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GEMMA RAY
 
Schmiedehandwerk
Gemma Ray
2010 erschien mit "It's A Shame About Gemma Ray" ein Cover-Album, die Single "Runaway" folgte 2011 und Anfang diesen Jahres "Gemma Ray Sing Sparks" - wiederum eine Cover-Angelegenheit. Sind da etwa die Ideen ausgegangen? Mitnichten. Manchmal brauchen die Dinge eben ein wenig länger als geplant - da kommen dann auch schonmal Naturgewalten wie ein Vulkan-Ausbruch in die Quere. Jetzt ist es endlich soweit, ein neues Album ist fertig und kaufbar - "Island Fire" heißt es und es ist wieder ein tolles Gemma Ray-Album geworden. Großartige Pop-Melodien, teils melancholisch, teils überschwänglich gutgelaunt, eine Stimme, die im Kopf bleibt, Texte, die auch immer mal einen Blick wert sind. Zeit für ein Gespräch.
Im letzten Gaesteliste.de-Interview im Jahre 2010 meinte Gemma, dass das nächste "richtige" Album nach dem Covers-Album bereits in Kürze fertig sein würde - daraus wurden dann doch fast zwei Jahre. Was ist passiert? "Oh, das ist der Optimismus, der manchmal Urteilsvermögen stillegt. Das neue Album hat in der Tat eine recht lange Entwicklung hinter sich - es hat länger gedauert als ich dachte. Aber es hat dem Album meiner Meinung nach nicht geschadet, denn ich habe bereits letztes Jahr im April mit den ersten Songs begonnen, denn ich saß durch den Vulkan-Ausbruch auf Island in Australien fest und hatte dadurch viel Zeit. Ich hatte mit einigen Herausgebern gesprochen, die mir netterweise ihr Studio zu Verfügung gestellt hatten, ich habe mit Streicher-Arrangements herumgespielt und der Song 'Runaway' war eigentlich nur als Zeitvertreib gedacht. Danach war ich sehr viel auf Tour, und bin dann im November wieder zurück nach Australien geflogen, um das Album fertigzustellen. Das ging dann alles hin und her und alleine die Zeit, das alles zu organisieren, hat eben viel in Anspruch genommen. Aber dadurch hatte ich die Möglichkeit, viel über das Album nachzudenken und zu strukturieren. Ich wollte immer schonmal mehr Zeit für ein Album haben und mit den Songs leben, mit den Mixen leben. Wir haben so um die 25 Songs in Australien aufgenommen, 12 davon sind letztendlich übrig geblieben. Das gefällt mir sehr. So viel Zeit hatte ich bisher nicht zur Verfügung für ein Album."

Was hat Gemma bei der neuen Produktion anders gemacht, als auf den bisherigen Alben? "Ich habe dieses Mal mit einem Bassisten und einem Drummer aufgenommen, was ich für gewöhnlich vermeide. Auf diesem Album wollte ich es aber ein Mal mit dem klassischen Setup versuchen, um diese Möglichkeiten auszuloten. Es war im Nachhinein ein sehr erfreuliche Erfahrung." Was war denn das Haupt-Anliegen auf dem neuen Album? "Das Anliegen wurde immer deutlicher, je länger ich an den Songs arbeitete", führt Gemma aus, "zunächst mal war das Anliegen nur, mit einer Band zu spielen und eine Art imaginärer Tanzplatte zu machen. Am Ende kamen aber doch eher klassisch strukturierte Songs dabei heraus. Ich meine schon, ein bestimmtes Anliegen zu haben - muss aber feststellen, dass sich dieses öfter mal ändert. Hauptsächlich geht es mir darum, Momente im Studio einzufangen, wenn sie passieren und nicht etwa wie irgendjemand anders klingen zu wollen." Die neuen Songs enthalten teilweise recht üppig orchestrierte Momente. War das auch Teil des Plans? "Tatsächlich war das von Anfang Teil des Konzeptes - weil ich ursprünglich, wie gesagt, diese Tanzplatte machen wollte. Meine Inspiration waren dabei die Sparks, wenn sie diese ganz spezielle Art von Kammer-Pop inszenieren. So etwas wollte ich emulieren - obwohl es am Ende dann zu den klassischen Arrangements führte." Mit den Sparks kollaborierte Gemma dann am Ende ja auch direkt. Das neue Album enthält als Bonus Tracks zwei Sparks-Cover-Versionen, die von Gemma gesungen und von den Sparks produziert wurden. Wie kam es dazu? "Das erste Mal, als ich von den Sparks hörte, war 2001, als sie ihr Album 'Little Beethoven' veröffentlichten. Als ich nun mein neues Album anging, habe ich sie direkt kontaktiert und in L.A. getroffen. Ich fragte sie, ob sie mein Album produzieren wollten, aber sie waren zu beschäftigt. Russel Mael schlug mir aber vor, eine Cover-Version aufzunehmen, die er dann produzieren würde - daraus sind dann diese zwei Songs geworden." Dass diese Songs komplett anders klingen, als das, was Gemma selbst macht, ist dabei kein Problem. Denn schon wenn sie ihre eigenen Songs spielt, klingen diese ja jedes Mal total unterschiedlich. "Das ist aber kein bewusster Prozess", gibt Gemma zu bedenken, "ich bin hauptsächlich ein Song-Schmied. Wie ein Song sich nachher präsentiert, spielt dabei keine Rolle. Ich bin aber offen für alles, was sich dann anbietet - mit welchen Mitteln auch immer ich zur Verfügung habe. Weißt du, wenn Geld kein Thema wäre, dann hätte ich dieses Album gerne mit einer 60s Band und einem Symphonie-Orchester aufgenommen. Ich fürchte aber, da muss ich vorher noch einige Scheiben verkaufen."

