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RADIO 4
 
Die vertrauliche Wahrheit
Radio 4
Ungewöhnliche Töne vernimmt man vom neuen, dritten Radio 4-Album "Stealing Of A Nation". Es geht hier um den Zustand des aktuellen Amerika - von der "gestohlenen" Wahl Bushs über die apathische Lethargie der Durchschnitts-Amerikaner bis zur Terrorismus Hysterie wird alles verarbeitet, was der Moment hergibt. Ungewöhnlich ist das jedenfalls insofern, als dass das musikalisch dann als Dancefloor-orientierte, politisch motivierte Rockmusik umgesetzt wird. Hat das vielleicht mit den Umständen zu tun, unter denen das Album entstand? Denn im Winter letzten Jahres zogen die Jungs in ein ungeheiztes Brooklyner Kellerstudio und mussten sich dort mit ihrer eigenen Musik offensichtlich warmspielen - das wird auf einem Video auf der CD anschaulich illustriert.
"Viele Leute sagen, dass das neue Album gründlicher sei, als das letzte", erklärt Bandleader Anthony Roman, "es gibt mehr Ebenen und Strukturen und die Vocals sind besser herausgearbeitet. Einer der Umstände, die dazu geführt haben, war mit Sicherheit das Wetter. Die meiste Zeit während der Aufnahmen gab es das schlechteste Wetter, das wir je gesehen haben. Nun, es war zwar kalt im Studio, aber längst nicht so kalt wie draußen. Die Leute sind also lieber im Studio geblieben, als etwa rauszugehen, um Freunde zu treffen oder zur Bar zu gehen oder so - was sonst immer ein großes Problem sein kann, wenn man zu Hause aufnimmt und schönes Wetter ist. Das führte schlicht dazu, dass wir länger im Studio geblieben sind, als wir das normalerweise tun. Als Konsequenz daraus hatten wir einige interessante Ideen." Das heißt: Das ganze klingt also anders, als wenn es etwa im Sommer entstanden wäre? "Für mich nicht unbedingt", überlegt Anthony, "nicht dass ich es genau wüsste - denn manche Leute sagen, das neue Album klingt düsterer während andere meinen, es klinge fröhlicher. Es wird abzuwarten bleiben. Es hat aber mehr Energie und mehr Grooves. Das, was wir wollten, war, dass es mehr Dance-orientiert und zugleich melodischer sein sollte." Das scheint ja sowieso Radio 4s Spezialität zu sein. "Unser eigener Cocktail?", meint Anthony, "ja, das schon. Obwohl wir nicht die ersten Leute sind, die so etwas ausprobiert haben. Eine Menge Disco Musik ist z.B. melodisch und gleichzeitig tanzbar. Es scheint bei elektronischer Musik ein Problem mit der Melodie zu sein. Wir sind aber immer interessiert gewesen an melodischem Punk-Rock - wir kommen vom Punk - und an Tanzmusik; warum also sollten wir es nicht kombinieren? New Order haben doch auch so was gemacht."
