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Interview-Archiv

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MARY EPWORTH
 
Reise durch das Traum-Leben
Mary Epworth
In unsreren Breiten machte die Engländerin Mary Epworth zum ersten Mal als Backing-Sängerin in einem der unzähöicgen Projekte von Michael J. Sheehy auf sich aufmerksam. Dort bildete sie das sonnige Gegengewicht zu Michaels Grabesstimme und setzte somit interessante Akzente in dem ansonsten eher moribunden Treiben Sheehys. Über diese Schiene ergatterte sie sich vor zwei Jahren einen eigenen Live-Slot beim traditionsreichen Orange Blossom Festival des Glitterhouse-Labels, bei dem Sheehy quasi zum lebenden Inventar gehört. Damals präsentierte sie sich mit einer Art Country-Rock-Melange, bei der sie als Autoharp-spielende Frontfrau die Aufmerksamkeit auf sich zog und durch solides Americana-geprägtes Songmaterial überzeugte. All das konnte freilich nicht auf die nun vorliegende Debüt-CD vorbereiten, denn hier erfindet Mary nicht mehr und nicht weniger als eine ganz eigene musikalische Genussmittelklasse.
Während die Stücke selbst durchaus in bekanntem Terrain wildern - von Folk über Gospel bis zum Blues - überraschen die Arrangements, mit denen das alles ausgekleidet wurde mit geradezu innovativer Experimentierlust: Elektronik, Effekte und ungewöhnliche Instrumentierungen sorgen dafür, dass die Erwartungshaltung des Hörerers eben NICHT erfüllt wird - was in einem Genre, das sich ansonsten gerne in lauwarmen Klischee-Mahlzeiten zu Hause dünkt, natürlich höchst erfreulich ist. Lassen wir aber mal Mary darstellen, wie es dazu kam: "Also, Musik mache ich, seit ich 14 bin, ich habe aber meist in Bands Backing Vocals gesungen. Ein Album wollte ich aber immer schon machen - aber es dauerte eben, bis das klappte. Mein Produzent Will Twynham und ich haben an dem Album einige Jahre gearbeitet. Wir begannen mit einem Track namens 'Black Doe' (den Mary schließlich als Single veröffentlichte und von dem es auch ein Video gibt) und bauten darauf auf. Wir wollten dabei ein rundes Album erschaffen, ein Album, das sich wie eine Reise anfühlt - oder doch wenigstens wie ein künstlerisches Statement. Ursprünglich war ich mir gar nicht so sicher, dass die verschiedenen Arten von Songs zusammenpassen würden, denke aber, dass wir das hinbekommen haben." Diese Aussage überrascht nicht, denn vieles, was auf Marys Album zu hören ist, klingt - in den hier aufgefahrenen Kombinationen - ungewöhlich. Tatsächlich hat man das eine oder andere gar noch nie so gehört. Wie macht man denn so etwas? "Also ich denke, der Sound dieses Albums hat sich enwtickelt, während wir an dem Material arbeiteten", führt Mary aus, "bis hin zum Misch-Prozess. Wir hatten zwar eine ursprüngliche Idee, wie wir uns das vorstellten, aber es hat dann doch sein Eigenleben entwickelt." Sind die Songs denn auf konventionellem Weg entstanden - oder gar im Computer? "Nein, ich habe sie auf der Gitarre geschrieben. Ich bin zwar keine großartige Gitarristin, aber das ist das Werkzeug, mit dem ich meistens arbeite. Ich fange mit der Gesangsmelodie und den Texten an - die entweder aus dem Äther oder meinem Hirn kommen - und dann muss ich sie mit irgendwelchen Akkorden oder Tonlagen verankern. Oft höre ich in meinem Kopf gleich große Harmonien und angehäufte Vocals - so dass ich das als Demo festhalte und mich dann wieder dem Rest zuwenden muss."
Dabei ist Mary zum Glück nicht alleine: Ihr Partner-In-Crime, Will Twynham, mit dem sie auch das Label Hands Of Glory betreibt, spielt die meisten Instrumente auf der Scheibe. Hinzu kamen noch Beiträge von Rainer und Karsten Süßmlich aus Berlin, die die ungewöhnlichen Bläser-Parts beisteuerten. Wer aber ist für die abenteuerlichen Arrangements eigentlich zuständig? "Das ist Wills wunderbarer Geist", scherzt Mary, "es gibt z.B. keine Samples auf dem Album, aber jede Menge Bläser, Synthies und Keyboards. Es gab zugegebermaßen mal einen Punkt, an dem wir ein Akustik-Album machen wollten, weil meine Songs nun mal so anfangen - aber wir lieben auch beide Todd Rundgren und die Beach Boys der 70er - also haben wir uns entschlossen, die möglichen Sounds meinen Songs anzupassen. Will hat z.B. auch Loops gebastelt. Und weil er die Blockflöten, die ich gespielt hatte, nicht mochte, hat er sie so lange mit Hall behandelt, bis sie wie eine verwaschene Leier klangen. Solche Techniken sind inspiriert von den BBC Radiophonic Workshops von Joe Meek. Wir sind beide Fans und haben eine Menge von ihm gehört." Nun gut: Was aber ist die Grundlage von Marys Songs? Was inspiriert sie? "Nun, das ist amüsant, weil mein Schreiben meist unbewusst passiert", überlegt sie, "die Songs, mit denen ich wirklich zufreiden bin, scheinen einfach so aufzutauchen. Die, an denen ich lange gearbeitet habe, fühlen sich ganz anders an. Ich schreibe ja nicht so viel und ich bin sehr selbstkritisch - wenn also ein ein fertiger Song 'erscheint', bin ich wirklich happy. Ich schreibe für gewöhnlich, wenn ich emotional aufgewühlt oder traurig bin. Traurige Lieder haben etwas unglaublich Schönes und es ist auch schön zu schreiben, wenn man traurig ist. Manchmal sind sie dann gar nicht für andere bestimmt - manchmal aber eben schon. Meine Lieblingmusik ist hingegen psychedelischer Rock und Sommerpop. Ich liebe Gesangsharmonien und ich mag verfremdete Sounds. Ich mag also die Beach Boys, Todd Rundgren, The Left Banke, The Zombies, Aphrodite's Child, Ramases und Kaleidoscope."

