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THE FRANK AND WALTERS
 
Die wahrscheinlich beste Band der Welt
The Frank And Walters
In grauer Vorzeit, Anfang der 90er Jahre, hatten die drei Iren schon einmal fast ein paar Hits, mit wunderschönen Songs wie "After All" oder "This Is Not A Song". Nach einer langen Pause meldeten sie sich dann 1997 mit dem Album "Grand Parade" und der "Indian Ocean"-EP zurück, auf der das ebenso unfassbar schöne wie ziemlich krasse Abschiedslied "Pathways" zu finden war. Und ihr drittes Album, "Beauty Becomes More Than Life", wurde von den englischen Kollegen des NME vor drei Jahren als "lost classic for the 21st century" gepriesen. Eine zeitlos-schöne Pop-Platte, die keine Trends kannte und trotzdem aktuell klang. Gebracht hat das Paul Linehan (Bass, Gesang), Ashley Keating (Schlagzeug) und Niall Linehan (Gitarre) - zumindest was die Beachtung in Deutschland angeht - letztendlich sehr wenig, denn auch die letzte reguläre Veröffentlichung "Glass" erschien wieder einmal erst Monate später auch in Germany.
Da grenzte es fast schon an ein kleines Wunder, dass die Band - ungewöhnlich pünktlich - zur Veröffentlichung ihres dieser Tage erscheinenden "Best Of"-Albums einen Abstecher zur PopKomm nach Köln machte. Noch überraschender war allerdings der Auftritt der drei Iren im Rose Club. Denn wer erwartet hatte, dass das bodenständige Trio passend zu seinem Status eine Show spielen würde, die nett, aber nicht weltbewegend sein würde, sah sich ge-, aber nicht enttäuscht. Mit traumwandlerischer Sicherheit und unbändigem Enthusiasmus spielten sich die Frank And Walters durch gut ein Dutzend Songs - und egal, ob sie brillante Frühwerke à la "After All" oder vergessene Klassiker wie "Indian Ocean" oder "Time We Said Goodnight" spielten - jede einzelne Nummer war ein gottverdammter Hit. Und als wäre das nicht genug, hängten sie als Zugabe noch eine aberwitzige Version des Tone-Loc-Krachers "Funky Cold Medina" dran. Von "früher fand ich die mal ganz nett" zu "die wahrscheinlich beste Band der Welt" innerhalb nur einer Stunde - eine reife Leistung!

Der Grund für die Leichtigkeit, mit der die Band dieses Kunststück fertig brachte, ist wohl nicht zuletzt auch, dass die drei im Gegensatz zu vielen anderen Bands ein ganz entspanntes Verhältnis zum Erfolg haben, wie sie im Gespräch mit Gaesteliste.de vor der Show verrieten. "Um ganz ehrlich zu sein: Wir haben kein Problem damit, nicht groß rauszukommen", gestand uns Paul. "Wir konnten uns die letzten 12 Jahre ein schönes Leben machen. Wir hatten die Chance, uns selbst zu verwirklichen und Musik zu schreiben, und hatten stets eine Plattenfirma, die uns finanziell unterstützt hat. Wir hatten wirklich Glück, denn wir hatten so nie die Probleme, die mit zu viel Erfolg zwangsläufig einhergehen. Ganz ehrlich: Ich würde gar nicht richtig berühmt sein wollen. Ein bisschen bekannter, als wir es jetzt sind, wäre nicht schlecht, aber nicht zu viel mehr! Dafür ist mir mein Privatleben einfach zu wichtig." Und Ashley fügte an: "Es ist schon ein bisschen bizarr, dass wir so lange dabeigeblieben sind. Wir wollten immer in einer Band spielen und haben es wirklich geschafft, nie etwas anderes machen zu müssen. Über die Jahre haben wir jede Menge Tricks gelernt. Inzwischen sind wir ziemlich gut darin, eine Band zu sein!" Dass die Frank And Walters zu Zeiten ihres größten Erfolges "After All" vor zehn Jahren in England nie mal einen Abstecher auf deutsche Bühnen gemacht haben, lag übrigens nicht am fehlenden Interesse der Band, sondern auch ein wenig an der schlechten Organisation ihrer Plattenfirma. "Niemand hat uns gefragt, ob wir spielen wollten. Wir haben nie gewusst, dass die Leute in Deutschland unsere Musik mögen. Das gleiche gilt zum Beispiel für Spanien. Wir haben einfach keinen Schimmer gehabt, dass 'After All' dort oft im Radio gelaufen ist und auch in den Nightclubs gespielt wurde. Als wir dann zum ersten Mal nach Spanien kamen und auf dem Benicassim-Festival 'After All' gespielt haben, ist das gesamte Publikum durchgedreht. Wir haben uns nur gedacht: 'Woher kennen all diese Leute das Stück überhaupt?', hahaha! Wir waren einfach davon ausgegangen, dass uns niemand auf dem europäischen Festland kennt. Die internationale Abteilung unseres Labels hat sich wenig Mühe gegeben, uns außerhalb von England bekannt zu machen, und hat uns noch nicht einmal gesagt, dass wir auch in Europa einige Erfolge hatten."

