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BRENDAN ADAMS
 
Frühling und Sommer
Brendan Adams
Zwar zieht es den südafrikanischen Songwriter Brendan Adams immer wieder in die Welt hinaus - über Schottland z.B. nach Europa und zuletzt nach Brasilien, wo er in Rio sein neues Album "Spirit" einspielte -, seiner Heimat bleibt er aber dennoch treu, was schon alleine an seinem breiten südafrikanischen Dialekt deutlich wird. Dort erhielt der junge Brendan Adams schließlich auch seine musikalische Ausbildung - sozusagen auf die harte Tour: Als Straßenmusiker in seiner Heimatstadt Capetown, begann er erste eigene Songs zu spielen.
Ist das eigentlich auch der Grund, warum er seine akustisch basierten Folkpop-Songs bis heute auf eine unnachahmliche Weise zu entschlacken versteht - auch wenn sie inhaltlich durchaus mit vielfältigen Botschaften daher kommen? "Du meinst Songs so einfach wie möglich zu machen?", fragt Brendan sicherheitshalber noch mal nach, "nun ich würde sagen, das kommt daher, wo ich herkomme. Meine ersten Songs habe ich an den Straßenecken in Kapstadt gespielt. Und da kamen alle möglichen Leute vorbei - Gangster, Drogenhändler usw. Dort und auf Barbecues von Freunden habe ich meine ersten Songs vorgestellt. Deswegen sind die Ideen und sie Strukturen meiner Songs so einfach - damit sie jeder verstehen konnte. Ehrlich gesagt, ist das aber auch die einzige Art, in der ich meine Stücke schreiben kann. Wenn ich mehr machen würde, würde ich die Leute und mich selbst verarschen." Obwohl die Sache auch anders hätte enden können. In seiner Jugend stand der Meister nämlich eher auf Rap. Und bis heute nutzt er das, was er damals aufschnappte und lernte für seine eigenen Songs. Der autobiographische Song "Colourful" auf dem neuen Album basiert etwa auf einem Gedicht, das er als eine Art Rap geschrieben hat. "Ja, Rap hat mich immer interessiert und beeinflusst", erklärt er, "ich habe vom Rap eine Menge über Synkopen und Betonungen gelernt, und darüber, wie man Klänge und Rhythmen und Worte in vier Takten unterbringt. In diesem Sinne habe ich auch viele meiner Gedichte geschrieben - z.B. auch 'Colourful'. Auch auf anderen Stücken habe ich - zumindest als Idee - den Rap im Sinn gehabt, denn Rapper drücken sich schließlich als kraftvolle Individuen aus, fast wie Prediger - und das gefällt mir."
Die im Titel besungenen "Spirits" sind die spirituellen Geister der Menschen gemeint, die Brendan Adams auf irgendeine Weise beeinflusst haben. Der Song "Brighter", den Brendan vorab als Single auskoppelte, bezieht sich etwa auf einen Menschen, der einen ganz großen "Spirit" hatte - nämlich Nelson Mandela. "Das ist ein Song, den ich schon vor Jahren geschrieben habe. Mein Vater hat nämlich als Tour-Guide auf Robben Island gearbeitet und ich hatte so die Möglichkeit, vieles zu sehen, was die Touristen nicht zu sehen bekommen. 'Brighter' ist ein Song für Nelson Mandela und Leute wie Nelson Mandela, die mit ihrem Geist andere inspirieren können." Der Song "Colourful" ist hingegen einer der wenigen persönlichen Songs auf der Scheibe. "Ja, das ist ein autobiographischer Song", stimmt Brendan zu, "nicht in dem Sinne, dass ich hier ein Statement abgeben möchte, sondern meine Sicht der Dinge schildere. Das Ganze basiert auf einem - viel längeren - Gedicht, das ich vor längerer Zeit geschrieben habe." Brendan Adams ist einer dieser Songwriter, denen es scheinbar mühelos gelingt, in ihren Songs persönliche und politische Themen miteinander zu verquicken. Und noch ein weiterer Aspekt kommt hier dazu: Die Poesie nämlich. Der Song "Bright Star" ist etwa eine Hommage an den romantischen Dichter John Keats. "Bright Star" ist dabei der Titel eines seiner Gedichte und auch der Name des Filmes, den Jane Campion über das Leben Keats machte. "Ja, ich habe den Film auch gesehen und finde ihn brillant. Ich bin aber sowieso an John Keats interessiert. Das kommt daher, dass meine Frau mich darauf aufmerksam machte und wir uns dann mit dem Thema beschäftigt haben."
Brendan Adams
Die - erfolgreichen - romantischen Dichter (zu denen Keats zu Lebzeiten nicht gehörte) waren in ihrer Zeit ja so etwas wie Pop-Stars, nicht wahr? "Da stimme ich 100%ig zu", pflichtet Brendan zu, "und zwar deswegen, weil es ihnen - mit ihren Mitteln - gelang, die Leute dazu zu inspirieren, etwas zu fühlen. Nimm Shakespeare zum Beispiel: Meine Theorie ist, dass Shakespeare der Welt ihre romantische Identität gegeben hat. Das hat die Leute erkennen lassen, worum es in der Romantik und der Liebe - auch ihrer eigenen - ging. Dichter können solche Sachen inspirieren, ihnen eine Identität geben, etwas, auf das man sich beziehen kann. Dichter können so etwas in Wörter fassen." Was inspiriert den Songwriter Brendan Adams musikalisch? "Ich liebe Musik und großartige Musiker inspirieren mich natürlich. Vuhsi Mahlesela zum Beispiel - auch ein großartiger afrikanischer Dichter und Songwriter. Musik und Spiritualität können meiner Meinung nach nicht voneinander getrennt werden. So entstehen viele meiner Songs aus einer Idee heraus, die ich interessant finde und die mich inspiriert. Und musikalisch muss ein guter Song auch eine gute Melodie haben. Mich interessieren aber auch rhythmische Ideen - und hier finde ich die 80er sehr interessant, denn dort haben Sting, Phil Collins und Duran Duran mit rhythmischen Ideen gearbeitet, die so clever waren, dass sie notwendig und essentiell für den Song waren. Nimm 'Roxanne' von The Police zum Beispiel, das ohne die rhythmischen Besonderheiten schlicht nicht funktionieren würde. Ich bin der Meinung, dass viele Musiker zu viel Wert darauf legen, musikalische Ideen überzubetonen, anstatt sie dazu zu benutzen, etwas zu erschaffen, was jeder verstehen kann. Wenn man also Technik, Persönlichkeit und die Gnade, anderen Zugang zu gewähren, miteinander verquickt, dann kommt am Ende ein guter Songs dabei heraus." Ist das der Grund, warum Brendan das Album in Brasilien aufnahm? "Komischerweise nicht", lacht Brendan, "ich habe vorher nicht über diese Dinge nachgedacht. Ich habe natürlich brasilianische Musik immer geliebt und mochte den Bossa-Sound, aber ich habe dann noch sehr viel mehr entdeckt. Zum Beispiel habe ich festgestellt, dass sich die Musik dort ganz ähnlich entwickelt wie in Südafrika - einfach wegen des multikulturellen Aspektes. Für mich war es sehr interessant, all diese Rhythmen zu beobachten, die dort verwendet werden - von denen ich immer dachte, dass sie kompliziert seinen, es aber tatsächlich nicht sind."

