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AIR OF DECEMBER
 
Oktober, November, Dezember
Air Of December
Air Of December ist eine vielversprechende Band aus - man staune - Dortmund und Umgebung, und sie machen das bisher schon ganz gut. Musikalisch einordnen könnte man sie in die englische Gitarren-Pop-Ecke. Nun ist es auch an der Zeit, die Songs vernünftig für eine geplante CD aufzunehmen, und dazu habe ich Sänger Carsten (Casi), Gitarrist Thorsten (Jimmy) und Drummer Lars während der Aufnahmen im Dortmunder Twin Record Studio getroffen...
Da wir uns gerade im Studio befinden - gibt es irgendwelche nervigen oder tollen Momente, die Euch noch im Kopf hängen geblieben sind?!?

Thorsten: Nervig eigentlich gar nicht - nervig war es, als wir unser Demo-Tape aufgenommen haben. Es war richtig spaßig...

Carsten: Während der Aufnahmen des Gesangs gab es einige spaßige Momente, aber letztendlich überwiegen doch die Momente, wo es einem kalt den Rücken runterläuft, weil bei den Stücken einfach die Sonne aufging.

Wie ich eben auch mitbekommen habe, ist die Reihenfolge der Songs, wie sie denn nun auf der CD erscheinen sollen, doch sehr schwer festzulegen - habt Ihr dennoch eine Vorstellung davon, und gibt es Gimmicks?!?

T.: Ja, Gimmicks haben wir drin, aber die Reihenfolge steht noch nicht fest. Es gibt da zwei Lieder, die einfach hintereinander kommen müssen, da es einen Übergang gibt, aber sonst ist alles noch offen.

C.: Wir haben uns sicher im Vorfeld Gedanken darüber gemacht, wann welche Lieder kommen sollen, aber so im Studio, Du hast es ja selbst mitbekommen, verwirft man die Pläne schnell wieder, weil die Songs doch teilweise im Endergebnis von den vorherigen Vorstellungen abweichen.

Wie funktioniert Euer Songwriting?!? Kommt da jemand von Euch mit einer Idee oder Melodie, oder kommt zuerst der Text...

C.: Meistens sind es die Gitarreros oder der Lars, die mit irgendwelchen Ideen reinkommen, dann schmeißen wir das in den Air Of December-Wolf, d.h. daß jeder irgendwie sein Quentchen dazugibt. Letztendlich ist das Stück erst dann fertig, wenn alle grünes Licht geben, aber letztendlich kann man nicht sagen, das Lied ist aus der Feder vom Jimmy oder vom Lars.

T.: Das passiert im Proberaum, und auf der CD sind auch zwei Stücke, die wir eigentlich schon verworfen hatten, aber die sind jetzt so geil geworden, daß sie einfach mit drauf müssen. Im Proberaum passiert eigentlich das meiste, denn irgendwie ist dann plötzlich ein Akkord da, der Rhythmus schließt sich an und dann entsteht so ein Lied.

Habt Ihr da einen Überblick, wie lange man braucht, bis ein Song steht?

T.: Das kann nie so genau sagen...

C.: Mit "Tango" haben wir uns sehr schwer getan - das war kurz davor, rausgeschmissen zu werden, das ging über Wochen. Aber zum Beispiel "Plastic Rose" ging ruck zuck - das kann man nicht so genau sagen.

T.: Stimmt, wir hatten auch schon mal ein Lied, das war in einer Probe fertig. Manchmal verwerfen wir Ideen, aber nehmen sie für andere Stücke wieder auf - so etwas passiert auch öfters.

C.: Das "Thank You, Good Night", ein Lied, das wir live spielen, war in einer Probe fertig.

Wie ist so die Zeitspanne der Lieder, die jetzt auf die CD kommen - ich habe gehört, daß ein paar ganz alte dabei sind, und auch ein paar brandneue?!?

T.: Es ist ein ganz neues dabei, "Dizzy Doubts", das haben wir erst zweimal live gespielt, "Fair Game" ist auch noch relativ neu, "Armageddons Day" und "Sex From A Distance" sind zwei alte Songs, mit denen die Band damals angefangen hat, und die anderen sind zwischendurch entstanden.

