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EMILY JANE WHITE
 
Wilde Tiger im Dunkeln
Emily Jane White
In den 90er Jahren war San Francisco so etwas wie die Wiege einer neuen Folkbewegung. Dort entdeckte man den Reiz akustischen Songwritings auf Basis traditioneller amerikanischer Musikformen wieder und das, was man heutzutage Americana nennt, war geboren. Hört man sich das Debüt-Album von Emily Jane White aus San Francisco an, so könnte man auf die Idee kommen, dass sich Emily dieser Tradition verpflichtet fühlt, denn auf "Dark Undercoat" finden sich vor allen Dingen akustisch orientierte Songs mit Gitarre, Piano, Cello und - wenn es überhaupt eine gibt - mit einer meist nur angedeuteten Rhythmusgruppe. Wie immer, ist es nicht ganz so einfach.
"Ich begann im Alter von drei Jahren, Klavier zu spielen", berichtet Emily, "und später begann ich, Gitarre zu spielen und spielte in einer Punk-Band [Diamond Star Halos]. Zum Singer / Songwriter-Stil bin ich erst später gekommen - wobei ich viele Einflüsse habe, von PJ Harvey über Bruce Springsteen bis zu Kate Bush." Das hört man nicht unbedingt aus Emilys Musik heraus. Ihre Stimme ähnelt nämlich eher jener der amerikanischen Kollegin Chan Marshall - nur, dass Emily musikalisch nicht so viel mit Blues am Hut hat wie Cat Power, sondern sich eher dem Folk verbunden fühlt. Und es gibt noch eine Einflussquelle: Bevor Emily ihre CD einspielte, lebte und musizierte sie eine Weile in Frankreich - was sich aber musikalisch nicht wirklich niederschlägt. "Ja, aber ich spielte dort in derselben Art wie in den USA", erklärt sie, "die meisten meiner Freunde in Frankreich waren Undergound- oder Indie-Musiker, die in Englisch sangen und auf Indie-Musik standen. Es gab keine Gelegenheit für mich, etwa Französisch zu lernen oder französische Musik zu spielen." Was ist denn das wichtigste für die Songwriterin Emily Jane? "Ich mag Musik, die ein tiefes Gefühl auslöst", überlegt Emily, "ein guter Song muss eine gefühlsmäßige, ehrliche Qualität haben, die dich auf mehr als eine Art berührt. Sei es bewusst oder unbewusst, aber der Song muss eine klangliche und emotionale Qualität haben, die dich anspricht."
Emilys Songs arbeiten mit sehr klaren Bildern und Stimmungen - aber wörtlich zu nehmen sind sie scheinbar nicht, oder? "Wörtlich zu nehmen? Nein", meint sie sehr bestimmt, "für mich wäre es sinnlos, Songs zu schreiben, wenn man diese wörtlich nehmen sollte. Meine Texte sind für mich eine Art Poesie - obwohl sie zuweilen auf realen Charakteren, wie z.B. der Blues-Sängerin Bessie Smith beruhen. Die Texte drehen sich meistens um das Thema Einsamkeit und Isolation. Das ist mein roter Faden, würde ich sagen. Dazu gehören auch die Bilder auf dem Cover [Emilys Gesicht unter einem Schleier] und dem Booklet [eine Zeichnung, auf der Emily eine Treppe hochkrabbelt], die diese Gefühle symbolisieren." Auf dem Album befindet sich ein Track namens "Wild Tigers I Have Known" - eine Piano-Solo-Ballade, die Emily für den Soundtrack eines Filmes von Cam Archer schrieb. "Der Titel stammt von Cam Archer", verrät Emily, "er schrieb und inszenierte diesen Film und nannte ihn eben 'Wild Tigers I Have Known'. Er mailte mir die Grundzüge der Geschichte und ich schrieb einen Song, der darauf basierte. Ich denke, man muss den Film sehen und dann versteht man auch den Song." Alles in allem sind Emilys Songs ziemlich düster und beinhalten auch solche Bilder und Metaphern: Den Tod, den Teufel, Dolche, Schüsse, Voodoo. Das kommt der klassischen Folk-Musik schon wieder einen Schritt entgegen - was ist aber denn daran so faszinierend? "Wenn du tief genug in die Dunkelheit eindringst, dann wirst du irgendwann Gold ausgraben", meint Emily vieldeutig (und ganz in der Tradition ihrer Texte). Was ist es denn, was Emily reizt, einen Song über ein bestimmtes Thema zu schreiben? "Wenn mich ein Thema auf eine bedeutungsvolle, nachdenkliche, wichtige Art bewegt", führt sie aus, "zum Beispiel der Song 'Hole In The Middle' - der im Prinzip vom amerikanischen Imperialismus handelt. Es ist dann meine Aufgabe als Songwriterin diese meine Einsichten in die Politik und auch andere Themen in Texte und Musik umzusetzen. Musik ist dabei für mich ein Ausdruck der Seele." Gibt es dabei so etwas wie eine musikalische Vision? "Nicht direkt", zögert Emily, "mir ist nur klar, dass ich fortfahren muss, Scheiben aufzunehmen - ganz egal, was passieren wird." Zur Zeit ist Emily Jane White auf Tour in Europa. Wer auf Songwriterinnen mit traditionellem, akustisch orientierten Background steht, und wer metaphernreiches Songwriting mit angenehmen, folkigen Melodiebögen steht, der sollte sich mit Emily Jane White beschäftigen.
Weitere Infos:
www.emilyjanewhite.com
www.myspace.com/emilyjanewhite
www.lastfm.de/music/Emily+Jane+White
Interview: -Ullrich Maurer-
Foto: -Pressefreigabe-
Emily Jane White
Aktueller Tonträger:
Dark Undercoat
(Talitres/Rough Trade)
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