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LILY & MADELEINE
 
Wir halten zusammen
Lily & Madeleine
Als Lily & Madeleine 2013 im zarten Alter von 16 bzw. 19 Jahren die Szene betraten, schien die Sache noch klar: Da waren zwei junge Damen mit traumhaft harmonierenden Gesangsstimmen und einem Händchen für außergewöhnliche Harmonien und Melodien, die ihre Fähigkeiten nutzten, ihre Teenage Angst und die Suche nach einer eigenen Identität in Form melancholischer, poetischer, musikalisch übrigens makelloser Americana-Folkpop-Songs auszuleben. Es gab da nur ein kleines Problem: Weder Lily noch Madeleine waren eigentlich besondere Fans dieser Art von Musik. Bereits auf dem Debüt, wie auch auf dem Nachfolgewerk "Fumes" von 2014 versuchten die Schwestern ihr musikalisches Universum Schritt für Schritt auszudehnen. Nun, auf dem dritten Album "Keep It Together", haben sie diese Entwicklung entschieden vorangetrieben. Hier experimentieren die nach wie vor jungen Damen - zusammen mit ihren Musikerinnen, der Drummerin Kate Siefker und der Multiinstrumentalisten Shannon Hayden - mit allerlei Stilementen wie z.B. Arrangements, die an klassische Soul-Produktionen erinnern, elektronischen Instrumenten und elektrischen Gitarren - bis hin zu Passagen mit echten Grunge-Riffs.
Was war denn wohl das Haupt-Anliegen bei der Produktion des dritten Albums? Wenn man sich das neue Material nämlich so zu Gemüte führt, fällt auf, dass sich musikalisch, inhaltlich und stilistisch eine ganze Menge getan hat. Dazu gehört auch, dass es dieses Mal mehr Abwechslung in Bezug auf die musikalischen Details gibt, richtig? "Ja, ich habe zum Beispiel mehr Piano auf dieser Scheibe gespielt", erläutert Lily, "das mache ich jetzt auch live - was Spaß macht, da ich sowas bislang noch nicht getan habe. Und dann haben wir mit diesem elektronischen Bass experimentiert. Madeleine spielt auch Gitarre und Bass und Shannon spielt ja sowieso mehrere Instrumente - Cello, Mandoline und Gitarren." Wie das aussieht, kann man ungefähr in dem neuen Video zu dem Song "For The Weak" erkennen, der übrigens von George Salisbury, dem Art Director der Flaming Lips, gedreht wurde - mit einem entsprechend psychedelischen Touch. "Ja, wir wollten in etwa eine Live-Performance einfangen, ohne dass das allzu langweilig wird", erklärt Lily, "deswegen haben wir da mit Doppelbelichtungen, Overlays und Projektionen gearbeitet." "Ja, ich finde das Video auch cool, weil es uns als Band repräsentiert", fügt Madeleine hinzu, "denn mittlerweile sehen wir uns auch eher als Band." Ein ganz anderes Konzept wurde dann bei dem neuen Video zu dem Song "Hourglass" verfolgt, der von der gemeinsamen Freundin Laurel Cohen inszeniert wurde, die Lily und Madeleine bereits von früher kannten. Hier wird viel mit Symbolen und Bildern gearbeitet. "Wir sind für dieses Video extra nach L.A. gefahren, um es dort aufzunehmen", erinnert sich Madeleine, "wir waren da aber - was das Konzept betrifft - gar nicht involviert. Das waren alles Laurels Ideen - sie hat ja auch schon unsere Videos für 'The Wolf Is Free' und 'Blue Blades' gemacht. Wir haben eigentlich nur ein wenig mit dem Make-Up ausgeholfen." Heißt das, dass Lily & Madeleine dann quasi ihre eigenen Song neu interpretieren mussten? "Ja, denn es war insofern interessant zu sehen, was Laurel aus dem Song herausgelesen hat", erläutert Madeleine, "denn all die kleinen, fallenden Objekte - Tannenzapfen, Blätter, Knöpfe oder Wattebällchen - beziehen sich auf all die flüchtigen Momente des Lebens. Das war gar nichts, an das ich gedacht hatte, als ich den Song über das Thema des 'Fallens' schrieb. Laurel hat mich darauf aufmerksam gemacht - und ich denke, dass es einen perfekten Sinn ergibt."