C.: Der Hauptteil der Lieder stammt aus 1997.

Carsten und Thorsten haben die Band im Dezember '92 gegründet, aber das aktuelle Line-Up gibt es erst seit '95, live seit Mai '96. Wie und wo habt Ihr Euch gefunden?

T.: Casi und ich kennen uns von der Schule her, und damals beschlossen wir halt, eine Band zu gründen, aber wir haben uns dann kurz danach wieder aufgelöst. Naja, dann habe ich halt im Reviermarkt eine Anzeige aufgegeben, worauf sich dann der Lars und Kay (bass) gemeldet, und Casi dümpelte dann so im Proberaum herum, und ich habe ich dann einfach aufgefordert, wieder zu singen. Dann meinte der Lars noch, er hätte da noch einen Gitarristen (Christian, auch als "Robbie" bekannt) aus seiner alten Band, und das war es dann.

C.: Irgendwie lief das parallel, denn ich habe nach Leuten gesucht, Jimmy auch, und dann haben wir uns im Proberaum wieder getroffen, und als wir dann wieder zusammen gespielt haben, dachten wir uns, daß wir doch eigentlich bescheuert sind, andere Leute zu suchen, und dann haben sich unsere Wege wieder zusammen gefunden. Anfangs waren noch ein paar Spannungen da, aber wir haben uns ausgequatscht, und jetzt ist wieder alles in Ordnung. Mit diesen fünf Leuten ist das jetzt optimal.

Und das geht auch interessensmäßig in Ordnung, oder gibt es da die ein oder andere Meinungsverschiedenheit darüber, was Richtung oder sonstiges betrifft?!?

T.: Ab uns zu mal, aber es ist natürlich nicht so, daß wir von vornerein alles neue ablehnen. Wir wollen alle schon in eine Richtung gehen.

C.: Die Einflüsse sind ähnlich - vom Lars und uns beiden ist das definitiv diese Gitarren-Pop-Ecke, der Robbie kommt eigentlich aus dem Hard Rock/Heavy Metal-Bereich, aber den haben wir schon umgepolt.

Casi, als alter Morrissey-Verehrer, wird wahrscheinlich sehr viel Wert auf die Songtexte legen - richtig?!?

C.: Ja, und ich wünsche mir eigentlich von allen Textschreibern, daß sie Wert darauf legen, was sie schreiben, ich auf jeden Fall. Ich lege sehr viel Wert auf die Texte, und ich weiß nicht, wie das rüber kommt. Ich habe letztens im Coolibri [Stadtzeitung] gelesen, daß man es als deutschsprachig aufgewachsener Sänger sehr schlecht rüberbringen kann, aber ich denke, wenn man sich mal wirklich hinsetzt und darüber nachdenkt, dann erlebt man doch schon öfters dieses "Aha"-Erlebnis. Vielleicht läuft es dem ein oder anderen doch mal kalt den Rücken runter.

Gibt es da den berühmten roten Faden in den Texten?

C.: Es ist immer phasenweise - einige Lieder, die zu einer bestimmten Zeit entstanden sind, beinhalten dann auch den roten Faden. Ich hatte vorletztes und dieses Jahr ziemlich amoröse, private Probleme, und es klar, daß man die dann natürlich verarbeitet, und ich weiß nicht, ob es von Air Of December 100%ige sog. Liebeslieder gibt, sicherlich, aber dann versteckt. Von authentischen her ist es teils teils - ich verarbeite halt ziemlich viele persönliche Erlebnisse, sei es aus dem Privat- oder Berufsleben, zum Beispiel "Fair Game" hat eine bestimmte Thematik, und zwar geht es da um diese Idioten der Heaven's Gate Sekte, die sich alle umgebracht haben, aber das kann man eigentlich nicht erkennen, wenn man den Text so liest. Wenn man jetzt diesen Background hat und erkennt, daß das Lied von dieser Sekte handelt, dann kommt dieses "Aha - so meint er das!"-Erlebnis, das ich eben schon erwähnt habe. Das ist ja auch das schöne daran, wenn ich die Texte nicht erkläre, daß man im ersten Moment nicht so viel damit anfangen kann, aber wenn man dann ein Stichwort bekommt, kommt dieses Erlebnis. Ich frage teilweise die Leute bewußt, was sie denn meinen, worüber das ein oder andere Lied geht, und dann bekomme ich teilweise ganz unterschiedliche Interpretationen, und das finde ich immer ganz interessant, weil letztendlich erraten es die Leute gar nicht. Das ist dann so ein kleines Geheimnis, das ich dann habe, und das finde ich schön.

