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Interview-Archiv

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MILES
 
So da wie nie
Miles
Dass es Miles noch gibt, und dass mit "Don't Let The Cold In" ein phantastisches neues Album in den Läden steht, damit konnte man fast nicht rechnen, denn viele Schwierigkeiten pflasterten den Weg der Band in den letzten Jahren. Vor allem die immer noch anhaltenden Querelen mit der ehemaligen Plattenfirma haben viel Energie gekostet, und daran ist schon so manche Band zerbrochen oder in ein kreatives Loch gefallen - nicht so Gitarrist/Sänger Tobias Kuhn, Gitarrist/Keyboarder Gilbert Hartsch, Drummer Ronny Rock und Neu-Bassistin Nina Kränsel, denn sie haben das Beste aus der Situation gemacht und ein recht direktes Album mit unfassbar guten Melodien aufgenommen. Viele Gründe für uns, mal wieder mit der Band zu sprechen und zu fragen, wie die Stimmung zur Zeit ist.
Tobi: "Ich glaube, dass Miles so frisch und so am Start und vor allem entspannt ist, wie es noch nie war. Und mit Nina ist auch so ein frischer und neuer Wind hereingekommen, vor allem nach dieser Phase, wo man sich nicht sicher war, ob man jetzt weitermacht oder nicht. Und vor allem ist es jetzt ohne Druck völlig entspannter und angenehmer. Letztes Mal war da dieser Druck, der von allen Seiten auch noch aufgebaut wurde, so von wegen 'Hey, nächste Woche, ne, sehen wir uns in den Charts, ne?!?' Sowas ist jetzt gar nicht mehr da, und es spekuliert auch keiner darauf, dass die Platte in die Charts geht oder so. Es ist viel weniger Geld im Spiel, was auch wieder angenehm ist, denn wir wissen alle, wie das funktioniert mit deutschen Gitarren-Bands, die beim Major Label sind und was für eine Laufzeit so etwas hat, und dass diese Bands dann immer mal gerne gedroppt werden. Die Frage ist ja, wie so eine Band - deren Inhalt es ja ist, Musik zu machen - dann langfristig überleben kann. Das ist es, wo wir jetzt auch mit gestärktem Rücken da stehen, weil wir sowas überlebt haben, nach zwei Platten und nach dieser immer noch währenden Auseinandersetzung mit V2, und wir stehen jetzt da und können sagen: 'Hey, wir können auch anders weitermachen!' Darauf sind wir mit einem kleinen Hauch von Nostalgie schon ziemlich stolz." Wenn man die Band z.B. letztes Jahr bei den wenigen Auftritten erlebt hat, wurden einem sämtliche Gedanken an die Schädelwand gedrückt, so energisch und hart wurde dort gerockt - ein kompletter Frontalangriff, und anscheinend auch eine Menge Frustration, die ausgelebt werden musste. So finden sich auch einige Andeutungen zum Umfeld der Band in den letzten Monaten in den Texten und der allgemeinen Stimmung der Songs wieder. Tobi: "Die Geschichte der neuen Platte ist sehr unangenehm gewesen, denn nach der ganzen Frage, ob die Band weitermachen soll, wo wir echt lange überlegt haben, und uns dann gesagt haben, dass wir weitermachen, aber nur, wenn wir uns verstehen und Spaß dabei haben, kam halt die Auseinanderseutzung mit V2 - es war ganz klar, dass wir die Platte mit denen machen, noch unter dem vorigen Geschäftsführer. Dann kam, als wir im Studio waren, der neue Geschäftsführer, der mit Miles nichts anfangen konnte. So kam es halt zu dieser Situation, dass wir mit der Firma bzw. den Leuten vier Jahre lang super zusammengearbeitet haben, und mit dem neuem Chef konnten wir das nicht, da machte es keinen Sinn mehr. Wir haben nach einem Ausgleich gesucht, und das zieht sich bis jetzt hin, und von unserer Seite besteht auch das Gefühl, dass V2 bzw. die Verantwortlichen dort extrem ungerecht gegen uns vorgegangen sind. Man hat fadenscheinige Gründe gesucht, um der Band zu kündigen, sich zu drücken, das Geld einfach nicht zu zahlen, es wurden mündliche Vereinbarungen nicht eingehalten - das zieht sich bis jetzt, und das ist natürlich ermüdend, weil du eineinhalb Jahre lang die Platte machst, und sich dann die Frage nach der Existenz stellt. Wir sind jetzt alle 28 Jahre, und man fragt sich, was mache ich hier eigentlich?!? Aus diesen Sachen bezieht sich diese Verärgerung, die sich in Konzert-Ansagen und auf jeden Fall in der textlichen Komponente der neuen Platte widerspiegelt."
