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ALELA DIANE
 
Zurück zum Glück
Alela Diane
"Ich bin im Moment so glücklich wie schon seit zehn Jahren nicht mehr", sagt Alela Diane am Anfang unseres Gesprächs lachend. Danach klingt "About Farewell", das just veröffentlichte und an dieser Stelle bereits zur Platte der Woche gekürte vierte Album der amerikanischen Folk-Sängerin allerdings nicht wirklich. Verlust, Abschied und Trauer sind dort wiederkehrende Themen, schließlich verarbeitet die 30-Jährige mit dem Album in unerwartet ungeschminkten, aber dennoch musikalisch wie textlich stets wohlüberlegten Songs die Trennung von ihrem Mann (und langjährigen musikalischen Sidekick) Tom Bevitori.
"Ich denke, es war ein langsamer Prozess, der mich zu der Erkenntnis kommen ließ, dass ich mit meiner Situation unglücklich war", sagt sie rückblickend, während sie es sich mit einer Tasse Tee auf ihrer Veranda im heimischen Oregon bequem gemacht hat. "Ich war einfach unglücklich mit der Richtung, in die sich mein Leben bewegte, und mir wurde klar, dass ich drastische Schritte würde unternehmen müssen, um zu verhindern, noch sehr lange Zeit weiterhin unglücklich zu sein." Die Scheidung von ihrem Ehemann und das Schreiben der Songs für "About Farewell" beschreibt sie als Katharsis, wobei es das Verfassen der Texte war, das sie endgültig zu dem Entschluss brachte, einige Dinge in ihrem Leben grundlegend zu ändern. Entstanden waren die meisten Texte für die neuen Songs auf den letzten Konzertreisen zum Vorgängeralbum, "Wild Divine", im November 2011. "Als ich dann nach Hause kam, schrieb ich in kürzester Zeit die Melodien zu den Texten, und keine zwei Wochen später trennte ich mich von meinem Ehemann. Lediglich das Titelstück habe ich etwas später geschrieben. Die meisten Songs entstanden vor unserer Trennung, 'About Farewell' danach."

Noch bevor das Jahr 2011 zu Ende ging, nahm Alela Demos ihrer neuen Songs auf. "Das gab mir die Möglichkeit, die Geschehnisse zu verarbeiten", sagt sie. "Außerdem wollte ich die Stücke festhalten, solange sie noch frisch und gewissermaßen roh waren." Doch auch die Aufnahmen, die nun auf dem Album zu hören sind, entstanden nicht viel später. Im Februar 2012 ging Alela ins Studio, um dort live ihre Gitarren- und Gesangsspuren aufzunehmen. "Damals hatte ich noch nicht wirklich einen Plan", erinnert sie sich. "Ich dachte mir einfach, dass ich die Songs schnell aufnehmen sollte, weil sie doch ziemlich niederschmetternd waren und ich selbst auch noch ziemlich niedergeschlagen war. Das passte einfach!"

Während viele Folkies heute mit ungeschönten Tagebuch-Songs anfangen und sich erst langsam zu echten Storytellern entwickeln, geht Alela auf "About Farewell" gewissermaßen den umgekehrten Weg. Nicht, dass ihre Texte auf der Platte nicht kunstvoll und poetisch formuliert wären, aber sie überraschen mit einer Direktheit, die frühere Stücke nicht unbedingt hatten. "Ich wollte die Dinge dieses Mal einfach beim Namen nennen. Ich wollte das, was ich sagen wollte, nicht verschleiern", sagt sie bestimmt. "Das war schon eine mutige Entscheidung und es war schon etwas beängstigend, aber ich wollte einfach sagen, was gesagt werden musste. Erst jetzt, wo ich die Songs der Öffentlichkeit zugänglich mache, realisiere ich: 'Oh, das ist alles wirklich schon sehr persönlich! Wow!'"