Nun ist das ja so, dass Brendan Adams bei brasilianischen Rhythmen nicht halt macht. Auf seiner neuen Scheibe gibt es afrikanische und karibische Einflüsse und sogar Hawaii-Gitarren und Banjos. "Ja, das ist mir schon wichtig. Ich habe vorher viel darüber nachgedacht. Wenn es dann an die Arbeit geht, denke ich lieber nicht mehr über solche Sachen nach, sondern bin lieber kreativ. Was passierte, ist, dass wir zunächst nur meine Vocals mit der Gitarre aufnahmen. Dann haben der Produzent und ich uns die Stücke immer und immer wieder angehört und versucht, für jeden Song ein eigenes Gewand zu finden. Dabei haben wir dann eben Hawaii-Gitarren und Banjos verwendet. Es war mir aber auch wichtig, mich auf meinen kulturellen Background zu beziehen. Im Anschluss haben wir dann mit den Musikern zusammen ziemlich ernsthaft drei Tage lang gejammt und die Songs zusammen gespielt. Jeden Tag ungefähr acht Stunden lang - so lange bis wir für jeden Song die ultimativen Vibes gefunden hatte. Das meiste der Tracks wurde live im Studio eingespielt, wobei die Vocals dann später hinzukamen - wenn möglich immer in Kombination mit meinem Gitarrenspiel, weil ich nur so richtig singen kann, weil meine Stimme und mein Gitarrenspiel eine sehr starke Verbindung besitzen."

Wie wichtig ist denn eigentlich der Humor für Brendan Adams? Denn bei einigen seiner Formulierungen kann man schon schmunzeln. "Na, das ist ja eine intime Frage", scherzt er, "ich bin nämlich ein sehr lustiger Mensch. Ich muss mich immer zurückhalten, um nicht dauernd Witze zu machen. Das versuche ich auch in meiner Musik unterzubringen - aber nicht so, dass die Ernsthaftigkeit dabei verloren geht und nicht so, dass am Ende etwas anderes dabei heraus kommt. Ich hatte ja auch schön düstere Alben gemacht - aber ich würde sagen, dass das neue Album von der Stimmung her eher für Frühling und Sommer geeignet ist." Dieses übrigens durchaus auch musikalisch. Wie geht es musikalisch nun weiter für Brendan Adams? "Ich weiß sicher bisher nur, dass ich irgendwann wieder eine EP und eine LP veröffentlichen will. Und musikalisch will ich natürlich bei meinem Metier als Singer-Songwriter und Solo-Künstler bleiben. Ich habe vor, mehr Solo-Songs einzubringen und die Balance zwischen Pop-Songs und solchen, die man an einem Sommerband hören kann verbessern. Was mit im Sinn ist, ist ein Album für alle Jahreszeiten, während 'Spirit' ja eher in Richtung Frühling und Sommer tendiert, wie ich ja schon sagte."

Weitere Infos:
adamsbrendan.bandpage.com
soundcloud.com/brendan-adams
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigabe-
Brendan Adams
Aktueller Tonträger:
Spirit
(Love Duty/Broken Silence)
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