Was war denn das Wichtigste bei der neuen Scheibe? Es gibt ja zum Beispiel neue Bandmitglieder - den Perkussionisten P.J O'Connor und den Keyboarder Gerard Garone. Wie entstanden denn die neuen Tracks? "Die meisten Stücke sind im Vorfeld geschrieben und dann im Studio zusammengesetzt worden. Das Konstruieren geschah aber vorher", erklärt Anthony, "das meiste Zeug, das ich geschrieben habe, habe ich mit Loops und einer Drum-Machine gemacht, auf die ich dann Bass-Stimmen auflegte. Gitarre spiele ich ja selber nicht. 'Partycrasher', ein Stück über Leute, die sich bei angesagten Parties einschleichen, ist z.B. ein gutes Beispiel." Wie kommt es eigentlich, dass Radio 4 am Ende des Tages eher englisch als amerikanisch klingen? "Das mag an unserem Produzenten, Max Heyes, liegen", erläutert Anthony, "er hat seine Wurzeln in der britischen Tanz-orientierten Musik - Leftfield, Underworld, Massive Attack, Primal Scream. Ich muss aber zugeben, dass wir von Anfang an nach England geschielt haben, was unsere Inspirationen betrifft. Da hat sich nichts geändert. Wir haben immer schon diese anglophile Reputation gehabt. Unsere Wurzeln kommen auch daher - guter britischer Pop wie die Kinks z.B. Ich mochte auch die Stone Roses und Primal Scream. Es waren immer die Bands, die Rave und Rock Kultur mischten. Es ist auch so, dass wir in London und in Paris am besten ankommen - das scheint die Szene zu sein, die für uns am besten geeignet ist." Was will uns denn eigentlich das Cover-Motiv sagen? Es zeigt gezeichnete Figuren beim Fernsehen, die indes schwarze Balken über den Augen haben. "Es sagt etwas über die Medien aus", verrät Anthony, "wir werden von den Medien belogen. Niemandes Augen sind für die Wahrheit geöffnet. Die Wahrheit ist vertraulich." Das ist ja eine Aussage, die sich auch in den Texten widerspiegelt. "Also, wir machen ja schon unser Statement", führt Anthony das aus, "wir bieten einen alternativen Blickwinkel auf Amerika. Wir sprechen über das, was passiert. Wir lassen uns dabei von der Musik inspirieren, die meist vorher da ist. 'Transmission' z.B. hatte diesen Refrain, der den Text auslöste. Es sind Ideen, die in deinem Kopf herumschwirren, Dinge, die über die du etwas sagen möchtest." Was ist denn der wichtigste Aspekt der neuen Scheibe? "Ich denke, dass das Songwriting stärker geworden ist. Unser Gitarrist, Tommy Williams, hat vier oder fünf Stücke geschrieben und die anderen tragen auch ihren Teil bei. Ich denke, ich bin dabei der Chef, denn irgendjemand muss ja die Richtung vorgeben. Ich und der Produzent. Er hat viel vom Drum-Programming beigesteuert und er hat uns letztlich auch gesagt, wann eine Performance gut ist oder nicht. Es ist die Aufgabe des Produzenten, das Beste aus der Band herauszukitzeln und sie vielleicht zu neuen Territorien hinzuleiten. Das macht er sehr gut."
Radio 4
Inhaltlich lehnen sich Radio 4 ja vergleichsweise weit aus dem Fenster. Wie wirkt sich das denn aus? Neulich erzählte uns ein amerikanischer Songwriter ja gerade, dass er sich schäme, ein Amerikaner zu sein? "Irgendwo hat er ja damit recht", pflichtet Anthony bei, "in 'Stealing Of A Nation' geht es um den Krieg. Es geht um Dinge, in die sich die USA nicht einmischen sollten und es geht auch ein bisschen um das Gefühl, sich als Amerikaner zu schämen. Unsere Scheibe ist ja noch nicht erschienen - also wissen wir nicht, wie sie aufgenommen wird. Unsere Freunde und unsere Fans denken aber schon ähnlich wie wir. Wir haben ja alle möglichen Fans, aber hauptsächlich sind es Leute Anfang zwanzig, die auf Rock- und Tanzmusik stehen - die sind sehr aufgeschlossen. Das Problem fängt erst an, wenn jemand in einem größeren Rahmen, im Mainstream, den Mund aufmacht. Dann heißt es, diese Leute seien antiamerikanisch und deren Scheiben werden nicht mehr gespielt." Das heißt dann also auch, dass "Stealing Of A Nation" eine klassische Protest-Scheibe ist, nicht wahr. "Irgendwie schon, ja", stimmt Anthony zu, "wir haben natürlich auch keine Antworten, aber wir möchten die Leute zum Nachdenken anregen und einen Dialog initiieren, Konfrontation erzeugen und ein anderes Denken auslösen." Das erfreuliche an diesem Ansatz ist, dass er aus einer Richtung und aus einer Ecke kommt, aus der man dies nicht unbedingt erwartet. Das macht Radio 4 beispielsweise zu einer interessanten Alternative für diejenigen, die mit den klassischen Protestsängern oder mit Punkmusik musikalisch nicht viel anfangen können. Insofern stellen Radio 4 also durchaus etwas Besonderes dar.
Weitere Infos:
www.r4ny.com
www.cityslang.com/bandseiten/radio4/radio_4_frame.html
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Radio 4
Aktueller Tonträger:
Stealing Of A Nation
(CitySlang/Labels/EMI)
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