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OCIE ELLIOTT
 
Auf Reisen
Ocie Elliott
Erst vor wenigen Monaten legten Jon Middleton und Sierra Lundy ihre Debütalbum "We Fall In" vor, in dem sie sich als Vertreter der neuesten Generation von romantischen Harmoniegesangs-Advokaten empfahlen. Nun folgt mit "In That Room" auch gleich schon der Nachschlag - hier wie da übrigens in Form einer konzentrierten Substanz von jeweils sieben Tracks. Locker gesehen sind beide Alben autobiographisch geprägt - auf "We Fall In" fanden Jon und Sierra ihren Platz im Musik-Business und "In That Room" beschreibt den Umstand, dass Jon und Sierra als Musiker nicht die große Weite suchen, sondern sich in einem begrenzten, intimen Umfeld auch ganz wohl fühlen. Das kreative Werkeln in kleinen Räumen könnte ja leicht zu einer klaustrophobischen Grundeinstellung führen - jedoch gibt es zur Zeit wohl kaum ein Gesangsduo, das sich im gemeinsamen Tun so öffnet wie Jon und Sierra das tun. Jedenfalls geht ihr Gesang ohne Umweg direkt in Herz, Bauch und Unterbewusstsein. Wie geht denn sowas?
"Nun ja - der besagte Raum ist halt der, der uns zur Verfügung steht", erläutert Jon, "wir leben in diesem Ein-Zimmer-Apartment im Keller dieses Hauses in Victoria auf Vancouver Island. Dadurch ergeben sich natürlich gewisse Notwendigkeiten. Speziell auch der geschlossene Raum unseres Autos kommt unserer Art zu singen deutlich entgegen, denn es ist einfacher, in einem kleinen Raum stimmlich zu harmonisieren als in einem großen. In unserem Apartment spielen wir ja auch gar nicht oft. Wir schreiben darin lediglich ein wenig an unseren Songs und probieren dann ein wenig aus - und dann können wir in unserem Apartment ja auch nicht wirklich laut werden." Geht es bei Ocie Elliott vielleicht sogar darum, alles soweit emotional zu verdichten, bis am Ende dieser spezifische Sound dabei herauskommt? "Für uns fühlt sich das ganz natürlich an", meint Sierra, "da ist keine Absicht dahinter." "Wir versuchen eigentlich jenes Gefühl zurückzurufen, das wir gefühlt haben, als wir das erste Mal zusammen gesungen haben", überlegt Jon, "dieses Gefühl, das wir hatten, als unsere Stimmen zum ersten Mal miteinander verschmolzen. In dieser Hinsicht haben wir also durchaus eine Absicht." Wird dazu auch die Musik heruntergebrochen? "Nicht so sehr", erklärt Jon, "vielleicht ein bisschen - aber die Musik auf 'In That Room' ist ja schon etwas fülliger - mit mehr Keyboards, Banjo und ein wenig Bass. Aber alles ist ziemlich minimal. Es ist so, dass wir das Gefühl haben, dass wir den Stimmen etwas wegnehmen, wenn wir musikalische Elemente hinzufügen. Zumindest zur Zeit behindert das das, was wir erreichen wollen." "Ich spiele aber jetzt zumindest auf der Bühne ein kleines Mellotron", ergänzt Sierra.

