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Interview-Archiv

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NINA NASTASIA
 
Unsterblich im Badezimmer
Nina Nastasia
Angesichts dessen, dass Songwriterinnen wie Nina Nastasia oft genug nach einigen Bemühungen wieder von der Szene verschwinden, ist es durchaus angebracht, dass Nina ihr neues Werk "Outlaster" nennt - denn die zierliche New Yorkerin hat es geschafft, sich im Laufe der Jahre ihre eigene musikalische Nische zu erspielen und so einige Kolleginnen auch zu überdauern. Die Starthilfe, die sie dereinst von John Peel erhielt, der ihr Debüt-Album "Dogs" durch unermüdlichen Einsatz vor der Obskurität rettete (und letztlich dessen Wiederveröffentlichung ermöglichte, nachdem Nina aufgrund seiner Promotion mit ihrem zweiten Album "The Blackened Air" reüssieren konnte), hat dabei sicherlich geholfen - das kann aber nicht alles gewesen sein. Nachdem Nina zuletzt die Kollaboration "You Follow Me" mit dem Dirty Three-Drummer Jim White einspielte (und damit auf denselben Pfaden wandelte wie ihre Kollegin Chan Marshall), spielte sie ihr neues Album in Kollaboration mit dem Arrangeur und Songwriter Paul Bryan (Aimee Mann) ein, der ihren zerbrechlichen Folksongs abenteuerliche Streicherarrangements verpasste. Eingespielt wurde das neue Material - wie gehabt - unter der Obhut von Kultmeister Steve Albini.
Es scheint, dass Nina durch Kollaborationen geradezu aufblüht. "Geplant hatte ich das nicht", verrät uns die eher zurückhaltende Nina, "und besonders viele Kollaborationen habe ich ja auch nicht gemacht und diese Zusammenarbeiten sind auch eher immer zufällig durch Freundschaften entstanden. Aber ich kann mich immer mehr an den Gedanken gewöhnen und es hat ja auch etwas Lohnendes, mit anderen zusammenzuarbeiten." Was hat Paul Bryan denn eigentlich konkret zu dem Album beigetragen? "Ich kenne Paul schon sehr lange und er ist ein guter Freund und auch ein toller Musiker. Wir hatten immer schon mal zusammenarbeiten wollen - hatten aber nie die Zeit gefunden. Aber dann begann er, sich stärker als Arrangeur zu betätigen und dann hatten wir die Gelegenheit, zusammen an meinem neuen Material zu arbeiten. Hauptsächlich deswegen, weil wir die Sache - wie immer - so schnell wie möglich aufnehmen wollten." Sind die Songs denn gleich mit Streichern im Hinterkopf geschrieben worden? "Das weniger, denn Kennan Gudjonsson, mein musikalischer Partner, und ich wissen eigentlich immer sehr genau, was wir eigentlich wollen. Aber soweit ich mich erinnere, haben wir Paul einfach erklärt, worum es geht und ihm erzählt, was ich mir dabei vorstelle. Dann hat er eng mit Kennan zusammengearbeitet und beide haben entschieden, welche Instrumente eingesetzt werden sollten. Paul hat dann die Arrangements geschrieben - und dies waren dann oft Sachen, die wir uns selbst gar nicht so vorgestellt hätten. Das ist aber ja gerade das Gute daran, wenn man mit jemand anderem zusammenarbeitet."
Das Thema des neuen Albums ist die Unsterblichkeit - oder doch zumindest die Verlängerung des Lebens, etwa im Sinne von Kryonauten oder indem man die Sterblichkeit als Krankheit betrachtet, die vielleicht geheilt werden könnte. Was denkt Nina Nastasia denn über das Thema Unsterblichkeit? "Was ich darüber denke? Wow - ähem - mal sehen. Nun, ich bin kein Fan dieser ganzen Sterblichkeitsgeschichte. Ich mag es hier auf der Erde und ich würde alles tun, was ich könnte, um so lange wie möglich hierzubleiben. Es gibt ja interessante Ansätze von Wissenschaftlern, die das Altern als eine Art Krankheit begreifen und versuchen, das zu heilen. Das wäre doch ein interessanter Gedanke. Wenn man mal drüber nachdenkt, was es bedeutet, wenn man das Leben dergestalt verlängern könnte, dann gäbe das doch durchaus einige Probleme und würde einiges doch verändern. Davon handelt das neue Album. Ich würde diesen Gedanken aber auf jeden Fall unterstützen. Ich weiß nicht, ob das gut oder schlecht wäre. Ich fände es jedenfalls besser." Auch wenn dies bedeutete, länger arbeiten zu müssen und länger Steuern zahlen zu müssen? "Nun ja, man bekäme ja auch mehr Urlaub, oder?" Das heißt also, dass es in dem Titelsong "Outlaster" um eine Person geht, die andere überlebt hat und deswegen auch ziemlich einsam ist? "Ja, das ist genau dieser Aspekt der Angelegenheit, den ich da betrachte." Schlägt sich das auch musikalisch nieder? Der Song klingt wie ein alter Seemans-Folk-Song. "Nein, das war es eigentlich weniger. Ich habe den Song schon vor längerer Zeit geschrieben, aber so weit ich mich erinnere, war es - neben anderen Dingen - der Gedanke, ob man einen Song um eine einzelne Note herum konstruieren könnte." Weswegen sich das Stück auch als eine Art Schwanengesang des Albums eignet.

