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MINISTRY
 
"Ich fühle mich wie 15, so als wenn du mit einer Punkband unterwegs bist und alles Mögliche zertrümmerst"
Ministry
US-Präsidenten aus dem republikanischen Lager haben schon immer das Beste aus Ministry herausgeholt. Der Ruhm der Band gründet sich auf die Zeit, in der Bush senior vor zwölf Jahren im Weißen Haus regierte und Al Jourgensen seinen Klassiker "Psalm 69" ablieferte. Der Hass auf die Politik von Bush junior trieb die Industrial-Pioniere schon auf dem letzten, 2002 eingespielten Werk "Animositisomina" zu Höchstleistungen - und auch das neue Album "Houses Of The Mole" bildet da keine Ausnahme. Trotzdem ist die neue Scheibe mehr als nur die Fortsetzung des vorherigen Albums. Allein schon deshalb, weil Bassist und Elektronik-Fachmann Paul Barker nach 18 Jahren aus der Band ausstieg und Sänger / Gitarrist Al Jourgensen nach überwundener Drogenphase wieder alleine ans Ruder ließ. Nachdem Paul wegen einer Europa-Tournee mit Ministry nicht am Begräbnis seines eigenen Vaters teilnehmen konnte, war für ihn klar: Direkt im Anschluss an die Tour zum letzten Album wieder monatelang in El Paso im Studio zu werkeln und dann direkt wieder auf Konzertreise zu gehen, kam für ihn nicht in Frage.
"Paul war nicht mehr mit Herz und Seele dabei", erklärt der gut aufgelegte Al - stilecht in ein "Fuck Bush"-Shirt gekleidet - Gaesteliste.de beim Treffen in Frankfurt. "Er hat zwei Kinder, die jetzt neun bzw. zehn sind, und er hat sie fast ein Jahr lang nicht gesehen. Insofern war es in gewisser Weise vorhersehbar, dass er aussteigen würde. Als Gitarrist der Band wollte ich auf dieser Platte ganz klar die Gitarren in den Vordergrund stellen, aber Paul wollte sich lieber in Richtung Computer bewegen." Die grobe Richtung stand also fest, trotzdem war sich Al vor Beginn der Aufnahmen selbst nicht ganz sicher, wie Ministry ohne Paul klingen würden. "Ich weiß vorher nie, wie sich eine neue Platte anhören wird. Ich schnalle einfach den Gurt fest und lass mich überraschen, wohin mich die Reise führt", verrät Al, der dennoch froh war, dass ihm bei den Aufnahmen einige altbewährte Ministry-Kräfte wie Leadgitarrist Mike Scaccia zur Seite gestanden haben. "Ich fühle mich wie 15, so als wenn du mit einer Punkband unterwegs bist und alles Mögliche zertrümmerst", sagt Al, dessen neuerlicher Enthusiasmus nicht zuletzt darauf zurückzuführen ist, dass er nun wieder clean ist. Trotzdem glaubt Jourgensen nicht, die letzten zehn, zwölf Jahre verschwendet zu haben. Ohne die schlechten Erfahrungen der letzten Jahre wäre er schließlich vermutlich heute nicht dort, wo er nun angekommen ist. "Ich bereue nichts. Wenn überhaupt, finde ich es etwas schade, dass ich meine anderen Bands - Revolting Cocks und Lard - so habe schleifen lassen. Ich war einfach körperlich nicht in der Lage, mich diesen Projekten zu widmen, weil ich so kaputt war, und dadurch habe ich eine Menge guter Gelegenheiten verpasst, Spaß zu haben. Darum geht es schließlich bei den Alben dieser Bands. Sie bedeuten viel weniger Arbeit als Ministry, es geht vielmehr darum, dass ein paar gute Freunde zusammen abhängen und Spaß haben."
Ministry
Trotzdem ist "Houses Of The Mole" kein reines Just-For-Fun-Projekt. Nicht nur auf der Platte zeigt sich Al politisch engagiert, er ist auch für die Organisation "punkvoter.com" aktiv, deren Ziel natürlich die Abwahl des US-Präsidenten George W. Bush bei den Ende des Jahres anstehenden Wahlen in Amerika ist. Auch dieses Engagement ist nicht zuletzt auf die Tatsache zurückzuführen, dass Al heute den Kopf wieder frei hat für solche Dinge. "Es ist aber nicht nur so, dass ich jetzt - anders als früher - in der Lage bin, etwas zu tun", erklärt er. "Es ist auch so, dass die Entscheidungen dieser Regierungen mehr in unser alltägliches Leben eingreifen. Manchmal gibt es Präsidenten, von denen du ziemlich sicher weißt, dass sie korrupt sind (weil sie es irgendwie alle sind), trotzdem berühren sie dein persönliches Leben nicht besonders. Dieses Mal ist das anders! Ich glaube zwar, dass Bush ein geradezu globales Problem darstellt, dennoch werden wir uns bis zur Wahl vor allem auf Amerika konzentrieren. Mit Hilfe von 'punkvoter.com' kann man sich bei all unseren anstehenden Konzerten für die Wahl registrieren lassen, aber sobald die Wahl vorüber ist, sehen wir zu, dass wir aus Amerika verschwinden, und werden hier touren! Das heißt, das Erste, was ich nach Kerrys Sieg machen werde, ist nackt die Straße runterlaufen und feiern, aber direkt danach sind wir sofort hier in Europa am Start! Ich denke, Kerrys Chancen stehen ziemlich gut, weil viele Menschen lieber diesen Aschenbecher hier wählen würden als Bush. Richtig ist allerdings auch, dass es unglaublich polarisiert ist. Unser Land steht kurz vor dem Bürgerkrieg. Ich denke, diesen Sommer wird es eine Menge Massendemonstrationen geben, vor allem bei den Conventions. In meinen 45 Jahren habe ich noch nie so etwas erlebt. Selbst über Vietnam gingen die Meinungen nicht so sehr auseinander. Es gibt keinerlei 'Treffen in der Mitte'. Entweder bist du für Bush oder gegen ihn. Deshalb wird Nader dieses Mal vermutlich auch nicht die Stimmen bekommen, die er ohne Frage verdient, weil allen klar ist, dass es nichts bringt, für ihn zu stimmen, weil es wichtiger ist, Bush abzuwählen! Wie das funktioniert, ist mir egal, Hauptsache, es klappt!"
Weitere Infos:
www.ministrymusic.com
Interview: -Simon Mahler-
Fotos: -Paul Elledge-
Ministry
Aktueller Tonträger:
Houses Of The Mole
(Mayan/Sanctuary/Soulfood)

 
 

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