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GORKY'S ZYGOTIC MYNCI
 
Sommer im Winter
Gorky's Zygotic Mynci
Mit "Spanish Dance Troupe" hatten sich die Gorky's selbst übertroffen. Schon auf diesem Album hatten sie eine Vorliebe für die schrägsten Momente der Beatles und einen versteckten Hang zur Countrymusik offenbart, und genau das setzen sie auf "How I Long To Feel That Summer In My Heart" in Perfektion fort. Das Album, das wie gemacht ist für lange, winterliche Abende am Kamin, fängt eine ähnliche Stimmung ein wie John Cales Meisterwerk "Paris 1919", und alleine dafür gebührt den Gorky's Respekt.
Überraschend kommt diese ausgezeichnete Platte natürlich dennoch nicht. Seit die Waliser - damals noch Teenager - 1993 beim kleinen Ankst-Label unterschrieben hatten, waren sie beständig auf dem Weg nach oben. Anfänglich noch recht ungelenk und melodisch, eher an krautrockenden Strukturen denn klassischen Pop-Elementen interessiert, führte ihre schrittweise Öffnung zum Mainstream nicht nur zu einem Major-Label-Deal, sondern auch zu einer vielbeachteten Tournee mit Spiritualized 1997. Doch genau in dem Moment, wo sich mit dem Album "Gorky 5" ein breiteres Publikum für die Gorky's zu interessieren begann, wurden sie von ihrem Label gefeuert. "Das war schon ein Schock", erzählte uns Sänger Euros Childs vor zwei Jahren beim letzten Zusammentreffen mit der Gästeliste in Bochum. "Vor allem der Zeitpunkt: Zwei Wochen, nachdem die Platte herausgekommen war. Wir kamen am Montag ins Büro und es hieß nur: Tschüß, das war's! Es war wirklich schade um die Platte. Für uns als Band war es nicht so schlimm, das Label war eh nicht sehr gut." Mit ihrem derzeitigen Label Mantra/Beggars Banquet sind die Briten dagegen sehr zufrieden, auch wenn sie deshalb dennoch nicht vor kleinen Katastrophen gefeit sind, wie uns Ende August Megan Childs, Geigerin der Band und Euros Schwester, wenige Stunden vor dem allerersten deutschen Headlinekonzert der Gorky's in München berichtete: "Eigentlich sind wir gerade nur zu dritt auf einer Promo-Interview-Tour unterwegs, und ehrlich gesagt wußten wir gar nicht, daß wir heute ein richtiges Konzert spielen sollten. Wir haben auch keine Techniker und so weiter dabei. Außer für die ein oder andere Radiosession sind wir auch noch nie zu dritt aufgetreten, das wird bestimmt ziemlich seltsam werden. Ich hoffe nur, daß die Zuschauer das dann nicht als Maßstab für die Band ansehen, denn das wäre einfach falsch. Deshalb bin ich schon etwas nervös. Das Witzigste allerdings ist, daß wir zu dritt genau die Songs von [dem letztjährigen Akustik-Mini-Album] 'Blue Trees' spielen müssen, obwohl die Platte nie in Deutschland veröffentlicht wurde, hahaha."
Gorky's Zygotic Mynci
Was allerdings nicht allzu schlimm sein dürfte, denn auch wenn "Blue Trees" und "How I Long..." ein gutes Stück vom Sound der frühen Gorky's entfernt ist, war der Trend zu countryesken und poppigen Songs doch auch schon auf dem letzten regulären Album "Spanish Dance Troupe" spürbar. Und wer sich noch genauer mit den Walisern beschäftigt hat, wußte noch viel früher um diese Seite der Band. "Wir haben immer schon viel Country- und Popmusik gehört. Auf unseren frühren B-Seiten kann man das auch bereits hören. Damals waren es eigentlich nur Imitationen, die uns viel Spaß gemacht haben, jetzt ist der Prozeß viel natürlicher." Ihrer experimentierfreudig-verqueren Vergangenheit haben die Waliser jedenfalls endgültig den Rücken gekehrt, auch wenn Megan verrät, daß die Band der ruhigen, manchmal fast getragenen Stimmung des Albums zum Trotz auch einige Uptempo-Songs aufgenommen hat, die aber letztendlich keinen Platz auf der LP fanden. Fakt ist, daß es den Gorky's jetzt gelingt, ihre Zuhörer mit anderen Mitteln für sich zu gewinnen. Mit ihren herausragenden Qualitäten als Songwriter beispielsweise. Inzwischen ist es nicht mehr nur Euros, der die Songs schreibt und singt, sondern auch Gitarrist Richard James hat drei Stücke beigesteuert. Und sogar Megan ist mit einem Stück vertreten. "Euros schreibt immer noch den Großteil unserer Songs, ganz einfach deshalb, weil er so viele schreibt, und nicht, weil wir seine unbedingt für besser halten. Insofern sind wir ziemlich demokratisch. Wenn ein Song gut ist, erscheint er auf dem Album, egal, wer ihn geschrieben hat. Letztendlich hatte Richard drei und ich nur einen. Das war aber völlig in Ordnung, denn ich hatte nicht noch zwanzig andere, die ich auch gerne veröffentlicht hätte. Ich hab ein Stück und das ist auf dem Album", lacht Megan.

Bleibt eigentlich nur noch festzuhalten, daß "How I Long..." eine wunderschöne, leise Platte ist, die uns nicht nur perfekt auf die kalte Jahreszeit einstimmt, sondern auch auf die erste Deutschland-Headline-Tournee von Gorky's Zygotic Mynci, die uns im Spätherbst ins Haus steht. Denn spätestens dann wird wieder der Sommer in unseren Herzen Einzug halten, egal wie kalt es draußen sein mag. Jede Wette!

Weitere Infos:
www.gorkys.com
Interview: -Carsten Wohlfeld-
Fotos: -Pressefreigaben-
Gorky's Zygotic Mynci
Aktueller Tonträger:
How I Long To Feel That Summer In My Heart
(Mantra/Beggars Banquet/Connected)

 
 

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