Wonach sucht denn der Songschmied in Gemma? "Nach dem Song selbst. Den muss ich ja erst mal finden. Erst wenn er zu meinem besten Freund wird, realisiert er sich für mich. Manchmal hält sowas für Wochen an, manchmal verlässt er mich und kommt erst nach Monaten wieder. Aber erst, wenn er mich nicht mehr verlassen möchte, wenn er von mir Besitz ergreift, ist der Song Realität." Was ist denn die größte Herausforderung dabei? "Nun, das Songwriting als sich betrachte ich nicht als Herausforderung, sondern als Privileg. Ich arbeite aber sehr hart daran und am Schwierigsten sind die Texte daran. Aber wie gesagt, betrachte ich es nicht als Herausforderung." Sind die Songs diesmal anders als sonst entstanden? "Da ich sehr viel auf Tour war, habe ich auch viel unterwegs an Ideen gesammelt und direkt aufgenommen, vor allem wenn ich im Hotel war, habe ich mein kleines Mini-Studio aufgebaut und losgelegt." Also wurden diese Ideen nicht mehr direkt auf das Telefon bzw. die Mailbox aufgenommen, so wie es zum Album "Lights Out Zoltar!" geschehen war? "Oh, die Telefon-Aufnahmen! Nein, auch ich habe mich weiterentwickelt! Ich hatte zwar die ersten Ideen wieder mit dem Telefon aufgenommen, aber alle haben sich über die schlechte Qualität beschwert, also habe ich mir ein kleines Mini-Studio und ein gutes Dictaphone gekauft, auf dem das alles besser rüberkommt. Sehr professionell! Aber so wirklich spontane Ideen werden immer noch mit dem Telefon aufgenommen." Hat sich die Inspirationsquelle auch verändert, oder zieht man heutzutage einfach andere Dinge aus der Musik, die man selbst hört? "Da ich selbst viel Musik mache, höre ich eigentlich nicht so viel andere Musik. Sehr viel kommt durch den Instinkt - sicherlich habe ich auch meine Einflüsse, aber die trage ich nicht so offentlich mit mir herum. Ich erinnere mich, dass ich eine Zeit lang diesen speziellen Lee Hazlewood-Bass-Sound toll fand und den auch auf meiner Platte haben wollte und allen Leuten damit auf die Nerven gegangen bin - letztendlich haben wir diesen Sound dann doch nicht verwendet, sondern daraus unseren eigenen gemacht. Aber gerade sowas liebe ich - immer herauszufinden, was man eigentlich haben möchte." Die neuen Texte enthalten ja einige griffige Slogans. "Witzig, dass du das sagst, aber tatsächlich war ich dieses Mal daran interessiert, eher Slogans als Stories zu finden. Es ist dabei schwierig zu sagen, woher die Inspiration kommt, denn ich höre mir gar nicht so viel Musik an. Eher suche ich da in meinem Inneren nach Inspirationen. Natürlich greife ich nichts aus der Luft, aber ich kann nicht genau sagen, woher Dieses und Jenes kommt."