Bei unserem letzten Gespräch erzählte Nina, dass sie ihre Songs in ihrem Badezimmer schriebe. "Das ist auch immer noch so", erklärt sie, "denn ich lebe immer noch in dem selben Appartement. Ich habe mich daran gewöhnt und nun assoziiere ich das Badezimmer sowieso mit dem Prozess des Songwritings." Was ist für Nina ein guter Song? "Einer mit drei Strophen, Refrain und einem Mittelteil", erklärt sie, "nein - ehrlich, ich weiß nicht, wie ich diese Frage beantworten soll. Es ist keine schlechte Frage, nur ist es ein bisschen kompliziert. Als ich anfing, Songs zu schreiben, lud mich ein Freund zu einem Songwriting-Lehrgang ein. Das funktioniert so, dass sich verschiedene Songwriter treffen, ihre Songs spielen und dann darüber reden und die Stücke kritisieren. Ich hatte, wie gesagt, gerade angefangen Songs zu schreiben und war neugierig. Ich erinnere mich daran, dass ich an der Reihe war und meinen Song spielte und jemand sagte: 'Das ist sehr nett, aber du kannst nicht deine Strophe mit demselben Akkord beenden, mit dem du den Refrain beginnst.' Ich fand, dass das eine sehr seltsame Bemerkung war und ich im falschen Kreis gelandet sei. Man kann Songs nicht in dieser Art definieren. Es gibt keine Formel und keine Regeln, nach denen man arbeiten kann. So fühle ich jedenfalls - ohne großartig darüber nachgedacht zu haben."

Nina Nastasia
Was war Nina denn am wichtigsten bei der neuen Scheibe? "Wir waren uns alle einig, dass die Scheibe Platin erreichen sollte", erklärt sie. Was schon erstaunlich ist, denn von Songwriterinnen wie Nina Nastasia erwartet man nicht unbedingt Witze dieser Art - zumal sie in Interviews (anders als auf der Bühne) eigentlich immer sehr angespannt und wortkarg erscheint. "Nein - das Ziel ist immer dasselbe", fügt Nina hinzu, "etwas auf gute Art zu Ende zu bringen und fertigzustellen. Es ist so, dass ich immer ein paar Songs fertig habe, die ich gerne aufnehmen möchte. Es ist mir noch nie passiert, dass mir die Stücke ausgegangen wären. Es ist also immer so, dass wir ganz gut wissen, was wir möchten." In diesem Zusammenhang: Was macht Nina am meisten Spaß an ihrem Beruf? "Das bin ich schon mal gefragt worden und auch das ist schwierig zu beantworten. Vermutlich ist es der Prozess des Aufnehmens. Ich mag es zwar auch zu touren, aber das Aufnehmen von Songs ist deswegen so toll, weil man ganz ohne Nervosität performen kann." Und was ist die größte Herausforderung? "Als Songwriter? Ich wollte gerade sagen, dass es nach wie vor mein Badezimmer ist. Ich mag es zwar, aber es ist doch sehr klein. Aber davon abgesehen ist die größte Herausforderung, mich selbst herauszufordern. Damit meine ich, dass ich es schwierig finde, neue Dinge auszuprobieren und nicht etwa den leichtesten Weg zu gehen. Dazu gehört, Gitarre zu spielen, was immer eine Herausforderung für mich ist, weil ich ziemlich faul bin, wenn es darum geht, zu üben." Nun, mit "Outlaster" ist Nina sicherlich eine Scheibe gelungen, die diesen eigenen Ansprüchen gerecht wird. Bis wann sollte die Scheibe denn den Platin-Status erreicht haben, damit der Plan aufgeht. "Wie? Hast du mich gerade gefragt, bis wann die Scheibe Platin erreichen soll? Nun ich denke, da sollten wir uns noch ein wenig mit dem Thema der Techniken zur Verlängerung des Lebens beschäftigen. Dann wird die Sache schon irgendwann klappen..." Nun - nicht in jedem Fall ist die Vorstellung von unsterblichen Songwritern wirklich reizvoll. Im Fall von Nina Nastasia könnte man sich mit diesem Gedanken ja vielleicht mal anfreunden...
Weitere Infos:
www.myspace.com/ninanastasia
fat-cat.co.uk/fatcat/artistInfo.php?id=108
www.last.fm/music/Nina+Nastasia
www.ninanastasia.com
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Nina Nastasia
Aktueller Tonträger:
Outlaster
(FatCat/Rough Trade)
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