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GREGOR MCEWAN
 
Immer wieder umdrehen!
Gregor McEwan
Hagen Siems ist einer jener aus Notwendigkeit bodenständigen Barden, die das beackern, was die Amerikaner gerne "Grassroots" nennen. Nicht in gärtnerischer Hinsicht und auch nicht, indem er als musikalischer Asket sein Genre bedient, sondern indem er grundsolide Basisarbeit als unabhängig agierender, englischsprachiger Songwriter aus deutschen Landen leistet - und in dieser Funktion nun ein bemerkenswert vielseitiges Album namens "From A To Beginning" darbietet, das ihn als rockenden stilistischen Breitwand-Choreographen zeigt, der sich von jedweden Bedsitter-Wurzeln selbstbewusst absetzt.
Freilich ist er auch ein wenig schizophren. Nicht, weil er psychisch erkrankt ist, sondern, weil er sich mit seinem musikalischen Alter-Ego - Gregor McEwan eben - arrangieren muss. Was aber wohl kein Problem für ihn ist: "Der größte Unterschied zwischen Hagen und Gregor ist wahrscheinlich der, dass Hagen auch mal im blau-weißen Trikot 'Halo Reach' auf der Xbox zockt, was man jetzt vielleicht nicht direkt erwartet, wenn man meine Musik hört", erklärt er zum Beispiel, "Hagen kocht auch ziemlich gerne, was man wiederum auf Gregors Instagram-Kanal sehen kann... und Gregor holt dann den passenden Single Malt dazu... hach! Die Grenzen sind fließend. Die beiden ergänzen sich ganz wunderbar und sind sehr gute Buddies!" Was auch notwendig ist, denn in seinen Songs verarbeitet Hagen als Auteur Privates und Biographisches. Witzig ist dabei, wie Hagens Künstlername (den er sich auswählte, um borniertem Schubladendenken keinen Vortrieb zu leisten) vor drei Alben zustande kam: "Ich hatte damals (anno 2009 / 2010) mein erstes Album an einige Labels geschickt", erinnert sich der Meister, "Tenor war: 'Zweifelsohne gut, aber für englischsprachige Musik von deutschen Künstlern gibt es keinen Markt'... In meinen Augen ziemlicher Bullshit! Zu der Zeit kamen mal wieder diese unsäglichen Star Wars-Prequels auf Pro7 - vom jungen Obi-Wan persönlich mit den Worten 'My name is Ewan McGregor, we love to entertain you' angekündigt... ich dachte mir also 'F*ckt euch, Label XY' und hab anschließend 'ne Runde gescrabbelt."

Der Ausnahme-Journalist Linus Volkmann berichtete in seiner Laudatio für das neue Album von einer kreativen Blockade Hagens - was dem neuen Werk nun in keinster Weise anzuhören ist. Immerhin dauerte es aber drei Jahre, bis Gregor dieses zusammen hatte. "Es war einfach so, dass ich nach dem zweiten Album lange Zeit nicht schreiben konnte", berichtet er, "bei mir ist es eigentlich so, dass die Songs - teilweise sogar direkt zusammen mit Textfragmenten - recht geballt kommen. Nur war die Pause bis es wieder losging / die Maschine wieder rollte, dieses Mal so lang wie nie zuvor. Das machte mich - ehrlich gesagt - etwas nervös. Dann kam mit '<< Rewind, Retrack, Rename, Restore >>' lustigerweise ein Song, der auch noch von eben diesem 'Nicht-Schreiben-Können' handelte daher. Und danach direkt ein halbes Dutzend weitere Stücke. Es rollte also wieder." Die Scheibe bietet einige Besonderheiten: Neben einiger selbsterklärender persönlicher Stücke, sind dieses der Opener (ein kurzes Songfragment), ein Instrumental, das besagte, auf analoge Zeiten verweisende Stück "<< Rewind, Retrack, Rename, Restore >>" und der erklärungsbedürftige Titel der Scheibe. Kurz gesagt: Das ist alles durchaus erklärlich, wie uns Hagen informiert: "Der Titel 'From A To Beginning' war der passendste für mich, da das Album quasi in Vinyl gedacht ist. Deshalb gibt es zwei Intros: '(Hope You Stay) Here For Tonight', der Opener und '[Untitled]', das Instrumental als Intro für die analoge zweite Seite. Des Weiteren viele Songübergänge und die Idee des immer-wieder-Umdrehens der Vinyl-Scheibe. Zudem behandeln viele Songs des Albums das Thema Zeit - auf dem ersten Album war es noch das Weggehen und Ankommen / das Zuhause, auf dem zweiten alle möglichen Formen der Liebe und jetzt quasi alle möglichen Formen der Zeit: Sich Zeit nehmen, das Gefühl hinterherzurennen, Zeitreisen (das Thema 'space' ist ja auch allgegenwärtig ('Alderaan', 'Anyhwere, Anytime, Aynthing', 'Breathe In / Breathe Out') und auch hier passt das Beginning im Titel (Urknall)), dass alles wieder von vorn beginnt usw. - also jetzt ohne ein Konzeptalbum oder so sein zu wollen - das Wort 'time' kommt einfach recht häufig in den verschiedensten Zusammenhängen auf dem Album vor."

