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POKEY LAFARGE
 
So echt wie möglich
Pokey LaFarge
"Der Mann, der diese Songs singt, ist nicht mehr der Mann, der sie geschrieben hat", sagt Pokey LaFarge in den Linernotes zu seinem neuen Album "Rock Bottom Rhapsody". "Dieses Album erzählt die Geschichte des Mannes, der ich früher war." In der Tat hat sich vieles verändert für den amerikanischen Troubadour, der in der Vergangenheit mit seinem mutigen Genre-Hopping durch sämtliche Roots-Stilarten genauso aufgefallen ist wie mit seinem trockenen Humor, und das nicht nur, weil er 2018 seine langjährige Heimatstadt St. Louis verließ und sich in Los Angeles niederließ.
Ohne im Gaesteliste.de-Interview Details zu verraten, macht LaFarge unmissverständlich klar: Der Titel seines inzwischen achten Albums ist keinesfalls ironisch gemeint, denn die letzten zwei Jahre war er oft nur einen Schritt vom Abgrund entfernt. "Ich habe der Dunkelheit zu viel Kraft gegeben und traf einige schlechte Entscheidungen", sagt er rückblickend über diese Zeit. "Die Realität sah so aus, dass ich den Talsohle erreicht hatte, und dabei hatte ich definitiv auch schon früher einige Schwierigkeiten in meinem Leben." Die weitverbreitete These, dass es genau diese Tiefschläge sind, die viele Musiker erst zu großen Künstlern machen, teilt er allerdings nicht - zumal er sich natürlich nicht absichtlich in die Abwärtsspirale geworfen hat. "Ich bin dankbar, dass ich durch das Songwriting ein Ventil habe, um die schweren Zeiten zu verarbeiten, dass ich Lieder schreiben, singen und spielen kann", sagt er. "Allerdings glaube ich nicht, dass man ganz unten gewesen sein muss, um große Kunst zu erschaffen. Wenn ich rückwirkend all das vermeiden könnte, was ich durchgemacht habe: Ich würde es sofort tun!"

Songs wie "Fuck Me Up", "End Of My Rope", "Fallen Angel" oder "Ain't Comin Home" entstanden bereits, bevor es richtig krass wurde für LaFarge, zeigen aber auch, dass die Probleme, die er hatte, einen tieferen Ursprung haben. "Schon in sehr jungen Jahren habe ich Abwehrmechanismen für meine Probleme genutzt, statt mich ihnen geradewegs zu stellen", gesteht er und zählt selbst das Musikmachen dazu. "Mit dem, was ich heute weiß, kann ich allen Menschen nur raten, sich mit ihren Problemen lieber früher als später auseinanderzusetzen. Ich habe in meinem Leben einige Traumata erlitten, aber die Schuld bei anderen zu suchen, heißt nur, eine weitere Entschuldigung für mein aus diesem Schmerz resultierenden Verhalten anderen gegenüber zu suchen." Oberstes Ziel beim Texten war deshalb die Suche nach Wahrheit.

Musikalisch jagt er auf "Rock Bottom Rhapsody" dagegen weiter der Vielseitigkeit nach, die Großmeister wie Bob Dylan, Tom Waits oder Randy Newman ausgezeichnet hat, wenn er sich in seinen Songs Elemente aller erdenklichen Stilarten und Genres aus der ganzen Welt zu eigen macht, um am Ende zu einem ganz eigenen Sound jenseits des üblichen Schubladendenkens zu finden. "Die neue Platte ist für mich so etwas wie ein Mixtape", erklärt er. "Kein Song gleicht dem anderen." Die instrumentalen "Rock Bottom Interludes", die über das Album verteilt sind, sorgen derweil für konzeptionellen Zusammenhalt.

Das Resultat ist ein vielschichtiges Album, das mit der Zeit immer neue Schattierungen offenbart und verschiedene Deutungen zulässt. Genau diese Gegensätze, ja vielleicht sogar Widersprüche gefallen LaFarge. "Ich mag es, verschiede Elemente zusammenzuführen, um am Ende zum Beispiel einen eingängigen, tanzbaren Song zu haben, der allerdings in Moll ist und eine ganz traurige Geschichte erzählt." Speziell im Vergleich mit dem Vorgänger "Manic Revelations" fällt auf, dass die Arrangements - nicht zuletzt durch die fehlenden Bläser - dieses Mal weniger üppig ausfallen. Grund dafür sind nicht zuletzt neue Mitstreiter bei den Aufnahmen. "Ich habe mir die Freiheit genommen, diese Platte für mich selbst zu schreiben", erklärt LaFarge. „Zuvor habe ich lange mit der gleichen Band zusammengearbeitet und bisweilen beim Schreiben spezifische Instrumentalisten im Kopf gehabt. Dieses Mal war ich viel freier in der Herangehensweise. Genauso wie ich textlich zur Wahrheit vorstoßen wollte, ging es mir musikalisch darum, so echt wie möglich zu klingen."

Weitere Infos:
www.pokeylafarge.net
www.facebook.com/PokeyLaFarge
twitter.com/PokeyLaFarge
www.instagram.com/pokeylafarge/
Interview: -Simon Mahler-
Foto: -Larry Niehues-
Pokey LaFarge
Aktueller Tonträger:
Rock Bottom Rhapsody
(New West/Pias/Rough Trade)
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