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RECOIL - ALAN WILDER
 
Alles fließt
Recoil - Alan Wilder
Bereits 1986 erschien mit "1 2" die erste Veröffentlichung vom ehemaligen Depeche Mode-Musical Director, Alan Wilder, unter dem Namen Recoil. Was anfänglich komplett in eigener Regie und instrumental entstanden ist, wuchs mit der Zeit und jetzt ist ein grandioses Werk namens "Liquid" erhältlich. Zwischen diesen beiden Alben erschienen drei weitere Platten, auf denen so wunderbare Gäste wie z.B. Toni Halliday von Curve oder auch Moby vertreten waren. Auf "Liquid" sind u.a. Diamanda Galás, Nicole Blackman, Samantha Coerbell, Rosa Torras zu hören. Ob Alan Wilder diese Entwicklung erwartet hat und vieles mehr erfuhren wir neulich beim Interview.
Alan: Nun, ich hatte nicht wirklich mit dieser Entwicklung gerechnet - auf der anderen Seite hat es mich aber auch nicht überrascht. Ich wußte aber, dass ich irgendwann meine eigene Musik machen würde. Ich hatte zwar keine Ahnung, wie das musikalisch aussehen würde, aber ich wußte, daß ich meinen eigenen Geschmack mit reinbringen würde, und der ist sehr weitläufig. Daß die Vocals so eine wichtige Rolle wie auf dem neuen Album spielen würden, hätte ich allerdings nicht gedacht. Ich hatte mit einer Entwicklung in Richtung instrumentaler Sound gerechnet.

Was war denn der ausschlaggebene Punkt, bei dem Du ernsthaft über Vocals nachgedacht hast?

Alan: Es war, als ich mit der Arbeit am dritten Album, "Bloodline", angefangen habe. Da dachte ich mir, daß ich nicht wirklich so instrumental und ambient-mäßig weitermachen könne, denn ich wollte nicht, daß die Leute meine Musik als Background-Musik benutzten. Das Projekt mußte also etwas zu sagen haben, etwas, worauf man achten konnte. Also habe ich Vocals eingebracht, obwohl ich die Stimmen damals auch eher als Instrumente angesehen habe.

Du hast ja auch schon immer zuhause in Deinem eigenen Studio gearbeitet - findet Du, daß es inzwischen recht einfach ist, zuhause Musik zu produzieren, weil ja die Technologie zu recht günstigen Preisen erhältlich ist, und jeder dann einfach loslegen kann?

Alan: Nun, ich denke, nicht jeder kann das. Nur weil die Technologie vorhanden ist, heißt das noch lange nicht, daß dabei auch gute Musik herauskommt. Die Technologie kann die Musik nicht selbst machen. Sie kann Dir helfen, aber wenn Du keine Ideen hast, bringt das alles nichts. Es ist einfach ein weiteres Werkzeug, vor dem man keine Angst zu haben braucht. Im Grunde gibt die Technologie vielen Leuten die Möglichkeit, schlechte Musik zu machen. Es ist wie beim Internet - man hat viele Möglichkeiten, aber es wird nichts gefiltert. Deswegen gibt es auch so viel Mist.

Hörst Du eigentlich nebenbei andere Musik, wenn Du im Studio bei der Arbeit bist, vielleicht um mal etwas Abstand zu gewinnen, und fließt diese Musik dann auch irgendwie in die Songs ein?

Alan: Normalerweise habe ich dazu einfach keine Zeit, um mir noch etwas anderes anzuhören. Wenn Du eine Platte machst, dann ist Deine ganze musikalische Geschichte anwesend, und manchmal fließen Sachen mit ein, von denen man einfach keine Ahnung hat, warum. Was ich letztens von zwei verschiedenen Journalisten gehört habe, hat mich doch recht erstaunt. Die beiden meinten, daß sie Einflüsse von Frank Zappa und King Crimson entdeckt haben. Klar sind die beiden Künstler auch in meiner Erinnerung, ich habe viel Zappa und King Crimson gehört, aber ich habe nicht an die beiden gedacht, als ich diese Platte gemacht habe.

Was waren denn so die Höhepunkte oder schwierigen Momente während der Aufnahmen zu "Liquid"?