Ich habe gehört, daß es sogar schon einen Air Of December-Fanclub gibt?

C.: Ja, aber es ist immer so eine Sache, daß eine Band in unserem Stadium sagt, daß wir einen Fanclub haben - da werden wir immer etwas belächelt, aber es ist schön, daß es Leute gibt, die diese Musik auch aufnehmen, gut finden und uns auch unterstützen. Also, es ist nicht so, daß es auf unserem Mist gewachsen ist, sondern daß die Leute auf uns zugekommen sind, und das ist eine schöne Sache, denn die Musik finde ich persönlich, ist es wert, bewußt angehört zu werden und nicht in diesem "Viva-genormten-Hip-Hop-und-Dance-Floor-Einerlei" untergeht!

Lars: Das mit dem Fanclub sehe ich nicht so als eigentlichen Fanclub, sondern als Intensiv-Betreuung der treuesten Fans, weil sie immer kommen, und dann die Möglichkeit haben, intensiv über die Band informiert zu werden.

Stimmt - und Informationen über etwas unbekanntere Bands zu bekommen, ist ja in der Regel etwas schwierig.

T.: Tja, und es muß ja auch noch handgemachte Musik geben, und da sind doch schon relativ viele Bands unterwegs.

C.: Ja, schöne Grüße übrigens an Walnut Grove(?) aus Aschaffenburg, die wir letztens kennengelernt haben. Es ist schön, immer wieder neue Bands kennenzulernen, und anfangs haben wir gedacht, mein Gott, sind wir denn die einzigen, die Musik in dieser Richtung bzw. auf dieser Ebene machen, denn da gibt es ja auf den ersten Blick immer nur ganz klein oder ganz groß. Wir sind da irgendwo mittendrin, und inzwischen haben wir schon einige Bands kennengelernt, die ähnlich wie wir sind.

L.: Je weiter man irgendwie kommt, desto mehr kommen die Bands, die man vorher als groß betitelt hat, weiter runter. Zum Beispiel damals, als Casi und Jimmy uns die Demo-Tapes vorgespielt haben, da standen wir auch sprachlos dar, haben bestaunt, wo sie schon überall aufgetreten sind, und wir mit unserem einen Auftritt, den wir uns selbst organisiert haben - das war damals schon ziemlich groß, was die hatten. Man schätzt das zwar immer noch, aber der Unterschied ist nicht mehr so groß.

C.: Auch ein Morrissey muß mal auf Toilette, und das, was dabei herauskommt, stinkt genauso wie bei uns. Klar gibt es diesen Kultstatus auch, aber vielleicht sieht man sie mit der Zeit doch als Musikerkollegen an. Die Kochen auch nur mit Wasser, die kochen vielleicht etwas besser, aber...

In sämtlichen Artikeln über Euch (auch in diesem), werden die Worte Smiths und Morrissey als Referenz angegeben - nerven diese Vergleiche nicht manchmal?

Air Of December
T.: Ich meine, wir klingen nicht so wie die Smiths oder Morrissey, aber wenn sie es schreiben, dann ist es doch eine Ehre.

L.: Ich finde, wir brauchen auch anfangs so eine Schublade, und wenn wir wirklich dann schon eine Platte draußen haben, und die läuft im Radio oder sogar auf Viva, und wenn die Leute dann dauernd schreiben, die klingen so-und-so, ich glaube, dann würde ich mich irgendwann ärgern.