Worum geht es Jon und Sierra dann auf der musikalischen Ebene? "Ich weiß nicht", zögert Jon, "ich mag persönlich ja Musik, die sich zugleich fröhlich und traurig anfühlt. Ich weiß nicht, wie ich das erklären kann. Wenn man zum Beispiel jemanden liebt, dann gibt es dabei ja auch immer das Element der Traurigkeit. Vielleicht ist das eine Art nostalgische Empfindung oder die Realisation, dass am Ende immer der Tod steht? Meine Lieblingsmusik ist jene, die zugleich das Leben zelebriert wie auch das Element der Düsternis beinhaltet. Danach suche ich meistens, wenn ich selber Musik schreibe." Gibt es dafür ein konkretes Beispiel? "Ja - Bob Marley war in dieser Hinsicht für mich der Größte", berichtet Jon, "weil Reggae ja immer als fröhliche Musik wahrgenommen ist - und Bob auch fröhliche Musik schrieb - aber er hat meistens auch Moll-Akkorde in seiner Musik. Bei Bob Dylan ist das ähnlich - da gibt es auch immer einen Wechsel nach Moll oder eine Verschiebung der Struktur in dieser Richtung, die das Ganze interessant macht." "Das ist es ja auch", fügt Sierra hinzu, "wenn man einen Song nämlich zu schnell mag - weil er nur in eine Richtung tendiert - dann wird es schnell langweilig." Geht es Ocie Elliott dann vielleicht eher darum, mit ihrer Musik Emotionen einzufangen als Themen oder Konzepte zu vermitteln? "Es ist interessant, aber wenn wir zusammen singen - und das können auch Coverversionen sein -, geht es uns nie darum, wovon der Song handelt, sondern wie es sich anfühlt ihn zu singen", führt Sierra aus, "nehmen wir zum Beispiel mal '17' von Youth Lagoon. Das ist ein Song, den wir covern, der sogar einen ziemlich fröhlichen Text hat und ein wenig nostalgisch ist. Jedes Mal, wenn ich dieses Stück singe, werde ich so emotional. Das muss mit den Harmonien zusammenhängen. Mag also sein, dass der Text fröhlich ist, ist es stattdessen das Gefühl, das der Song vermittelt, der für mich zählt - wenn das Sinn macht."

Ocie Elliott
Wovon mögen Ocie Elliott denn selbst erzählen? Auf der neuen Scheibe gibt es ja z.B. Songs wie "Fame" oder "The Reckless", in denen es um den Status als Musiker gehen könnte. "Nun 'Fame' basiert auf der Dokumentation von Whitney Houston", gesteht Jon, "wir selbst müssen uns ja um Themen wie einen Starstatus nicht kümmern." "Na ja - nachdenken tun wir schon darüber", wirft Sierra ein, "jedermann hat ja schon mal über das Thema nachgedacht - dass es da so viele Höhen und Tiefen in dem Business gibt und niemand die Tiefen in Betracht zieht." Warum machen Jon und Sierra eigentlich Musik, wenn es ihnen nicht zuerst darum geht, berühmt zu sein? "Das ist für mich tatsächlich wie eine Sucht geworden", räumt Sierra ein, "die Musik hat mir so viele Möglichkeiten eröffnet, die ich erforschen möchte. Musik ist für mich wie das Reisen." Und die Aufgabe der Musik sollte ja sowieso auch sein, den Hörer mit auf eine Reise zu nehmen. Da passt dieser Ansatz ja auch ganz gut. "Ja, ich bin aber auch eine ernsthafte Perfektionistin", ergänzt Sierra, "das macht es schwierig, Sachen zu Ende zu bringen - weil es so viele Möglichkeiten gibt, etwas zu tun. Die Kreativität hilft mir aber auch, Spannungen abzubauen. Die und das Laufen - denn das ist etwas, was ich auch gerne mache. Ich finde, es ist immer von Vorteil, wenn man eine kreative Ader hat." "Kreativität hilft auch auf einem emotionalen Level", ergänzt Jon, "ob sich unser Projekt allerdings auch auf einem therapeutischen Level bemerkbar macht, glaube ich nicht so richtig. Wir versuchen ja nicht, Emotionen in unseren Songs zu verarbeiten, mit denen wir irgendwelche Probleme hätten oder mit unseren Songs unsere Dämonen zu bändigen. Das Schreiben von Songs ist also nicht therapeutisch für uns - allerdings hat das das Singen selbst schon eine therapeutische Wirkung für uns."

Nun ja - und für die Zuhörer wohl auch. Jedenfalls macht der Besuch eines Ocie Elliott-Konzertes nicht nur Jon und Sierra glücklich, sondern auch das Publikum. Und darauf kommt es ja an.

Weitere Infos:
www.ocieelliott.com
www.facebook.com/ocieelliottmusic
www.youtube.com/watch?v=nt8HNE-V1p4
www.youtube.com/watch?v=pIeNMXUQ5VA
www.youtube.com/channel/UCA_i9ygNW_EBF82ZfluYCFA
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Ullrich Maurer-
Ocie Elliott
Aktueller Tonträger:
In That Room
(Nettwerk)
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