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BILLY AND THE FIRM
 
Gut gebrüllt, Löwin!
Billy And The Firm
Israelische Rockbands, die sich außerhalb ihres Heimatlandes Gehör verschaffen, gibt es ja gar nicht mal so viele. So richtig erklärlich ist das aber eigentlich nicht, denn im Prinzip liegt die Sache auf der Hand. In diese Richtung äußert sich jedenfalls Billy Levy, Frontfrau und Motor des Projektes Billy And The Firm, auf die Frage, warum sie sich nach einer entsprechenden Phase der Selbstfindung am Ende derer sie zu dem Entschluss kam, es mal mit der Musik zu versuchen, dazu entschlossen hat, sich der Rockmusik zu verschreiben: "He, Mann, ich lebe in Israel. Das ist ganz schön intensiv - und da ist die positive Energie von Rockmusik genau das richtige, um auf die Lebensumstände zu reagieren. Diese ganzen Spannungen lassen sich so am besten verarbeiten. Ich bin aber trotz allem ein positiver Mensch. Ich weiß nicht, ob ich es noch erleben werde, aber ich hoffe doch, dass zumindest unsere Kinder ein Mal Frieden im nahen Osten genießen werden können." Nach einer kurzen Denkpause fügt sie freilich noch hinzu: "Und außerdem bin ich hyperaktiv."
Und das ist genau das richtige Attribut, um nicht nur Billy Levy, sondern auch ihre Band, The Firm, zu beschreiben. Zwar spielte Billy ihr - selbst geschriebenes und selbst produziertes - Debüt-Album "Thoughts From The Lioness' Lab" mit verschiedenen Studio-Musikern ein, doch gleich im Anschluss daran fand sie mit den drei Musikern, die nun The Firm ausmachen, Gleichgesinnte, die sie bei ihren Live-Shows mit vollem Körpereinsatz kongenial unterstützen. Ein Billy And The Firm Live-Konzert ist - was Energie, Performance und Spielfreude betrifft - eine Art Naturgewalt, die man ein Mal am eigenen Leib erfahren haben sollte. Was ist Billy selbst denn am Wichtigsten bei Live-Shows? "Ich lasse mich vom Moment inspirieren", erklärt Billy, "was ich versuche ist, mich selbst zu motivieren. Wenn die Magie nicht passiert, dann ist es das Ganze nicht wert. Ich versuche immer, meinen emotionalen Zustand zu nutzen. Wenn ich zum Beispiel einen schlechten Tag hatte, dann versuche ich dieses zu nutzen und die negative Energie in etwas Positives zu kanalisieren." Die Band, The Firm, scheint dieses Konzept mitzutragen. "Ja, ich fand die Musiker, nachdem ich meine Scheibe bereits eingespielt hatte. Ich suchte nach Musikern, die ein wenig mehr Leidenschaft haben als Session-Musiker und bin froh, dass ich die Jungs gefunden habe. Ich denke, ich werde das nächste Album mit ihnen aufnehmen - wenngleich mit einem anderen Konzept, denn ich möchte das nächste Album live im Studio aufnehmen. Wir haben auch schon ein paar neue Songs." Bei ihrer Live-Show spielten Billy And The Firm das Mudhoney-Cover "Suck You Dry". "Ja, Mudhoney haben vor kurzem in Israel gespielt", schwärmt Billy, "ich finde Mudhoney großartig und hatte sie schon in L.A. gesehen. Ich dachte mir, dass es doch eine gute Sache wäre, einen ihrer Songs zu spielen. Ich mochte besonders die Idee, dass ein Mädchen hier diesen Song 'Suck You Dry' singt."