Ein Song - "Alderaan" - fällt mit seinem Bezug zu der Star Wars-Serie etwas aus dem Rahmen. Was hat es denn damit auf sich? "Wenn dich eine geliebte Person verlässt, dann fühlt sich das ungefähr so an als würden Darth Vader und Tarkin Alderaan auslöschen", erklärt Hagen, "zudem hat Alderaan im Star Wars-Fandom schon eine sehr besondere und gar aktuelle Bedeutung... ich zitiere Jedipedia: 'Auf Alderaan spielte die Kultur eine bedeutende Rolle in der Gesellschaft. Die Alderaaner verachteten Krieg und Gewalt, und waren in der gesamten Galaxis für ihren Pazifismus bekannt. Auch Bildung war den Alderaanern sehr wichtig, und es war daher allen möglich eine Bildungseinrichtung, wie die berühmte Archipelago-Universität, kostenlos zu besuchen. Die Tradition des Helfens ist fest in Alderaans Kultur verankert. So hielt der Planet während der Klonkriege eine Flüchtlingskonferenz und half bedürftigen Planeten.'" Das ist gut zu wissen!

Warum ist "(Hope You Stay) Here For Tonight" - eigentlich ein hübscher Folkpop-Song, wenn es denn einer wäre - gerade mal 40 Sekunden lang? Da hätte man doch auch einen "richtigen" Song draus machen können? "Mein erstes Album beginnt mit dem Titeltrack "Houses And Homes", welcher auch nur etwa 40 Sekunden dauert" erklärt Hagen, "da ich mir vor'm Schreiben des dritten Albums selbst die Frage gestellt hatte, was mir eigentlich am Besten stünde - und ein Teil meiner Antwort war, dass es u.a. die Thematik des Weggehens/Ankommens/Zuhause ist, (textlich auf dem neuen Album beim Song 'Home') aber auch einige unbeschwerte Entscheidungen wie den ersten kurzen Track 'Houses And Homes' auf dem ersten Album, dachte ich mir, wenn das Album schon 'From A To Beginning' heißt, dann geh doch auch selbst zurück an den Anfang und mach das noch mal so, dass der erste Song sein Potential nur kurz 'aufflackern' lässt und dann endet."

Gregor McEwan
Musikalisch geht auf dem neuen Album eine ganze Menge - das reicht vom knappen Folksong über die rockige Schrammelpop-Nummer bis zum (auf Garageband komponierten) dramatischen Instrumental. Was hat Hagen denn musikalisch inspiriert? "Ich begann, inspiriert durch ein MTV Unplugged Konzert von Roxette, mit dem Schreiben eigener Songs", gesteht Hagen, "dann kam die sogenannte Brit-Pop Zeit mit Blur, Pulp, The Verve und Co. - aber am liebsten mochte ich die frühen Oasis B-Seiten. Später dann The Get Up Kids und The Weakerthans (das nennt man vielleicht Post-Punk-Folk oder frühen Emo). Ich mag die Cardigans, Ryan Adams, Damien Rice, Bon Iver... höre aber auch Hot Chip o.ä." Ja gut - aber die Frage war eher so gemeint, was Hagen bei diesem Projekt beeinflusste. Werden zum Beispiel die Settings der Songs bereits beim Schreiben berücksichtigt? "Ja... genau so ist es", bestätigt Hagen, "jeder Song bekommt die hoffentlich passendste Instrumentierung. Wenn ich schreibe, habe ich diese sehr sehr häufig schon im Kopf. Es gibt aber auch Ausnahmen: 'You And I' wurde z.B. im Proberaum beim Arrangieren mit meinen Musikern erst zum Dance-Song, weil die Folk Variante einfach nicht zünden wollte. Bei '19.07.13' überlegte ich dann z.B. - weil es im Text heißt 'no orchestra sets in' - lasse ich das Orchester jetzt einsetzen oder eben nicht?!"

Wie er bereits sagte, haben Hagens Gregor McEwan-Scheiben stets ein Thema: Ankommen, das Zuhause, die Liebe und jetzt eben die Zeit. Ist Hagen/Gregor eigentlich ein musikalischer Philosoph? "Ich bin der Meinung, dass Musik eine gewisse Magie inne haben sollte und dazu gehört auch, dass der Hörer Songs so deutet, wie er oder sie es für richtig hält", führt Hagen aus, "Im besten Fall tröstet ein Song und/oder spendet Mut und Kraft. Mir gefällt der Gedanke, dass der Hörer/die Hörerin sich vielleicht sagt: 'Oh! Da hab ich noch nie drüber nachgedacht!' oder 'Das könnte ein Weg sein!' Natürlich darf Musik auch Antworten geben - und das machen selbst meine Songs ab und zu - aber für mein Empfinden sollte sie in erster Linie bewegen/Emotionen auslösen." Die Antwort auf die Frage, ob Hagen ein musikalischer Philosoph ist, lautet also "Ja" (auch in der Hinsicht, dass ein Philosoph ja gar keine Antworten haben muss - aber die richtigen Fragen zu stellen imstande ist).

Gleich zur Veröffentlichung der Scheibe geht Gregor McEwan auf eine ausgedehnte Tour durch unsere Breiten. Hat er denn schon Gedanken an seine musikalische Zukunft verschwendet - vielleicht sogar mit einer konkreten Vision im Hinterkopf? "Hmmm - in erster Linie möchte ich mich selbst nicht einschränken, sondern die Musik machen, die zu mir kommt und auf die ich Bock habe" überlegt er abschließend, "und allgemein gesprochen hoffe ich, dass da draußen überhaupt eine Zukunft für Kunst & Kultur besteht. Dass die Menschen Musik weiterhin oder besser: wieder(!) bewusster hören und erleben und vielleicht weniger partiell."

Weitere Infos:
gregormcewan.com
www.facebook.com/gregormcewanmusic
www.instagram.com/alleyesongregormcewan
twitter.com/gregor_mcewan
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Gregor McEwan
Aktueller Tonträger:
From A To Beginning
(Stargazer/Broken Silence)
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