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THE STILLS
 
Hoffnung, Romantik und Trostlosigkeit
The Stills
Vier junge Männer aus Montreal treffen sich, teilen eine gemeinsame Vorliebe für Bands und Künstler wie Elvis Costello, The Smiths, Radiohead, The Cure, Echo & The Bunnymen, Spiritualized, gründen The Stills, schreiben Songs und nehmen sie in einem Studio in New York auf. 2003 erscheint das Debüt-Album in den Vereinigten Staaten von Amerika, mit einem Jahr Verspätung nun auch in Europa. Die Songs klingen grob gesagt wie eine Mischung aus den o.g. Bands, sie haben alle etwas episches an sich, Ästhetik spielt - nicht nur im Bandnamen, der eine Referenz an die Fotografie darstellen soll - eine große Rolle. Doch gibt es auch eher banale Dinge, die einen weltbereisenden Musikanten wie Dave Hamelin, Songschreiber und Drummer der Stills, erfreuen: "In England braucht man irgendwie fünf Leute, um die Klo-Spülung zu bedienen - hier hingegen scheint alles moderner zu sein!"
Die vier genannten jungen Männer sind neben Dave Hamelin noch Tim Fletcher (Gesang, Gitarre), Greg Pacquet (Gitarre) und Oliver Crowe (Bass). Ihr Debüt, "Logic Will Break Your Heart", wurde von Gus van Go produziert und auf unsere Lieblingsfrage an Künstler aus Kanada, ob es etwas typisch kanadisches in ihrer Musik gibt, hagelt es zunächst eine kleine geografische Nachhilfe-Stunde von Dave: "Zuerst muss ich ja mal festhalten, dass wir aus Quebec kommen, und eigentlich zählen sich die Einwohner Quebecs nicht Kanada zugehörig - zumal es auch sehr verschieden von Kanada ist. Sicherlich gibt es viel Musik, die typisch für Kanada ist, das gilt aber nicht für Quebec. Viele Bands, die in Kanada erfolgreich sind, schaffen es nicht in Quebec. Die kulturelle Zusammensetzung in Quebec unterscheidet sich sehr von Kanada - deswegen ist die Kunst auch verschieden. Politisch ist es sehr instabil, die Mieten sind niedrig, es gibt sehr viele Künstler, es ist zwar eine Art Arbeiterstadt, aber dennoch sehr entspannt, der Lebens-Standard ist recht hoch, es herrscht ein eher europäisches Gefühl vor. Unsere Musik ist schon typisch für Montreal - von dort kommen auch Godspeed! You Black Emperor, Rufus Wainwright, Leonard Cohen -, und was alle diese Bands - und auch wir - gemeinsam haben, ist eine Art von Romantik und Trostlosigkeit. Dies wiederum kommt daher, dass wir vier sehr ausgeprägte Jahreszeiten durchleben. Es kann sehr kalt werden in Montreal, da herrschen schonmal eine Woche lang -25 Grad, ohne den Wind-Faktor! Und die Engländer beschweren sich immer über ihre 'kalten' Tage - die sollten mal nach Montreal kommen! Wenn wir im Winter nach England kommen, ist es wie Urlaub für uns, es ist wie Hawaii! Im Sommer hingegen ist es unglaublich heiß in Montreal. Wenn man Jahr für Jahr diesen saisonalen Unterschied miterlebt, dann bleibt man auf dem Boden. Und das scheint sich in der Musik widerzuspiegeln, diese Hoffnung und die Trostlosigkeit. You have to love life, or else you're fucked!"