Besagte Platte wurde diesmal in Blöcken aufgenommen, auch aufgrund der ungeklärten finanziellen Situation - dennoch klingt sie wie aus einem Guss. Nina: "Das Konzept der Platte stand vor dem ganzen Debakel mit V2 schon fest - es sollte auf jeden Fall eine Band-Platte werden. Zwar schreibt Tobi die meisten Songs, einige zusammen mit Gilbert, aber das Augenmerk wurde darauf gelegt, die Songs miteinander zu arrangieren, dass jeder von Beginn an seinen Teil einbringen kann, dass schon im Proberaum die Instrumentierung festgelegt wurde und dann erst im Studio mit unserem Produzenten Jem das Ganze weiter arrangiert wurde..." Tobi: "Die rote 'Miles'-Platte war ganz klar ein Ding zwischen Olaf [Opal] und mir, und sie ist dann auch ein Selbstläufer geworden. Jetzt war es so, dass wir direkt gesagt haben, dass jeder in der Band Teil dessen sein muss, jeder soll auch fühlen, dass er seinen Beitrag zur Platte geleistet hat - das war auch das Problem bei der roten Platte, dass manchmal die Identifikation fehlte, vor allem, wenn der Kopf der Band die Platte hauptsächlich mit dem Produzenten im Studio macht. Das sollte auf keinen Fall mehr passieren, daraus ist dann auch die Idee entsprungen, dass wir eine direktere Platte machen wollten. Aber Miles sagen immer, sie wollen eine direktere Platte aufnehmen! [lacht] Was dabei herauskommt, ist wieder etwas anderes. Ich glaube aber, die neue Platte ist vom Gefühl her roher, es gibt drei, vier Lieder, bei denen wir von der Energie und Rohheit noch nie so nah dran waren, aber natürlich sind da so auch Stücke wie 'Silverspoon' oder 'No Love' - wenn man da in's Studio kommt, erscheint das kleine Teufelchen und redet auf dich ein, dass es doch so nicht bleiben kann!" Nina: "Es gibt Songs, die hat Tobi damals in England alleine mit Gitarre und Klavier geschrieben, und fast alles selbst arrangiert, und dann gibt es Stücke, die sind erst ziemlich spät entstanden..." Tobi: "'Don't Let The Cold In' war z.B. auch so ein ganz normales Stück, extrem 'Imagine'-mäßig, und dann haben wir festgestellt, dass es zu langweilig ist - dann haben wir einfach nur einen Schlagzeug-Beat in Hamburg aufgenommen, und daraufhin den Song gebaut. Das war so eins der wenigen Sachen, die so gebaut wurden wie früher. 'Silverspoon' war auch ähnlich - vom Arrangement her war es ursprünglich recht langweilig, sehr Beatles-mäßig, mit dem klassischen George Harrison-Solo, es war alles zu klar. Dann haben wir im Nachhinein das Schlagzeug auf die Aufnahmen drübergespielt, ich habe nochmal alles neu eingesungen, und dann hat es gepasst." Worin liegt denn der Hauptunterschied zwischen Olaf Opal und Jem als Produzenten? Tobi: "Olaf ist jemand, der schon zehn Jahre länger Platten aufnimmt und er ist jemand, der immer eine Vision hat, und die Vision muss die Band auch teilen wollen, wenn sie mit ihm aufnimmt, weil er einfach extrem viele Ideen hat. Jem ist jemand, der eine Band auch aufnehmen kann, ohne so eine Vision zu haben. Das sind zwei grundverschiedene Arten zu produzieren, ich glaube, dass Olaf das auch kann und Jem auch mehr Input geben kann. Jem hat diesmal die ganze Geschichte und Entstehung der Platte mitbekommen, er hat mitbekommen, wie Nina in die Band kam, und man konnte dann auch nachvollziehen, dass aus so einer Entwicklung, nicht mehr so eine große Platte zu machen, mit so einem argen Produzenten-Input, dass er genau der richtige Mann war. Wie es bei einer nächsten Platte werden wird, weiß ich nicht. Bei dieser Platte war es genau richtig, und ich habe - ganz ernsthaft! - aufgehört, weiter im Voraus zu denken als die nächsten zwei Monate! Ich freue mich jetzt auf die Tour, ich freue mich darauf, dass die Platte herauskommt, und das war's erstmal." Eine wahrscheinlich gesunde Einstellung. Apropos gesund - wie schuldig fühlen sich denn Miles, andere deutsche Bands zum Alkohol-Missbrauch gezwungen zu haben?!? Virginia Jetzt! haben da neulich im Tourtagebuch einige Andeutungen gemacht... Nina: "Harharhar...du meinst die gemeinsame Tour?!? Fast wie Giganten - jetzt schon legendär! Das war eine super Tour. Das sind einfach so nette Typen, und es hat verdammt Spaß gemacht, mit denen unterwegs zu sein - das sind die Party-Könige! Das ist die Gute-Laune-Hölle! Das war großartig und das würden wir gerne mal wiederholen..." Darüber würden sich garantiert eine Menge Leute freuen - über "Don't Let The Cold In" ebenfalls.
Weitere Infos:
www.miles-music.com
www.icanhearmusic.de
Interview: -David Bluhm-
Foto: -Pressefreigaben-
Miles
Aktueller Tonträger:
Don't Let The Cold In
(Nois-O-Lution/Indigo)

 
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