Aber nicht nur musikalisch, sondern auch inhaltlich haben sich die Mädels neu orientiert. So schrieben sie für dieses Album erstmals getrennt voneinander Songs und werden dabei auf gewisse Weise auch konkret. So sagt Lily, dass es ihr auf dem neuen Album darum gegangen sei, über die Erfahrungen einer jungen, weißen Frau im Amerika des 21. Jahrhunderts zu berichten. Geht es hier um ein soziales oder gar ein politisches Statement? "Ich denke, die Texte sind auf einer sozialen Ebene konkret", zögert Lily, "wir haben jedenfalls definitiv keine politische Agenda, denn wir schreiben wir ja über unsere persönlichen Erfahrungen. Und unsere Erfahrungen beruhen halt nun mal darauf, junge, weiße Frauen im 21. Jahrhundert zu sein - womit wir ja nicht alleine sind. Das hat mit unserer Art zu schreiben zu tun: So nehmen wir die Welt wahr. Das wurde uns aber auch selbst erst nach und nach bewusst, weil das ja doch eher eine unterbewusste Wahrnehmung ist. Wir kommentieren auf diese Weise auch, was wir erleben." Madeleine bringt es vielleicht auch ansprechend auf den Punkt, wenn sie sagt, dass sie durch ihre musikalische Laufbahn viel über sich selbst erfahren habe und dass die neuen Songs eine Art Positionsbeschreibung im Hier und Jetzt seien. Gibt es denn ein allgemeines politisches Interesse der Schwestern? "Nun ja - ich denke, wir müssen uns da noch ein wenig mehr über das, was zur Zeit vorgeht, informieren", gibt Lily zu, "insbesondere in Bezug auf die anstehende Präsidentenwahl. Ich denke aber, es ist unvermeidlich, sich damit zu beschäftigen. Normalerweise blende ich so etwas ja aus, weil es einfach zu überwältigend ist - aber da ich dieses Jahr ja selbst wählen darf, werde ich dem Thema definitiv mehr Aufmerksamkeit widmen." Was sind denn heutzutage - neben den eigenen Beobachtungen - die Inspirationsquellen, was die Texte betrifft? Ist das eine Art von Poesie oder geht es mehr um den praktischen Ansatz, Worte in ein bestimmtes Format zu bringen? "Hm - das ist von Song zu Song unterschiedlich", zögert Madeleine, "ich würde meinen Stil ja gerne als poetisch bezeichnen. Ich arbeite gerne mit Zeilen, die eine gewisse Bedeutung haben und die gut klingen und versuche dann eine Melodie dafür zu finden und das Ganze in einen lyrischen Gesamtzusammenhang zu bringen." Lily arbeitet hingegen anders: "Ich fange immer erst mit einer Melodie an. Und dann versuche ich Texte zu dafür zu finden. Wir haben da unterschiedliche Ansätze. Diese ergänzen sich aber sehr gut - besonders wenn wir zusammen arbeiten, denn Madeleine hat gewöhnlich immer irgendwelche Texte und ich habe dafür dann auch Melodien."