Nachdem der simple, aber geniale Plan "Wir haben einfach immer weiter Alben veröffentlicht, denn je mehr du veröffentlichst, desto größer wird die Chance, dass jemand über deine Musik stolpert" für die Iren in der Vergangenheit so blendend funktioniert hat, macht trotz der relativ überschaubaren kommerziellen Erfolge der Band auch die neue "Best Of"-Scheibe Sinn. "Die Beatles haben eine 'Best Of'-Platte gemacht, warum also wir nicht auch?", meint Paul grinsend. "Keiner weiß so genau, was es mit einer 'Best Of'-Veröffentlichung auf sich hat. Du machst es einfach, hahaha!" Spaß beiseite: Die wirkliche Idee hinter der Veröffentlichung war eher, dass gerade die ersten beiden Alben der Band heute in Deutschland und weiten Teilen Europas nur noch sehr schwer zu bekommen sind, und anstatt die kompletten Platten wieder zu veröffentlichen, schien es Band und Label sinnvoller, sich auf eine Zusammenstellung der besten Momente zu beschränken. Zu denen gehörten rückblickend übrigens nicht nur die Singles. "Für uns waren zehn Jahre des Plattenveröffentlichens auch so etwas wie ein Meilenstein", erklärt Ashley, "deshalb war jetzt ein guter Zeitpunkt. Ich war anfangs etwas skeptisch, weil man ja oft denkt, dass eine 'Best Of'-Platte erst am Ende der Karriere einer Band erscheint, aber als ich mir die Platte jetzt angehört habe, hatte sie ein angenehmes nostalgisches Feeling: 'Weißt du noch, wie wir im Studio jenen Song aufgenommen haben, oder als wir diesen zum ersten Mal live gespielt haben?', und für unsere Fans dürfte das ganz ähnlich sein, wenn sie sich die Platte anhören."

Paul geht sogar noch einen Schritt weiter. "Ich mag bei den meisten Bands ihre 'Best Of'-Alben lieber als die regulären Platten, weil man so nur beste Qualität erhält. Reguläre Platten haben immer mindestens drei oder vier schlechte Songs. Selbst die Beatles haben schlechte Alben veröffentlicht, aber es waren immer einige großartige Songs darauf. Gerade, um jemanden erstmals auf eine Band aufmerksam zu machen, gibt es nichts Besseres als ein 'Best Of'. Ich habe zum Beispiel zuerst eine 'Best Of'-Platte von The Who gehört und fand sie absolut brillant, aber als ich mir dann die regulären Alben angehört habe, war da eine Menge Zeug darauf, das du einfach aussitzt und das nicht wirklich Spaß macht." Irgendwie muss das aber auch so sein, schließlich wissen auch die Frank And Walters bei der Arbeit im Studio nie, welche Songs sich letztendlich als die besten herauskristallisieren. "Was sehr früh feststeht, sind die Singles, weil das einfach die poppigsten Songs sind. Bei den anderen ist es eher Zufall. Da gibt es zum Beispiel einen Song auf unserem dritten Album ['Beauty Becomes More Than Life'] namens 'Time We Say Goodnight', und dass das ein wirklich guter Song ist, wurde uns erst bewusst, als wir ihn live gespielt haben. Auf der Platte war es nur ein Stück, das irgendwo am Ende versteckt war, aber auf der Bühne wurde es zu einem sehr wichtigen Song." Und Paul ergänzte: "Du selbst magst ja alle Songs gleich gerne, weil du sie selbst geschrieben hast und sie so Teil deines Gefühlslebens sind. Du kannst einfach nicht zwischen gut oder schlecht unterscheiden." Derweil hat die Band schon fleißig Songs für eine weitere reguläre Veröffentlichung gesammelt, die uns - sofern alles glatt läuft - nächstes Jahr ins Haus stehen dürfte. Dann dürfen wir aller Wahrscheinlichkeit nach eine Platte erwarten, die weniger elektronisch ist als "Glass". "Das war einfach ein Album, das wir machen mussten. Wir wollten mal eine sehr experimentelle Platte machen. Das war einfach etwas, das wir ausprobieren wollten, und jetzt, da wir es einmal gemacht haben, können wir das wieder hinter uns lassen. Ich glaube kaum, dass die nächste Platte ähnlich elektronisch wird."

The Frank And Walters
Gerade die treuesten Fans der Band dürfte diese Ansage sehr freuen, und auch, wenn die Frank And Walters darum bemüht sind, im Studio nicht die Sicht auf die eigenen Visionen mit zu vielen Gedanken über mögliche Publikumsreaktionen zu verstellen, ist die Zufriedenheit des Publikums bei den Konzerten um so wichtiger, wie Ashley abschließend erklärt: "Wenn jemand uns Geld bezahlt, damit wir auf der Bühne stehen, erwartet man in erster Linie Unterhaltung von uns, und genau das ist dann unser Job. Also spielen wir die Songs, von denen wir wissen, dass die Fans sie mögen. Manche können wir einfach nicht live spielen, aber wir haben zum Beispiel nie Konzerte nur mit neuen Songs gespielt. Es waren immer Songs von allen Platten, sogar von den ganz frühen EPs darunter. Als Fans würden wir das von einer anderen Band auch erwarten, warum sollten wir es also anders machen. Letztendlich bist du auf der Bühne ein Entertainer. Vorzugeben, zu cool und abgehoben zu sein, um deine alten Songs zu spielen - das ist doch echt Blödsinn!"
Weitere Infos:
www.thefrankandwalters.com
Interview: -Carsten Wohlfeld & David Bluhm-
Fotos: -Pressefreigaben-
The Frank And Walters
Aktueller Tonträger:
Best Of
(Setanta/EFA)

 
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