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SOLARSCAPE
 
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Solarscape
Wiesbaden mal wieder. Rekord und Readymade haben gezeigt, daß es in dieser Stadt auch gute Musik gibt, Solarscape folgen ihnen auf dem Rewika-Label mit einem unglaublichen Debüt namens "The Slow, Sad Truth Of Other People's Lives". Also, wenn das kein Erfolg wird, dann (ver)zweifele ich langsam aber sicher an ver(w)irrten Geschmäckern. Melancholischer Rock-Pop ist das, was sie machen, und das machen sie: Verdammt sehr gut. Ich wiederhole: Verdammt sehr gut.
Was genau ist denn die langsame, traurige Wahrheit?!? Sänger Derick Rhodes erklärt dies wie folgt: "Dahinter steckt die Idee, daß in unserer Kultur diese Besessenheit nach Ruhm und Berühmtsein eine langsame, traurige Wahrheit ans Tageslicht bringt, daß diese nur für die 'normalen' Menschen gilt. Ich hoffe, daß die Idee des Ruhms eines Tages weitesgehend keinen Anklang mehr findet." Tja, wenn der Mann nicht so viel vom Berühmtsein hält, wird es schwierig, das Debüt nicht zu oft zu verkaufen, denn mit Hilfe von Daniel Riedl (Rekord/Tobacco) und Zac Johnson (Readymade) haben sie ein absolutes Album-Highlight geschaffen. Wie verliefen denn eigentlich die Aufnahmen? Derick: "Es gab da einen sehr, sehr langen Tag gegen Ende der Aufnahmen, wir hatten schon zwölf Stunden lang Streicher-Passagen aufgenommen, als Daniel und Tobi (Paldauf, Zentral Studio) meinten, wir sollten so lange wie möglich weiterspielen. So standen wir also um drei Uhr nachts im Mainzer Studio, hatten schon zwölf Stunden Streicher-Einsätze gehört, unzählige Red Bulls geleert und wir sangen immer wieder denselben Chorus - irgendwann zerreißts Dich. Wer mir nicht glaubt, sollte es mal selbst testen."

Jeder hat ja so seine Lieblings-Lieder auf der Platte - wie siehts denn bei Derick aus? "Es wechselt zwischen 'The Life Or The Look' und 'San Francisco Summer'. Die Produktion bei 'The Life...' ist wahrscheinlich die beste, die wir jemals hatten. 'San Fransisco Summer' ist der persönlichste Song auf dem Album. Ich habe ihn in 20 Minuten an einem Nachmittag geschrieben, und ich mag vor allem die Unvermittelheit und die Erinnerung an einen emotionalen und abenteuerlichen Sommer, den ich vor Jahren an der Westküste verbracht habe. Der Song transportiert mich zurück in eine bestimmte Zeit des Verlorenseins." Derick schreibt besonders häufig über den Himmel und über das Fliegen, auch im Bandnamen findet sich eine Referenz wieder - purer Zufall oder nackte Absicht? Derick: "Ich bin besessen von Flugzeugen und Flughäfen als Platz des Anfangs, des Endes und des Übergangs. Irgendwie fühle ich mich dort wohl, aber sie machen mir auch Angst. Als ich noch klein war, ist unsere Familie sehr oft umgezogen, und ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich aufgewacht bin und wieder einmal ein anderes Wetter und andere Menschen in ungewöhnlichen Bauten mit großen Fenstern erlebt habe. Technologie und die Bewegung fasziniert mich ebenso. Auch mag ich diese kleinen Tüten mit Erdnüssen drin - oder Seetang, wenn man nach Japan fliegt. Ich lese auch die Notfall-Instruktionen."

Solarscape
Wenn er denn soviel übers Fliegen schreibt, scheint es doch so, als wolle er vor irgendetwas abhauen, oder?!? Derick: "Ich denke, es ist eher das Gegenteil. Texte und Songs zu schreiben zieht mich in bestimmte Arten der Realität, die die Alltäglichkeit des Lebens manchmal mit sich bringt. Vielleicht will ich aber auch vor dem Verschwinden verschwinden. Ich würde gerne exotische Früchte bei einem freundlichen Ladenbesitzer kaufen, ohne über die neuesten sexuellen Verwicklungen des Herrn Boris Becker diskutieren zu müssen!" Das ist natürlich ein schweres Los. Auf die Frage, welche Songtexte er denn gerne geschrieben hätte, fallen Titel wie "Mistress" und "Have Your Forgotten" von den Red House Painters, "Here" von Pavement und auch "Over The Ocean" von Low - diese Bands fallen einem auch ein, wenn man die Musik von Solarscape hört. Live in Deutschland zu bewundern übrigens bei zwei Gigs als Support von Jimmy Eat World, und dann im April alleine.

Abschließend hat Derick noch den Solarscape-Masterplan parat, um sofortigen Indie-Erfolg zu erzielen:

Stufe 1:
Derick schreibt die Songs mitten in der Nacht auf der akustischen Gitarre und fertigt Demos in mässiger aber charmanter Qualität.

Stufe 2:
Die Band arbeitet an den Demos aus Stufe 1, im Kopf immer die Abschluß-Melodie von "Star Search", einer Blockbuster-Show aus den 80ern in Amerika. Die Band baut oft neue Arrangements ein, die den Song cooler machen, aber manchmal auch weniger charmant.

Stufe 3:
siehe Stufe 4.

Stufe 4:
Solarscape findet die zwei besten Sänger/Songschreiber/Studio-Freaks in Wiesbaden, die man für eine kleine Mark bekommen kann, und bettelt sie an, ihre Magie im coolsten aber auch bezahlbarsten Studio auszubreiten. Bemerkung: Der Charm, der in Stufe 2 verloren ging, wird hier teilweise wieder hergestellt.

Stufe 5:
Das Rewika-Label macht Ruhm und Reichtum möglich, quasi über Nacht.

Genau so geht das, Leute! Um Stufe 5 voranzutreiben, rate ich allen: Kaufen! Jetzt! Und sich in diese Platte verlieben!

Weitere Infos:
www.solarscape.de
Interview: -David Bluhm-
Fotos: -Pressefreigaben-
Solarscape
Aktueller Tonträger:
The Slow, Sad Truth Of Other People's Lives
(Rewika/Cargo)

 
 

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