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OPETH
 
"Es hat sich mal nicht wie das letzte Album angefühlt"
Opeth
"Watershed", das neunte Album von Opeth, ging in der ersten Verkaufswoche 19.000 Mal über den tatsächlichen oder virtuellen Tresen. Was für dieses Genre (Progressive? Death? Metal?) allemal als prächtig einzustufen ist. Mit Listenplatz 23 in den Billboard-Charts erreichte das alles andere als mainstreamige Werk gar ihre bislang höchste Charts-Notierung der Formation überhaupt. Die kommenden zwei Jahre wird man nun auf Tour verbringen, um diese Erfolge zu vertiefen. Dabei im Angebot: Support Slots wie die Progressive Nation-Tour (Vorprogramm für Dream Theater, mit 3 und Between The Buried And Me), Headliner-Tourneen sowie natürlich Festivalauftritte. Im Vorfeld ihres Auftritts bei Rock am Ring zeigte sich Opeths unangefochtener Bandboss, Hauptkomponist, Sänger und Gitarrist zu all diesen Punkten auskunftsfähig. Nachdem der Jetlag-geplagte Mikael Åkerfeldt erstmal etwas wacher geworden war, dann sogar auskunftsfreudig.
Opeth
Speziell die gerade beendete Tour mit Dream Theater hatte sowohl Grandioses wie Albtraumhaftes für die Schweden in petto gehalten: "Als ich einmal von Dream Theater auf die Bühne geholt wurde, um 'Repentance' mitzusingen, war plötzlich mein Mikrofon tot. Ich bin kein religiöser Mensch, aber in dem Moment dachte ich doch 'OH, COME ON!' Sie haben das Stück dann aber gleich noch ein zweites Mal angefangen. Und diesmal funktionierte das Mikro." Eine gewisse Berühmtheit hat auch der Vorfall mit dem Feuervorhang in Miami erlangt: "Als der im Konzert runterkam, sah das vielleicht für das Publikum lustig aus, teilweise von dem Vorhang begraben zu werden. Es war aber tatsächlich saugefährlich, weil dieses Biest stahlverstärkt und entsprechend schwer war."

Bei Rock am Ring sollte es keine derartigen Prüfungen geben, jedenfalls nicht über den Umstand hinaus, sich mit Erscheinungen wie Culcha Candela oder dem Gestöhne Mannheims um die Publikumsgunst balgen zu müssen. Doch Mikael kennt das Festival: "Wir sind schon 2006 hier aufgetreten. Mir ist es ehrlich gesagt auch scheißegal, wer vor oder nach uns spielt. Grundsätzlich mag ich aber Festivals mit einem gemischten Billing sogar lieber als reine Metal-Events... Naja, natürlich gibt es immer mal wieder auch einige Bands, die man selbst sehen möchte." In diesem Falle waren das für Mikael die Gebrüder Cavalera (Cavalera Conspiracy) und - Surprise! - Motörhead, während andere Opeth-Mitglieder Interesse an den wiedererstarkten Rage Against The Machine bekundeten.

Gerade ist "Watershed" herausgekommen. Und provozierte was für Reaktionen? "Phantastische Kritiken! Wirklich, es scheint geradezu wie ein gewaltiger Hype, obwohl wir an positive Reviews ja eigentlich schon etwas gewohnt waren. Wir halten uns auch nicht wirklich groß damit auf. Am allerwichtigsten ist und bleibt es für uns, dass wir mit der Musik zufrieden sind. Allerdings ist es schön, zu sehen, dass nach all den Jahren und allem, was bei Opeth passiert ist, noch solches Interesse an uns besteht."

Opeth
Watershed - die Wasserscheide - steht im übertragenen Sinn auch für einen Punkt, an dem man sich für die eine oder andere Richtung entscheiden muss. "Genau, der Titel des Albums steht im Einklang mit einem neuen Line-Up, neuen Einflüssen auf unsere Musik und sogar einem neuen Ansatz bei den Lyrics - über die ich aber nicht sprechen möchte. Während der Aufnahmen der letzten vier Alben hat es sich immer so angefühlt, als ob das aktuelle auch das letzte Opeth-Album sein würde. So, als ob wir niemals fertig würden, niemals etwas hinbekommen würden, das gut genug war. Das war und ist diesmal überhaupt nicht der Fall. Die Stücke entstanden schnell und kontinuierlich und wir können es kaum erwarten, neues Material zu schreiben. Was allerdings voraussichtlich nicht so bald möglich sein wird, denn es sieht derzeit so aus, als ob wir die nächsten zwei Jahre mit diesem Album auf Tour sein werden..." Was die Texte angeht, so sind sie diesmal im Booklet nicht enthalten, das stattdessen auf Seite zwei viele kleine Symbole aufbietet. "Die Opeth-Fans werden diesen Code früher oder später knacken, der interessante Aufschlüsse über das Albumkonzept und die Texte liefern wird. Für jetzt aber erspart mir diese Codierung weitgehend, Fragen zu den Texten beantworten zu müssen," fügt der Chef feixend hinzu.