C.: Es ist nunmal schwierig, Musik zu beschreiben, man muß sie hören, nur kann man natürlich nicht in jeder Zeitschrift ein Tape beilegen, und dann brauchen die Leute natürlich diese Schubladen. Die Schublade, die bei uns immer aufgemacht wird, ist halt die Smiths-Ecke, und das ist für mich persönlich eine große Ehre. Nur ich weiß 100%ig, daß wir uns nicht wie Smiths anhören, aber wenn das die anderen Leute sagen, dann schmeichelt das schon irgendwie.

L.: Aber wir selber versuchen ja auch, ein wenig in diese Ecke zu spielen, und wenn jetzt jemand kommt und sagt, wir klingen wie die H-Blocks, dann würde ich mich ärgern! Dann würde ich sagen, daß wir gar nicht so etwas machen, aber wenn andere jetzt plötzlich alle sagen, daß wir so klingen, dann würde ich mich erstmal fragen, warum wir denn so klingen...

Auf diese Referenz-Geschichte kam ich jetzt deshalb, weil vor einiger Zeit im Coolibri stand, daß Casi sich wie Morrissey anhören will...

C.: Ja, das war absolut schlecht geschrieben - ich habe nie behauptet, wie Morrissey singen zu wollen, weil es ist ja schon Blasphemie, denn ich kann mich nicht anhören wie Gott, ich kann vielleicht nur so predigen wie er, aber ich kann mich nicht so anhören, und das will ich auch nicht.

L.: Was ich auch noch wichtig finde, ist, daß wir ehrliche Absichten haben - angenommen, die ganze Sache hätte jetzt Erfolg, dann wäre auch jeder bereit, sowohl privat als auch beruflich zurückzustecken, und daß das jetzt nicht so ein Hobby ist. Wir nehmen die Sache sehr ernst, proben regelmäßig und wir machen was - wir kümmern uns ständig darum, irgendwelche Konzerte zu spielen etc., und wenn man andere kleine Bands betrachtet, die das alles nicht so ernst nehmen und eigentlich viel mehr aus sich machen könnten, dann kann ich nur sagen, daß sie selbst Schuld an ihrer Lage sind.

C.: Wenn man ehrlich ist, dann ist der kommerzielle Gedanke natürlich auch da, aber letztendlich kann man mit dieser Musik natürlich nicht den kommerziellen Erfolg z.B. der Dancefloor-Bands erzielen. Wir verfolgen mehr das Ideelle, wir wollen spielen, und daß die Leute kommen, sich das anhören und gut finden. Das ist dann zwangsläufig auch der kommerzielle Aspekt.

L.: Der Gedanke ist ja auch aus dem Grund da, weil wir das gesamte Geld, das wir z.B. aus Konzert-Gagen einnehmen, wieder in die Band stecken, und das, finde ich, zeichnet auch die Ehrlichkeit aus. Deswegen sollen die Leute auch die CD kaufen, damit wir dann weiter Musik machen können.

T.: Vor allem sollen die Leute auch mal den deutschen Bands eine Chance geben, und nicht immer nur rüber nach England oder Amerika gucken, so nach dem Motto: "Eine Band aus England ist gut, eine aus Deutschland? Naja!". Man hat von vornerein schlechte Karten.

Wünsche für 1998?

C.: Hauptsächlich, daß wir die CDs loswerden! Und deswegen werden wir auch wieder sehr viele Gigs spielen!

Genau, und darauf freue ich mich auch schon besonders, denn die Songs, die ich da im Studio hören durfte, waren doch sehr vielversprechend, und ich würde es den Jungs wünschen, daß sie alle CDs verkaufen! Das selbstproduzierte und selbstfinanzierte Debut soll im Februar/März 1998 erscheinen, und dazu wird es auch eine Release-Party hier in Dortmund geben. Die Band ist übrigens immer auf der Suche nach anderen Bands, mit denen man evtl. Konzerte organisieren kann, und sucht auch nach einem Plattenvertrag.

Weitere Infos:
www.airofdecember.de
Interview: -David Bluhm-
Fotos: -Pressefreigaben-



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