album hatten. Wir mussten bei den Aufnahmen zum Debüt beide lernen, wie man mit den Möglichkeiten eines Studios umgeht. Trotzdem hatten wir schon damals versucht, mit allerlei Versuchen und Experimenten die Songs so interessant wie möglich zu gestalten. Etwa durch die Platzierung der Mikros oder mit Effektgeräten etc. Das Album klingt aber deswegen so sparsam, weil wir damals schlicht limitiert waren." Ist also das neue Album jenes, das Britta ursprünglich hatte machen wollen? "Das ist schwer zu sagen", weicht sie aus, "denn ich denke nicht, dass ich das zweite Album vor zwei Jahren hätte machen können, weil ich erst mal Erfahrungen sammeln musste. Ich glaube, dass ich heutzutage auch anders über Musik denke, weil ich erst in den letzten Jahren begonnen habe, Musik in Bezug auf den Klang und die Produktion anzuhören, was ich früher nie tat." Was ist denn ein "Hollywood Me" und warum muss man das töten? "Das war etwas, das mir eines Abends durch den Kopf ging", erklärt Britta, "ein Hollywood Me ist so etwas wie die Drama Queen in mir, die ich loswerden wollte. Ich sagte zu mir, dass ich nicht immer eine Mücke aus einem Elefanten machen sollte, wozu ich neige und was ein Teil meiner selbst ist. Es ist natürlich in dem Fall auch der Titel eines Songs, der auch für das Album herhalten musste. Das Thema liegt mir nämlich am Herzen." Trägt nicht jeder so ein "Hollywood Me" in sich? "Ich weiß es nicht", überlegt Britta, "aber ich bin meines Hollywood Me's ziemlich überdrüssig. Ich denke nicht, dass jeder es hat, denn mir kommen andere Leute immer relativ ruhig und ausgeglichen vor - jedenfalls erscheint mir das so. Ich bin immer schon so gewesen, dass ich in allem Probleme sehe - ich fühle mich von Problemen geradezu angezogen. Und da alle meine Songs von mir handeln, schlägt das natürlich auch immer in den Texten durch."
Welche musikalischen Inspirationen beeinflussen Britta Persson denn so? "Meine Lieblingsband ist Fleetwood Mac", räumt sie unumwunden ein, "ich mag auch anderes und versuche neue Musik zu entdecken - aber ich kehre immer wieder zu Fleetwood Mac zurück. Ich mag auch die Roches oder die Band Of Horses." Das, was bei Brittas Songs heraussticht, ist, dass immer Dinge passieren, die man nicht erwartet - Kleinigkeiten, wie Tonartenwechel, ungewöhnliche Instrumentierungen oder Soundideen und Songs, die sich dem üblichen Reim/Vers-Schema verweigern. Sucht Britta nach so etwas? "Ich suche immer nach den Schmetterlingen im Bauch", meint Britta, "ich mag es, Zeit am Piano zu verbringen und herumzuexperimentieren. Nach einer gewissen Zeit passieren immer Dinge, die man selber nicht vollständig versteht. So etwas mag ich. Das ist wie der Schatzsucher, der auf einen Diamanten stößt. Ich suche nun nicht nach solchen Situationen, aber ich bin immer offen für alles. Und ich versuche, nicht selbst zu entscheiden, wie ein Song sein soll, sondern versuche stattdessen, dem Song zu folgen." Das klingt nicht gerade nach einem Control-Freak. Was ist Britta denn wichtig? "Für jetzt ging es darum, den Sound zu kontrollieren, aber in der Zukunft kann es aber auch bewusst darum gehen, absichtlich Dinge zu tun, die es noch nicht gegeben hat." Und wie kommen die Texte dazu? "Also die Texte sind immer schwer zu schreiben, das macht nicht so viel Spaß", grummelt Britta, "manchmal ist es so, dass man Texte einfach schreiben muss, weil irgendetwas gesagt werden muss. Wenn man so etwas auf Papier niederschreibt, dann versteht man es selber auch besser. Aber manchmal ist es auch sehr langweilig, auf diese Weise etwas festzuhalten. Es ist halt immer sehr schwierig. Die andere Sache ist der Spaß, den man hat, wenn sich die Texte wie von selbst verändern, wenn man sie mit der Musik zusammenbringt. Das ist, als spräche dein Unterbewusstsein."
Britta Persson
Der letzte Track auf dem neuen Album, "Zig Zag", klingt vollkommen anders als die anderen. Es ist fast eine Art impressionistischer Klangmalerei. Wie ist das denn passiert? "Ich mache manchmal Songs, die keine Pop-Songs sind. Normalerweise sind die nicht auf einem Album. Wenn ich Klavier spiele, was ich nicht oft tue, kommt manchmal etwas anderes heraus, als das, was ich auf der Gitarre spielen würde. So lassen sich manchmal interessante Dinge erzielen." Was ist überhaupt die größte Herausforderung beim Songwriting? "Ich habe ein großes Problem damit, anzufangen", gesteht Britta, "ich brauche manchmal einen ganzen Monat, den Mut aufzubringen, anzufangen. Vielleicht braucht die Musik aber auch diesen Reifeprozess. Für mich fühlt es sich jedenfalls wie ein Handicap an. Auf der anderen Seite ist das Gefühl dann auch schöner, wenn man etwas erreicht hat, was man selbst für gut hält - besonders dann, wenn man gar nicht wusste, dass man dazu in der Lage ist." Was ist Britta Persson als Musikerin am wichtigsten? "Ich möchte natürlich der Musikhistorie etwas hinzufügen. Ich möchte neue Dinge ausprobieren und die Augen der Leute öffnen. Und ich möchte auch alle einladen, meine Songs zu hören und dort etwas Neues zu entdecken. Ich möchte einfach gute Musik machen - um mehr geht es gar nicht. Das neue Album halte ich zwar für gut, aber ich denke, dass ich noch 60 Jahre in mir habe." Soweit ist es ja noch nicht. Und auch das, was Britta heutzutage macht, klingt schon recht interessant. Wer nach Songwriterinnen mit einer eigenen Charakteristik, einem eigenen Charme und einer eigenen Vision sucht, der ist bei Britta Persson richtig.
Weitere Infos:
www.brittapersson.com
www.myspace.com/brittapersson
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Britta Persson
Aktueller Tonträger:
Kill Hollywood Me
(Make My Day/Alive)
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