Gemma ist wie bereits erwähnt sehr viel unterwegs, um ihre Musik live zu spielen. Dabei kann man sie immer mal wieder mit unterschiedlichen Line-Ups erleben - mal mit kompletter Band, mal nur mit Keyboarder und Schlagzeuger und dann auch sehr oft alleine - allerdings so richtig alleine ist sie dann doch nicht, denn durch ihre Armada an Effektgeräten, mit denen sich sich live selbst aufnehmen und direkt dazu spielen kann, klingt es manchmal auch wie eine komplette Band. Sind diese Veränderungen auch ein Teil des Plans, um nicht in Routine zu verfallen und sich zu wiederholen? "Auf jeden Fall! Natürlich liebe ich dieses simple Setup, nur ich mit einer Gitarre, aber auf Dauer wäre das nichts für mich. Letztes Jahr habe ich in vielen Clubs oder Orten gespielt, wo ich keine Band mitnehmen konnte, und dieses Konzept mit den Effektgeräten habe ich soweit getrieben, wie es möglich war. Eigentlich habe ich gar keine Kontrolle über die Geräte, dazu bin ich zu blöde. Das verselbständigt sich dann teilweise...oh Gott, aber das ist bloß kein Improv-Jazz oder sowas in einem Pop-Song... Aber ich denke, das ist auch für die Leute im Club interessant, wenn jemand dadurch neue Sounds entstehen lässt. Ich spiele genauso gerne mit den Maschinen wie mit den Band-Kollegen."

Gemma Ray
Gemma arbeitet ja gerne auch mit anderen Leuten zusammen. So schrieb sie neulich einen Song für einen britischen Indie-Horror-Film namens "Mum & Dad". "Ja, ein Freund von mir, mit dem ich zusammen auch schon an Videos gearbeitet habe, hatte mich angesprochen, ob er nicht einen Song für diesen Film von Steven Sheil haben könnte, an dem er gerade arbeite. Das war eine gute Möglichkeit für mich, einen weiteren Song in der Welt zu platzieren. Ich mag auch die Idee, für einen Film Musik zu schreiben, möchte dabei aber auch ein wenig in meiner Nische bleiben. Ich habe mich auch mal umgehört und mit Filmkomponisten gesprochen, die gleich gesagt haben, dass das nicht so ist, wie ich mir das vielleicht vorstelle. Ich möchte es aber gerne mal versuchen und ich habe auch schon in Berlin ein Instrumental-Album aufgenommen, das ich mir als Fantasy-Soundtrack vorstelle. Ich bin definitiv daran interessiert, noch mehr Instrumental-Musik aufzunehmen." Gibt es für Gemma denn noch weitere unerfüllte Ziele? "Also ich habe hunderte unerfüllter Ziele", räumt Gemma ein, "Ziele, die mich aus dem Bett holen. Das soll auch bitteschön so bleiben. Ich möchte von unerfüllten Träumen begraben werden. Einer davon ist vielleicht, mal ein raues Live-Album mit einer Band aufzunehmen. Ich arbeite auch gerade mit meinem Rory More, meinem Organisten, zusammen an einem Projekt. Und ich möchte auch gerne noch mal mit Thomas Wydler von den Bad Seeds zusammenarbeiten, der ja auch auf 'Island Fire' spielt. Ein Ziel habe ich schon erreicht - und das ist das Instrumental-Album, das später im Jahr rauskommen soll." Bis dahin können wir ja noch ein wenig auf Gemmas Insel verweilen.
Weitere Infos:
www.facebook.com/gemmaraymusic
www.gemmaray.tv
twitter.com/#!/gemmaraymusic
www.youtube.com/gemmaraytv
theonlywayisgemmaray.tumblr.com
Interview: -David Bluhm / Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Gemma Ray
Aktueller Tonträger:
Island Fire
(Bronzerat/Soulfood)
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