Dass es nach den ursprünglichen Aufnahmen noch rund 15 Monate dauerte, bis das fertige Album endlich erscheinen konnte, hatte mehrere Gründe. Zum einen war Alela verständlicherweise erst einmal damit beschäftigt, ihr Privatleben wieder auf die Reihe zu kriegen und all das hinter sich zu bringen, was mit einer Scheidung unweigerlich einhergeht. Zum anderen wollte sie die Songs letztlich nicht vollkommen naturbelassen veröffentlichen, sondern sie mit Streicher-, Keyboard- oder Querflötenbegleitung zu etwas ausarbeiten, was der Kollege Ullrich Maurer bereits treffend "feinsinnig inszenierte Kleinkunstmeisterwerke" nannte.

Eine Wunschpartnerin für die Arrangements hatte Alela auch bereits im Sinn, doch die fragliche Dame, Oregons kleinstes Ein-Personen-Orchester, Heather Woods Broderick, war praktisch das gesamte letzte Jahr mit Sharon Van Etten auf Tour und konnte sich erst im Oktober der Arbeit an Alelas Platte widmen. "Heather und ich haben gemeinsame Freunde in Portland, weil sie hier in Oregon aufgewachsen ist", erzählt sie. "Außerdem war sie auf einer Europatournee für zwei Wochen die Pianistin meiner Band, und dabei haben wir uns dann erstmals richtig kennengelernt. Wir mögen uns sehr, ganz abgesehen davon, dass sie als Musikerin unglaublich talentiert ist. Sie hat einfach ein ausgezeichnetes Gefühl für Musik, und deshalb war ich auch davon überzeugt, dass sie der Platte mit ihren Arrangements sehr interessante Aspekte würde hinzufügen können - und ich hatte recht! Es ist unglaublich leicht, mit ihr zusammenzuarbeiten, weil wir auf der gleichen Wellenlänge sind, und ich habe sie gerne um mich, was ja gerade auf Tour ungemein wichtig ist!"

Ursprünglich sollte Heather auch die Streicherarrangements der Platte übernehmen, aber obwohl sie auch Cello spielt, war ihr nicht ganz wohl bei der Sache, sodass sich Alela an ihren Freund Holcombe Waller wandte. "Er knüpfte dann an das an, was Heather gemacht hatte, die ja wiederum auf dem aufgebaut hatte, was ich allein aufgenommen hatte. Das Ganze passierte Schritt für Schritt", erinnert sie sich. Ein Jahr dauerte der Entstehungsprozess letzten Endes, doch als die gefühlvollen Streicherparts, die viel zum zeitlos schönen Sound des Albums beitragen, im Kasten waren, konnte Alela die turbulenteste Phase ihres Lebens endlich ein Stück weit hinter sich lassen.

Inzwischen ist sie vollkommen in einem neuen Leben angekommen. Im November erwartet sie ihr erstes Kind mit ihrem neuen Lebensgefährten/Verlobten, und selbst der Tatsache, dass sie letztes Jahr von ihrem Label Rough Trade vor die Tür gesetzt wurde, kann sie inzwischen positive Seiten abgewinnen: Sie veröffentlichte das Album in Amerika einfach selbst und ersparte sich so den Erwartungsdruck eines Labelpartners. Auch wenn "About Farewell" oberflächlich von Abschied handelt, steckt letztlich also doch mehr dahinter. "Natürlich behandelt die Platte ein Ende, aber man muss Türen schließen, damit sich neue Gelegenheiten ergeben", ist Alela überzeugt. "Die drastischen Entscheidungen, die ich getroffen habe, haben dazu geführt, dass sich die Dinge in meinem Leben auf sehr wundervolle Weise entwickelt haben, und nichts davon wäre geschehen, wenn ich nicht zuvor einige schwierige Entscheidungen getroffen hätte!"

Weitere Infos:
www.aleladiane.com
www.facebook.com/aleladianemusic
www.lastfm.de/music/Alela+Diane‎
twitter.com/aleladianemusic
Interview: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Pressefreigabe-
Alela Diane
Aktueller Tonträger:
About Farewell
(Believe/Soulfood)
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