Recoil - Alan Wilder
Alan: Nun, es wird immer dann interessant, wenn der Gesang aufgenommen wird, wenn es zum mehr Interaktion kommt, denn normalerweise arbeite ich alleine an der Musik, was von aussen recht langweilig scheint - was ich aber ganz und gar nicht finde. Als Diamanda Galás hereinkam, wurde es lustig. Sie hat eine unglaubliche Ausstrahlung, die den ganzen Raum ausfüllt. Dann gab es noch einen unschönen Moment, als wir mit einem Sänger an einem Track gearbeitet haben, der einfach nicht funktionieren wollte. "Jezebel", ein Song, der sich recht einfach anhört, hat beim Mixen am längsten gebraucht, und es war auch einer der ersten Songs, die ich aufgenommen hatte. Wahrscheinlich war das der Grund, warum es so lange gedauert hat, denn als wir mit den restlichen Songs fertig waren, stach "Jezebel" etwas heraus, und wir mußten ihn dann passend zum Rest machen. Schwierig war auch der Track "Black Box", der letztendlich in zwei Teilen auf dem Album vorhanden ist - es gibt da auch noch einen dritten Teil, den wir aber dann doch herausgelassen haben. Dieser dritte Teil ist ca. 7-8 Minuten lang, "Black Box" hatte also insgesamt eine Länge von ungefähr 15 Minuten, und wir haben sehr lange mit den drei Teilen herumprobiert, aber es klappte einfach nicht. So haben wir dann erst zum Schluß den Mittelpart herausgelassen.

Auf "Bloodline" gab es einen Gastauftritt von Curve-Sängerin Toni Halliday, und als Du mit den Aufnahmen zu "Liquid" begonnen hast, kamen Curve-Bassist Dean Garcia und Drummer Steven Monty vorbei. Da scheint es also eine besondere Verbindung zu Curve zu geben - steckt da ein besonderer Grund hinter?

Alan: Nun, 1986 habe ich Alan Moulder kennengelernt, als wir mit Depeche Mode an dem "101"-Album gearbeitet hatten, und Alan bat mich, einen Track seiner Freundin Toni Halliday zu remixen. Als ich dann während "Bloodline" nach geeigneten Leuten für die Vocals gesucht habe, kam mir Toni in den Sinn - schließlich hatte ich noch etwas gut bei ihr! Seitdem sind wir gut befreundet - sie hat übrigens damals mein altes Haus in London gekauft. Als Toni dann zusammen mit Dean Garcia Curve gegründet hat, hat mich das sehr gefreut, denn diese Musik paßt mehr zu ihr, und Curve machen einfach großartige Sachen. Dean ist außerdem ein hervorragender Bassist, der ein bestimmtes Gespür besitzt, das einfach paßt.

Es gibt hier in Deutschland eine Kampagne verschiedener Plattenfirmen mit dem Slogan "Copy Kills Music". Dort wird behauptet, daß das CD-Kopieren die Karriere-Chance neuer Bands vernichtet - was hälst Du davon?

Alan: Ich weiß nicht recht - es kommt darauf an. Wenn es reines Bootlegging ist, dann kann es für die Musik schädlich sein. Wenn es aber nur Enthusiasmus ist, wenn man anderen Leuten neue Musik vorstellen möchte, dann sehe ich da nichts falsches. In Bezug auf Recoil, wo es immer noch Probleme mit der Verbreitung gibt, kann es sehr hilfreich sein, wenn die Musik im gewissen Rahmen herumgereicht wird und dadurch Beachtung findet. Ich mag z.B. den Sound von MP3's nicht besonders - aber das ist eine andere Sache...

Abschließend waren wir uns noch darüber einig, daß an MP3-Dateien einfach die persönliche Seite fehlt - wie z.B. das Cover, das Booklet. Alan meinte zwar noch, daß es für die Kids bald nicht mehr diesen Unterschied zwischen dem "in-der-Hand-halten" der CD und einer MP3-Datei gebe, und daß Cover-Artwork bald nur noch Nostalgie ist. Was wir beide aber nicht hoffen. Es wird zwar keine Live-Shows mit Recoil geben, aber falls doch, wen würde Alan denn gerne auf seiner Gästeliste haben und warum? Nun, die Antwort könnt ihr euch per RealAudio anhören!

Seine anderen Antworten könnt ihr euch auch per RealAudio anhören...

Weitere Infos:
www.recoil.co.uk
Interview: -David Bluhm-
Fotos: -Pressefreigaben-
Recoil - Alan Wilder
Aktueller Tonträger:
Liquid
(Mute)
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