Was passiert denn, wenn jemand mit einer Idee kommt und die anderen finden das doof - ist die Idee dann gestorben?
Holger: Unser Glück ist, dass unser Sänger aus Berlin kommt und wenn er da ist und wir arbeiten, sind alle immer sehr fokussiert und haben Bock was zu machen. Da wird dann wirklich alles ausprobiert. Und wenn es dann am Ende einfach nicht gut ist, dann hören wir auch auf. Aber wenn das wächst, dann schockt das auch, daran zu arbeiten.
Timo: Man merkt schon, während der Song entsteht, ob er gut wird oder nicht. Und wenn nur einer an einer Sache festhält, muss er die anderen halt überzeugen. Manche Songs sind zum Beispiel erst in Finnland rund geworden, die haben da einen riesigen Sprung gemacht, nachdem sie vorher nicht so überzeugend waren.
Habt ihr musikalische Grenzen?
Holger: Wir haben einen Song aufgenommen, den jeder gut findet, der ihn hört, der aber nicht auf der Platte ist, weil er musikalisch leider nicht zum Rest passt, der würde einfach aus dem Rahmen fallen.
Timo: Diese krasse Genre-Überschreitung, die du vielleicht ansprichst, die gibt es bei uns nicht. Aber natürlich haben auch wir Sachen, die besser zusammen passen als andere. Wenn man heutzutage schon ein Album macht und nicht nur einzelne Songs veröffentlicht, dann finden wir, dass es schon homogen sein soll. Wir gucken auf die Reihenfolge, schauen, wie es sich aufbaut und so und wenn dann ein oder zwei Songs nicht dazu passen, dann nehmen wir die einfach nicht mit drauf.
Habt ihr also für euch festgelegt, was ihr für Musik macht?
Timo: Darüber denken wir gar nicht nach. Wir machen das, was aus uns raus kommt.
Holger: Wir haben da aber schon eine klare Linie, die seltsamer Weise von jedem eingehalten wird.
Seid ihr denn eher so die Bastler und Perfektionisten und jede Note muss genau passen oder lässt man auch mal Dinge durchgehen?
Timo: Das entwickelt sich, die Songs wachsen und dann kommt ja auch noch der Einfluss vom Produzenten (erneut arbeitete die Band mit Jürgen Hendlmeier), den wir dieses Mal viel mehr einbezogen haben als letztes Mal. Bei der ersten Platte haben wir die Songs geschrieben und er hat sie nur aufgenommen, dieses Mal hatten wir ständige Skype-Konferenzen nach Finnland (Jürgen Hendlmeier lebt in Helsinki) und haben Songs geschickt, er hat uns dann Änderungsvorschläge gemacht, wir haben sie ausprobiert, teilweise angenommen, teilweise nicht angenommen. Und so haben wir über einen Zeitraum von vier, fünf Monaten die Lieder in Hamburg geschrieben und dann vieles in Finnland fertig gemacht.
Der normale Mensch denkt ja über einen Produzenten, der würde nur hinter seiner Glaswand sitzen und hier etwas lauter machen und da sagen, dass sich die Band verspielt hat.
Timo: Er nimmt nicht nur auf, er ist auch in den Prozess mit eingebunden, wie ein Song arrangiert wird. Einerseits was den Sound betrifft, andererseits was die Arrangements betrifft. Also wie der Song angeordnet wird, Strophe, Refrain. Er arbeitet halt richtig mit und hat uns auch Anweisungen geben. "Versucht mal so", "Macht den Beat mal andersrum" oder "Spielt den Bass mit einer anderen Dynamik".
Holger: Und da entsteht dann auch ganz viel Reibung. Und das ist eine ganz große Vertrauenssache. Denn als Musiker ist man ja auch eitel und möchte nicht, dass sich andere da einmischen. Aber Jürgen hat das geil gemacht.
Timo: Einem selbst fehlt auch häufig der Blick auf die Sache. Wir spielen einen Song ja seit wir ihn haben zum Beispiel in einem Tempo. Und dann kommt der Produzent und sagt: "Nö, das muss viel langsamer."
Und was ist am Ende dabei für eine Platte raus gekommen?
Timo: Na ja, wir haben schon in einer Gegend aufgenommen, die schon recht...
Holger: Fragwürdig ist! (Lachen)
Timo: Die schon eine eigene Stimmung erzeugt. Wir waren vier Wochen auf einer abgeschiedenen Insel, an einem zugefrorenen Meer, eingeschneit und völlig alleine und dementsprechend melancholisch wird man dann auch. Und das ist mit Sicherheit auch zu hören und das sind die Stimmung und der Sound, die wir gut finden.
Aber ich finde die Platte jetzt nicht traurig.
Holger: Find ich super, dass du das sagst.
Eine gewisse Leichtigkeit ist schon zu spüren.
Timo: Wir sind ja auch keine traurigen Menschen, wir hatten ja auch Spaß gehabt und viel gelacht. Das war eine super Zeit.