Die Platte ist bereits im letzten Jahr in Amerika erschienen, also haben wir es hier mehr oder weniger mit "alten" Songs zu tun - nervt es nicht, über diese Songs reden zu müssen, wenn die Platte schon so lange hinter einem liegt, man sicherlich in der Zwischenzeit neue Stücke geschrieben hat und eigentlich nach vorne blicken möchte? Dave: "Das hält sich in Grenzen. Eigentlich ist eine Platte ja bereits 'alt', sobald man sie fertiggestellt hat. Fünf der Songs haben wir in 2000 geschrieben, man schreibt also für ein bis zwei Jahre, dann nimmt man sie auf, dafür geht wieder ein Jahr drauf, und wenn die Platte endlich veröffentlicht wird, sind die Songs im Schnitt drei Jahre alt. Und nun ist schon wieder ein Jahr vorüber, aber sie repräsentieren immer noch eine bestimmte Seite von uns. Wir haben natürlich in der Zwischenzeit neue Songs geschrieben, haben jetzt acht bis neun Stücke fertig, und teilweise ähneln sie schon den Songs der ersten Platte, aber einige wiederum nicht - diese neuen Stücke orientieren sich weniger an der Melodie, sondern viel mehr an den Songtexten. Das kommt daher, dass ich mich in letzter Zeit viel für Folk interessiert habe, Bob Dylan, Bright Eyes, Bright Eyes, Johnny Cash, und prinzipiell für amerikanische Musik. Als wir mit Ryan Adams auf Tour waren, habe ich wirklich großen Gefallen an seiner Musik gefunden und er hat mir irgendwie die Augen für neue Bands und andere Musikarten geöffnet. Ich hätte mir nie vorstellen können, amerikanische Musik so toll zu finden, denn es herrscht nunmal dieses Klischee vor, dass Amerikaner dumm und fett sind - aber wenn man mal durch das Land reist und die Menschen kennenlernt, ist das schon etwas anderes. Viele großartige Künstler kommen daher, und dafür gibt es natürlich einen Grund: Es ist alles sehr dynamisch. Diese Reise durch Amerika hat mich persönlich sehr beeinflusst." Aber um trotzdem nochmal auf die alten Stücke zurückzukommen - wenn es einen solchen zeitlichen Unterschied in ihrer Entstehung gibt, dann birgt das natürlich die Gefahr, dass der Stil von Song zu Song variiert. "Einige Songs mussten wir tatsächlich so umstricken, dass es einen homogenen Gesamteindruck auf der Platte geben konnte, so dass es sich eben nicht wie eine Art Compilation anhört", gibt Dave zu Protokoll. "Ich bin mir nicht sicher, ob wir das letztendlich so gewollt hatten, aber dafür macht man ja Platten - um daraus zu lernen und es beim nächsten Mal besser zu machen. Wir finden die Platte natürlich trotzdem klasse, aber wir sind uns dennoch im Klaren darüber, dass wir eine Veränderung bei der nächsten durchziehen wollen. Nimm' zum Beispiel The Clash, Radiohead und die Beatles - deren Sound hat sich mit den Jahren sehr verändert. Die erste Clash-Platte klingt nicht wie 'Combat Rock', und 'London Calling' klingt nicht wie 'Combat Rock'. 'OK Computer' klingt nicht wie 'Kid A', und 'Kid A' klingt nicht wie 'Pablo Honey'. Wir würden gerne unser Debüt als unser 'Pablo Honey' betrachten, nicht, weil es nicht gut ist, sondern weil wir uns weiterentwickeln wollen." Diese Veränderung soll sich wie bereits angedeutet mehr in Richtung Songtexte und evtl. auch Folk-Einflüsse bewegen, teilweise sollen die Songs weniger episch klingen ("Tim, unser Sänger, hat eine eher epische Stimme, also wird es dieses Element also nach wie vor geben.") und evtl. soll ein zusätzlicher Drummer engagiert werden, damit Dave weitere Gesangsparts übernehmen kann.
The Stills
Im Stück "Still In Love Song" gibt es eine sehr markante Bass-Linie, die "This Is Not A Love Song" von P.I.L. entliehen ist - haben die Stills denn inzwischen mal einen Scheck an den ehemaligen P.I.L.-Bassisten Keith Levine geschickt? "Harhar, ja, stimmt, wir sollten ihm wohl mal einen Scheck zukommen lassen", lacht Dave. "Das war damals schon recht lustig, als wir den Song geschrieben haben - unser Produzent meinte, dass wir noch etwas Spezielles im Chorus bräuchten, und er ist - glaube ich - 34 Jahre alt, er hat schon mit P.I.L. Konzerte gespielt, und er meinte dann: 'Wie wär's denn hiermit...?' Und dann spielte er diese Bass-Linie aus 'This Is Not A Love Song'. Aber wir haben das damals nicht sofort erkannt, es passte aber perfekt in den Song. Ungefähr ein Jahr später ist es uns dann aufgefallen, dass diese Bass-Linie aus dem P.I.L.-Stück ist - aber er meinte nur, dass es wohl egal wäre, das würde eh niemanden interessieren! [lacht] Deswegen haben wir den Song dann auch 'Still In Love Song' genannt." Wer sich von den Live-Qualitäten der Stills überzeugen möchte, kann dies auf der von Gaesteliste.de präsentierten Tour im September tun.
Weitere Infos:
www.thestills.net
www.the-stills.co.uk
www.warnermusic.de/artist/12256/artist_bio/
www.thestills.de
yesterdaynevertomorrows.com
Interview: -David Bluhm-
Fotos: -Pressefreigaben-
The Stills
Aktueller Tonträger:
Logic Will Break Your Heart
(Atlantic Records/WEA)
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