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TEGAN AND SARA
 
Laut und widerwärtig
Tegan And Sara
"Wir waren punkig, laut und widerwärtig", meint Tegan - eine Hälfte des kanadischen Zwillings-Duos Tegan And Sara - auf die Frage, wie denn alles angefangen hat für die beiden. Das paßt irgendwie. Denn obschon die vorliegende Debüt-CD "This Business Of Art" sich vorwiegend auf dem Singer-Songwriter-Terrain tummelt, steckt doch jede Menge überbordender - man ist sogar geneigt zu sagen - überschüssiger Energie im Vortrag. Das entspricht widerum dem enthusiastischen Wortschwall, der durch den Telefonhörer quillt, wenn Tegan von der "Karriere" der Girls aus Calgary erzählt. "Das mit den akustischen Gitarren kommt daher, daß wir früher zu Hause immer dermaßen laut waren, daß unsere Mutter irgendwann sagte, daß es nun aber reiche. Wir haben so laut rumgemacht, bis die Verstärker durchgebrannt sind. Dann haben wir akustisch weitergemacht. Auf der Bühne sind wir aber nach wie vor laut und widerwärtig."
Warum Tegan so einen großen Wert darauf legt, widerwärtig sein zu wollen, ist nicht ganz klar. Am Telefon kommt sie jedenfalls recht sympathisch herüber. Nochmal zurück zu den Wortschwällen: Auch die Texte der CD kommen ohne Punkt und Komma daher. Wie kann man sich denn solche Wortkaskaden merken? "Oh, das ist einfach", lacht Tegan, "es geht weniger darum geht, sich die Texte merken zu können, als vielmehr eine Motivation zu finden, sie noch mal zu singen. Für uns sind die Stücke ja schon recht alt." Das muß man relativieren. Die Mädels sind mit 21 recht jung. Als sie mit 17 diese Stücke schrieben, ging alles recht fix. Man gewann irgendwann einen Wettbewerb, dann wurde Neil Young (bzw. dessen Vapor-Label) auf sie aufmerksam und dann ging es - in Kanada - recht schnell. Bis hin zu Support-Slots für Neil, Paula Cole, Juliana Hatfield oder die Pretenders. Das ist den beiden aber nicht weiter zu Kopf gestiegen, denn Tegan And Sara haben sich eine ganz eigene Philosophie bezüglich des Rockbusiness zurechtgelegt. "Kunst will vermarktet werden", meint Tegan hierzu, "deswegen auch der Titel des Albums. Wir sind Künstlerinnen - ehrlich gesagt deswegen, weil wir irgendwann festgestellt haben, daß das besser ist, als von 9 bis 5 im Diner zu arbeiten. Aber: Ich bin auch gerne Geschäftsfrau. Das macht mir Spaß. Es ist da fast noch schwieriger, Musik zu machen." Das ist so ziemlich das erste Mal, daß sowas von den Musikanten selbst kommt. Sonst ist das eher immer umgekehrt. Aber es geht noch weiter. "Uns geht es nicht darum, irgendwelche Märkte oder Länder zu erobern. Wir wollen Deutschland oder Europa nicht erobern." Sondern? "Wir wollen Sachen anders machen, uns unsere Nischen suchen", meint Tegan im Brustton der Überzeugung, "das ist z.B. auch einer der Gründe, warum wir's in Japan versucht haben - mit einigem Erfolg." Liegt das vielleicht daran, daß sie Kanadierinnen sind? "Ja genau", stimmt Tegan zu, "wir sind gerne Kanadierinnen. Denn in Kanada brauchst du eine gewisse 'kanadische Energie'. Du mußt immer danach trachten, dich in anderen Bereichen als die 'anderen' (das meint die US-Amerikaner) durchzusetzen. Und du mußt dich in Kanada besonders anstrengen, um Erfolg zu haben. Das ist eine große Herausforderung."
Tegan And Sara
Das sind Aussagen, die man von anderen Kanadiern auch immer wieder hört. Was Tegan And Sara hier ein bißchen abhebt, ist dieses unglaubliche Energie-Level, was sie doch sehr von den anderen kanadischen Musikanten, die ja immer so wie die entspannteren Amerikaner wirken, unterscheidet. Das kann ja auch - neben der Widerwärtigkeit - an der jugendlichen Frische liegen. Tegan And Sara sind jedenfalls noch dabei, sich zu finden. Das wollen sie auf der nächsten CD dann auch verwirklichen. "Wir sind mit Musik aufgewachsen", beschreibt Tegan das, "unsere Eltern sind große Led Zeppelin-, U2- und Bruce Springsteen-Fans. Daneben gibt es ja noch die ganzen Klassiker, wie Dylan oder Joni Mitchell - und auch neue Acts, wie Whiskeytown, die alle großartige Songschreiber sind. Wenn du dir unsere Stücke anhörst - besonders die Texte - dann merkst du, daß diese von jungen Leuten geschrieben wurden. So reden und denken Mädchen im Alter von 17 Jahren. Das sind alles traurige und verzweifelte Dinge." Schreiben Tegan And Sara eigentlich im Team? "Nein, wir sind Schwestern. Also hassen wir uns. Und wir kämpfen um die Songs. Nachher vertragen wir uns aber wieder." Und wie wollen die Schwesterlein ihr Repertoire aufwerten? "Vergleiche mal die erste Scheibe von Bruce Springsteen, 'Greetings From Ashbury Park', mit 'Tom Joad'. Da wirst du feststellen, daß er auf letzterer einen Bruchteil der Worte benötigte, die er auf 'Ashbury Park' einsetzte. Er sagt mehr mit weniger Worten. Das ist es, worauf wir hinarbeiten. Wir wollen ehrliche, bescheidene und reife Songs schreiben." Die vielleicht ein bißchen laut und widerwärtig sind? "Ja, das werden wir so schnell nicht drangeben. Du mußt uns mal auf der Bühne erleben." Wie denn? Für Deutschland sind gerade mal drei Termine angesetzt gewesen. "Nun ja, das ist für uns ja so eine Art Showcase-Situation", meint Tegan, "wir möchten dann lieber mit neuem Material von der nächsten CD, die für das Frühjahr geplant ist, richtig auf Tour gehen. Dann sind wir ja hoffentlich auch ein wenig bekannt." Das ist zu erwarten. Denn wann hat man schon mal sympathische, laute, punkige, widerwärtige Songwriterinnen gehabt, die mit ihren akustischen Gitarren jede Menge Krach machen?
Weitere Infos:
www.teganandsara.com
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Tegan And Sara
Aktueller Tonträger:
This Business Of Art
(Vapor/WEA)
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