Wie ist denn überhaupt der Background von Billy Levy? Wie kam sie zur Musik. "Nun, als ich jünger war, hörte mein Vater Jazz und amerikanischer Pop-Musik aus den 50ern. Das waren die Scheiben, die ich zu Hause hörte. Später, in den 80ern, zogen wir für anderthalb Jahre in die Staaten. Damals mochte ich Pop Musik. Und dann, als wir zurück nach Israel kamen, hörte ich Joy Division, Sinead O'Connor oder Siouxsie And The Banshees. Freunde von mir hatten Bands und so begann ich zu singen. Ich beschloss eines Tages, mir eine Gitarre zu kaufen und spielen zu lernen und begann, Songs zu schreiben. Anderthalb Jahre später hatte ich ein Sechs-Track-Demo. Ich flog nach L.A. und gründete eine Band. Damals hatte ich eine Vorliebe für Indie-Musik. Ich ging dann aus persönlichen Gründen zurück nach Israel und machte dort einfach weiter mit der Musik. Außerdem bin ich eine Video-Künstlerin und möchte das auch weiter betreiben. Ich habe auch ein bisschen Erfahrung als Model und als Schauspielerin in Fernsehproduktionen." Wie ist Billy denn die Scheibe angegangen? Sie ist ja in Zusammenarbeit mit Ken Stringfellow entstanden. "Für mich ist das ein fast visueller Prozess", erklärt Billy, "ich versuche, direkte Referenzen zu vermeiden, aber ich versuche, bestimmte Vibes einzufangen. Es ist ein bisschen wie Malen oder beim Video. Ich kann Dinge einfärben - heller machen oder dunkler oder mit Filtern. Das gilt auch für die Musik. Deswegen versuchte ich ein möglichst abwechslungsreiches Album zu machen - organisch zwar, aber mit vielen kleinen Details. Es war für mich auch eine Art Experiment, bei denen ich Dinge zunächst ausprobiert habe, bevor ich es dann mit den Musikern einspielte. Das, was alles zusammenhält, bin ich selbst. Diese Person, die verschiedene Dinge fühlt und ausdrückt. Und auch Kens Arbeit hält alles zusammen. Auch wenn die Songs verschieden klingen, kann man erkennen, dass sie aus der gleichen Quelle kommen." Was hat Ken denn genau beigetragen? "Ken hat es in Paris gemischt und bei einigen Songs hat er mir noch Tips in Bezug auf meine Gitarrenparts gegeben."
Billy And The Firm
Woher kommen denn Billys Themen? Sie scheint nicht unbedingt über sich selbst zu singen. "Es ist eine Reflektion, denke ich", überlegt sie, "man versucht, sich aus seiner eigenen Situation zu lösen und diese von außen anzuschauen. Es beinhaltet natürlich auch eine gewisse Wahrheit, eine Idee, die dann irgendwie eingebaut wird. Wer die Leute sind, über die ich singe, weiß ich selbst nicht so genau. Es sind diese Stimmen in meinem Kopf, denen ich Raum gebe. Am Ende bleiben universelle Fragen: Was willst du vom Leben? Was macht dich glücklich? Welches sind deine Träume?" Was macht für Billy einen guten Song aus? "Ich achte sehr auf die Texte", führt Billy aus, "es ist mir wichtig, dass man erkennen kann, wenn derjenige, der den Song singt, es auch wirklich ehrlich meint - auch wenn es nur ein Satz oder ein Schrei ist. Ich möchte nicht sophisticated erscheinen, aber etwas Wahres ausdrücken. Das ist das Wichtigste. Außerdem sind die rhythmischen Aspekte wichtig, die Harmonien und die Produktion." Bleibt also noch die Frage, was denn bitteschön eine "Lioness' Lab" ist? "Nun, das geht auf einen Traum von mir zurück", erläutert Billy, "ich hatte diesen Traum, in dem ich diesen Raum betrat, in dem eine große Katze am Computer saß. Genau gesagt, waren dort allerlei Löwen an technischen Geräten zu Gange. Das Ganze sah aus wie ein Laboratorium, in dem Löwen arbeiteten. Und da ich mich selbst auch durchaus als Löwin sehe, dachte ich, dass das doch ein ganz guter Titel für ein Debüt-Album wäre." Zumindest ist es mal ein interessanter Name. Und dieser erklärt dann auch das Titelfoto, auf dem allerlei Löwen beim Musizieren zu sehen sind. Mit "Thoughts From The Lioness' Lab" ist Billy Levy eine solide Rock und Powerpop-Scheibe gelungen und dass diese aus einer Ecke kommt, aus der man sie kaum erwartet hätte, ist dabei umso erfreulicher.
Weitere Infos:
www.myspace.com/billyandthefirm
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Billy And The Firm
Aktueller Tonträger:
Thoughts From The Lioness' Lab
(Kastellamedia/Soulfood)
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