Obwohl die Band seit 18 Jahren existiert, spürt Mikael einen frischen Wind durch die seit dem letzten Album geschehenen Umbesetzungen. Bereits 2006 wechselte Martin Axenrot (drms, Bloodbath, ex-Satanic Slaughter, ex-Witchery) hinter die Opeth-Schießbude. Nun ersetzte Fredrik Åkeson (guit; ex-Arch Enemy, ex-Talisman, ex-Tiamat, ex-John Norum) den Gitarristen Peter Lindgren. Welche Konsequenzen hatte das konkret: "Zunächst mal natürlich negative: Es ist einfach traurig, nicht mehr mit seinem Kumpel Musik machen zu können. Denn genau das ist, als was Peter und ich angefangen haben: Freunde, die in ihren Kinderzimmern gemeinsam gerifft haben... Außerdem war Peter bei den Fans sehr beliebt. Ich weiß doch von meinen eigenen Lieblingsbands, wie das ist: Als Bruce Iron Maiden verließ, hab ich auch gedacht: 'Mit denen willst du nichts mehr zu tun haben!' So etwas kann ich also akzeptieren. Musikalisch allerdings bleibt Opeth intakt, denn während der letzten zehn Jahre hat es ohnehin kein Beitrag von Peter auf ein Album geschafft." Mit Fredrik sieht das anders aus: "Er ist wirklich HUNGRIG. Fredrik hat trotz seiner Episode bei Arch Enemy noch nie in einer derartig schwer arbeitenden Band gespielt, wie wir es sind. Jetzt kam er mit ganzen Bergen von Riff-Vorschlägen an (von denen einer es als Teil von "Porcelain Heart" auch auf das Album geschafft hat). Es ist wunderbar, wieder diese Art von 'hungrigen' Vibes in der Band zu haben."

Opeth
Aber stimmt es wirklich, dass Mikael Fredrik um einige Gitarrenstunden gebeten hat? "Ja, auch wenn das vielleicht mehr so eine Art unbewusster Auditions waren... Jedenfalls schien es zu diesem Zeitpunkt schon absehbar, dass sich Peters und unsere Wege trennen würden. Und so habe ich mir von Fredrik ein paar schnelle Licks zeigen lassen, ihm aber auch eigenes, akustisches Zeug gezeigt. Ohne jede Frage ist er ein ungemein kompetenter Gitarrist, aber ich wollte wissen, ob und wie er mit Fingerpicking zurechtkommt. Also wie viel Aufwand es sein würde, sein Spiel in die Art und Weise einzubringen, wie bei Opeth Gitarre gespielt wird. Nicht, dass ich selbst so ein Ass wäre." Der Maestro schaut treuherzig: "Ich kann ja kaum Gitarre spielen. Aber ich bin hinlänglich geschickt auf der akustischen Gitarre, jedenfalls soweit es unsere Zwecke betrifft. Und da nützt uns ein typischer Metal-Shredder nichts."

An diesem Punkt wird Mikael endgültig wach und sogar ausgesprochen energisch: "Ich mag Soli. Aber sie können auch unendlich ermüdend sein - speziell beim Shredding." (Fast as fast can, d. Red.) Für mich muss ein Solo eine Aufgabe erfüllen, eine Geschichte erzählen. Ein, zwei Noten mit maximalem Ausdruck geben den Leuten doch viel mehr. Vor allem Jüngere kann man vielleicht noch mit purer Technik beeindrucken, aber grundsätzlich lieben Menschen Musik, nicht Shredding."

Wie steht es konkret um die Beiträge anderer zu Opeth-Kompositionen? "Oh, sowohl Per (Wilberg, keys, Spiritual Beggars) wie auch Fredrik haben tatsächlich tonnenweise Vorschläge gemacht. Allerdings ist es für mich oft schwer, das Riff eines anderen in eine Song-Idee zu integrieren. Ich will auch keiner von denen sein, die etwas von anderen übernehmen, nur um 'nett' zu sein. Für mich muss eine Idee ein WOW! auslösen. Und am Ende des Tages bin ich wohl derjenige, der entscheidet, wo hier der WOW!-Moment steckt und wo nicht."

Apropos Überraschungsmomente - war es nicht doch etwas gewagt, dem Album mit Coil sein vielleicht sanftestes, von Frauengesang (sic, hier singt Axenrots Partnerin Nathalie Lorichs) geprägtes Stück voranzustellen? "Vielleicht, aber wir hatten alle das Gefühl, dass es an jeder anderen Stelle eventuell untergegangen wäre oder wie ein reiner Gimmick gewirkt hätte. Wenn ein Metal-Fan als erstes 'Coil' hört, wird er vielleicht 'What the fuck is this?!' sagen, aber vermutlich doch neugierig bleiben. Wenn jemand, der mehr auf sanfte Musik steht, dieses Lied hört, stehen die Chancen gut, dass er dabei bleibt, auch wenn die heftigeren Stücke kommen."

Gibt es Zukunftspläne, die darüber hinausgehen, das aktuelle Album zu promoten? "Kaum. Ich schätze, wir werden die nächsten zwei Jahre auf Tour sein. Soweit ich weiß, stehen heute schon Japan, Südamerika, Indien, Dubai, Israel auf dem Plan... Es war tatsächlich auch schon von China die Rede!" Doch sympathischerweise schauen trotz dieses Pensums Mikael & Co. schon im Dezember auch bei uns wieder herein - mit eigener Headliner-Tour.

Weitere Infos:
www.opeth.com
www.itouchmag.com/magazine/Sebastian/239/
www.myspace.com/opeth
www.myspace.com/mikaelakerfeldt
www.myspace.com/kfredrikakesson
www.gaesteliste.de/konzerte/show.html?_nr=1158
Interview: -Klaus Reckert-
Fotos: -iTouchMag.com-
Opeth
Aktueller Tonträger:
Watershed
(Roadrunner Records/Warner Music)
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