Okay - welche Funktion haben dann aber die Texte in diesem Zusammenhang? "Die Texte sind mir schon wichtig", meint Mary, "ich muss aber fühlen können, dass ich die Wahrheit singe. Ich gebe mir schon Mühe, sie nicht allzusehr zu verklausulieren, aber manchmal ist es schon witzig, wie andere Leute sie interpretieren. Jemand hat z.B. 'Black Doe' als 'Black Dough' gehört und gedacht, dass es um Schwarzgeld gehe. Der war regelrecht aufgebracht zu hören, dass der Song tatsächlich von einem Reh handelt." Das Album heißt ja nun "Dream Life" - welchen Hintergrund hat das denn? "Diese beiden Worte bedeuten viel. Es begann als Witz zwischen Will und mir. Jedermann weiß, dass es heutzutage schwer ist, seinen Unterhalt mit Musik zu verdienen und so haben wir uns immer, wenn wir etwas scheinbar Unerreichbares gesehen haben, 'Dream Life' zugeflüstert - so als könnten wir eines Tages solche Dinge haben, obwohl sie doch für uns unerreichbar sind. Die Bedeutung hat sich dann geändert, als wir einen Label-Deal angeboten bekamen. Bevor wir den Vertrag einsehen konnten, hatten wir die Hoffung, dass das ein lebensveränderndes Ereignis sein könnte. Als wir ihn dann sahen, war das eine üble Überraschung. Dann mussten wir uns wieder überlegen, wie das alles klappen könnte und wie wir aus dieser Karriere, in die wir beide so viel Zeit investiert hatten, ein glückliches Leben machen könnten. Das Leben hatte in dem Jahr noch ein paar Tricks auf Lager: Zwei meiner Onkel starben innerhalb eines Monats an Krebs. Die Vocals zu 'Long Gone' spielte ich direkt nach einer Beerdigung ein. Es fühlte sich an, als habe man mir den Boden unter den Füßen weggezogen. So änderte sich die Bedeutung von 'Dream Life' wiederum. Es steht jetzt für alles Mögliche: Einen Witz, einen Wunsch, einen bitteren Gedanken, mit dem man sich selbst kasteit - alles dies und dann ist es noch der hoffnungsvolle Gedanke, als den ich den Begriff heutzutage betrachte. Es hat also schon eine tiefgehende Bedeutung." Und was macht dabei einen guten Song für Mary Epworth aus? "Eine melodische Reise auf irgendeine Art, ein wenig Mystery und vielleicht noch etwas für die Seele. Viele meiner Lieblingslieder haben des Weiteren Akkordwechsel, die aus dem Nichts kommen und das Herz aussetzen lassen. Gene Clark hatte zum Beispiel viele Songs mit Momenten wie diesen."

Mary Epworth
Nun gut - woher kommen dann aber die Gospel-Einflüsse, die auch Marys neuem Material zu hören sind? "Da bin ich mir gar nicht so sicher - außer, dass ich eine ziemlich voluminöse Stimme habe und sich das so ziemlich natürlich für mich fügt. Ich liebe es, wie leidenschaftlich Gospel-Musik ist. Auch wenn ich Balladen singe, mag ich es, Energie auszudrücken und lehne mich nicht einfach zurück." Wo sieht Mary ihre musikalische Zukunft? "Ich träume davon, mal eine Disco- oder Glam-Rock-Scheibe zu machen. Ich habe Drum-Unterricht genommen und ich fühle mich heutzutage stärker zu rhythmusbetonter Musik hingezogen. Ich finde auch elektronische Musik zunehmend interesanter - so liebe ich etwa Fever Ray und Planningtorock. Solche Sounds möchte ich gerne erforschen, denn ich denke mir, dass ich eine Überdosis akustischer Musik erfahren habe und nun rebelliere. " Was ist für Mary das Wichtigste an dem Album? "Wow - das ist eine Frage", zögert sie, "ich denke der Umstand, dass ich hier etwas gemacht habe, das wirklich 'ich' ist. Ich habe es behandelt, als sei es das einzige Album, das ich jemals machen werde - nur für den Fall, dass genau das eintreten sollte." Was wir mal nicht hoffen wollen. Rein musikalisch gäbe es dafür jedenfalls keinen Grund, denn mit "Dream House" haben Mary und Will eben etwas geschaffen, das es eben so nicht jeden Tag zu hören gibt; was heutzutage schon nicht mehr so einfach ist, wie in den 60s oder 70s. Kaum also auszudenken, was dieses Team im Disco- oder Glamrock-Metier zustande brächte...
Weitere Infos:
www.maryepworth.com
soundcloud.com/maryepworth
www.facebook.com/maryepworth
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Mary Epworth
Aktueller Tonträger:
Dream Life
(Rykodisc/Warner Music)
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