Lily & Madeleine
Wie gesagt hat sich auf dem neuen Album auch die Musik stark weiter entwickelt - die zerbrechlichen Folksongs der Vergangenheit sind in dieser Form jedenfalls passée. Waren denn die musikalischen Inspirationsquellen dieses Mal auch andere als bislang? Schon bei den Gesprächen zur letzten Scheibe ließ Madeleine zum Beispiel anklingen, dass sie nichts gegen Rock-Formate habe. "Ich habe schon jahrelang keine Folk-Sachen mehr angehört", verrät Lily, "ich höre mehr R'n'B oder HipHop oder zeitgenössischen Indie-Rock. In diesem Sinne sind die Folk-Einflüsse natürlich verschwunden. Es sind dann mehr die Dinge, die wir selber gerne hören, die uns inspirierten." Man könnte hier so unterschiedliche Sachen wie etwa Soul-Vibes oder Pixie-mäßige Grunge-Riffs heraushören. "Das ist aber interessant, dass dir das auffällt", meint Madeleine, "denn das ist definitiv wahr. Wir haben intensiv mit Sounds experimentiert und tatsächlich sind diese manchmal soulig ausgefallen oder in eine Garage-Rock-Richtung gegangen. Das macht das Album dann umso spannender, wie ich finde - auch wenn man es sich vielleicht mehrmals anhören muss, um alle Details mitzubekommen. Es gab unsererseits allerdings vorher keinen Plan in dieser Richtung, denn die Songs haben wir - wie gesagt - mit Kate und Shannon zusammen arrangiert." Gab es denn dieses Mal auch einen neuen Ansatz den Gesang betreffend? Schließlich war dieser ja ursprünglich der Anker, um den sich alleine alles drehte. "Ja klar", meint Madeleine, "wir arbeiten zwar nach wie vor schon gerne unsere gemeinsamen Harmonien zusammen aus - weil es einfach auch sehr viel Spaß macht, Harmonien zu gestalten und diese - wie gewohnt - zusammen zu singen. Aber es gibt auch den Song 'Westfield', auf dem wir eben nicht zusammen singen und das war eine neue Erfahrung für uns und ich liebe, liebe, liebe diesen Song. Ich bin da aber auch zwiegespalten, weil es einerseits unseren neuen Stil repräsentiert - aber wir eben nicht zusammen singen, was wir normalerweise tun." Wird es denn zukünftig mehr Beispiele dieser Art geben, in denen Lily & Madeleine ihre eigenen Spezifika stärke in den Raum stellen werden? "Sicher, das würde Spaß machen", bestätigt Madeleine, "aber ich weiß es nicht, denn Lily und ich teilen unsere Leben doch sehr stark. Wir sind uns immer sehr nahe - aber wir haben auch unsere Unterschiede. Ich denke, man kann das auf der Scheibe aber auch so schon erkennen - ohne dass wir getrennt singen. Ich denke aber, dass wir eine Balance zwischen unseren Eigenarten finden können, wenn wir weiter gemeinsam Musik machen und dennoch als Schwestern zusammen wirken können." Lily und Madeleine arbeiten ja vergleichsweise schnell und produktiv. Wird es mit der Zeit eigentlich einfacher, neues Material zu produzieren? "Also an dieser LP haben wir jetzt am längsten gearbeitet", schränkt Lily ein, "die Songs sind eigentlich schon im letzten Januar entstanden - und existierten also schon ein Jahr, bevor wir dann ins Studio gegangen sind und dann - mit Unterbrechungen - insgesamt einige Monate daran gearbeitet haben. Es ist uns nicht schwerer gefallen, sondern hat lediglich etwas länger gedauert." Der Titel des neuen Albums (der einer Textzeile des Songs "Not Gonna" entspringt) fasst die Philosophie, die Lily & Madeleine zur Zeit zusammen verfolgen, vielleicht am Besten zusammen: "Keep It Together" - halte deinen Kram zusammen, bleibe auf dem Boden, bleib bei deiner Linie und dir selbst treu. Wenn die Mädels das hinbekommen - wovon ja auszugehen ist - dann wird das auch in Zukunft schon alles klappen...
Weitere Infos:
www.lilandmad.com
www.instagram.com/lilandmad
www.facebook.com/lilyandmadeleine
twitter.com/LilandMad
www.youtube.com/watch?v=pkNp0pACXz8
www.youtube.com/watch?v=OBzxj0IIP90
www.youtube.com/watch?v=Qp1ywrb4OHw
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Lily & Madeleine
Aktueller Tonträger:
Keep It Together
(New West/Pias/Rough Trade)
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