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NIKKI SUDDEN
 
Piraten, Prinzessinnen und Profis
Nikki Sudden
Derjenige, der konsequenter als Nikki Sudden seinen eigenen Weg geht, muss erst noch erfunden werden! Mit jedem Tonträger, den der quirlige Engländer veröffentlicht, nähert er sich seinem angestrebten Ideal, die perfekte 70s-Scheibe einzuspielen, ein kleines Stückchen weiter an. Damit ist Nikki natürlich nicht unbedingt ein Ausbund an Hipness und Innovation - aber auch das hat seinen Reiz. Viele Musikfreunde - darunter übrigens auch allerlei illustre Kollegen Nikkis - gieren ja geradezu nach der zeitlos klassischen Rockmusik, die Nikki ohne Unterlass aus dem Ärmel schüttelt. So auch auf seinem neuesten Werk, "Treasure Island", mit dem er jetzt unermüdlich durch die Gegend tourt, und auf dem er unter anderem Ian McLagan und Mick Taylor verpflichtete, um seinen Idealsound noch konkreter auf Band bannen zu können.
Wieder einmal kokettiert er auf dem neuen Werk mit dem Image des Outlaws, des Außenseiters - dieses Mal in Form des Piraten. Muss man eigentlich ein Krimineller sein, um ein wahrer Romantiker sein zu können? "Ein interessanter Gedanke", räumt Nikki ein, "aber das Leben eines Kriminellen hat noch nie einen Reiz auf mich ausgeübt. Piraten, Outlaws, Banditen leben aber außerhalb des Gesetzes. Und ich denke, das gilt auch für alle guten Musiker. Wenn sie das nicht tun, dann sollten sie es aber besser! Außerdem ergibt das immer großartige Bilder." Was hat es eigentlich mit dem Titel, "Die Schatzinsel", auf sich? Hat das was mit Robert Louis Stevensons Buch zu tun? "Außer dass ich den Titel geborgt habe, eigentlich nicht", räumt Nikki ein, "Die Landkarte auf dem Cover entsprang der Vorstellung eines Freundes, des Künstlers Trevor Austin. Aber das Buch habe ich immer gemocht. 'Die Schatzinsel' kann eine Metapher für alles sein, was du oder ich möchte. Suche nach den versteckten Schätzen, darum geht es!" Nikki hat sich ja jetzt eine fünfsaitige Gitarre in der Art wie Keith Richards eine hat, bauen lassen. Was ist denn da der Witz dabei? "Das hat natürlich damit zu tun, dass Keith Richards normalerweise eine fünfsaitige Gitarre verwendet, um die ganzen klassischen Stones Riffs zu schreiben", meint Nikki, "wenn man so eine Gitarre also verwendet, stellt sich automatisch auch so was ein. Du nimmst im Prinzip die untere E-Saite ab und stimmst deine Gitarre auf einen offenen G-Akkord. Ich habe schon seit Jahren fünfsaitige Gitarren verwendet. Zuerst, glaube ich, auf 'Forest Fire' auf 'Waiting On Egypt' und das meiste Zeug auf 'God Save Us Poor Sinners'. Es ist einfach eine andere Art zu spielen, weil die Saiten anders schwingen." Was machen denn Nikkis Buchprojekte? Da war ja auch eines über die Stones in der Pipeline, nicht? "Mittlerweile arbeite ich an vier Büchern", verrät er, "das, welches am ehesten fertig gestellt ist, ist meine Biographie, für die ich auch einen Vertrag mit einem italienischen Verlag habe. Ich bin gerade in Rom und arbeite daran - 95 000 Wörter habe ich so weit fertig. Dann gibt's immer noch mein Buch über meine Songtexte - das immer so lange fertig ist, bis ich einen neuen Song schreibe. Mein Buch über die Stones handelt jetzt davon, wie Ron Wood die Faces verlässt und sich den Stones anschließt, während Mick Taylor die Band verlässt. Und dann hat noch niemand ein Buch über Ronnie Woods beide ersten Solo-Alben geschrieben und deren Wichtigkeit. (Besonders die erste) Deswegen dachte ich, dass ich das tun sollte. Manchmal wünsche ich mir indes, ich hätte niemals damit angefangen. Aber wenn man etwas anfängt, muss man es auch fertig stellen. Es wird bestimmt eines der besten Bücher sein, die jemals über die Stones geschrieben wurden und das mit den wenigsten Fehlern."
Eine kleine Anekdote am Rande: Auf dem Live-Mitschnitt von Ronnie Woods DVD "Far East Man" ist Nikki kurz im Publikum zu sehen. Wie ist denn momentan Nikkis Philosophie bezüglich des 70s Sounds? Das neue Album kommt der Sache ja schon recht nahe. "Danke, aber dieses Mal war das gar keine bewusste Sache", schränkt Nikki ein, "das nächste könnte aber wieder eines werden. Die 70s waren für mich halt nun mal die beste Zeit für die Musik überhaupt. Ich versuche aber immer zeitlose Alben zu machen. Und ich denke, dass ich großteils Erfolg gehabt habe. Als wir die Sachen aufgenommen haben, habe ich John Rivers, dem Tontechniker und Mit-Produzenten alte 80s und 70s Scheiben vorgespielt und gesagt: 'Kannst du es möglichst genau so und so klingen lassen?' Wenn man seine Referenzen kennt, kann man eigentlich nichts falsch machen." Wie hat Nikki denn mit seinen Gästen - allen voran Ian MacLagan, Mick Taylor und dem Steel-Virtuosen B.J. Cole zusammengearbeitet? "Ich arbeite immer so, dass ich den Musikern meine Sachen vorspiele und sie dann machen lasse, was sie möchten. Wenn es klappt - umso besser - wenn es nicht klappt, schlage ich einen anderen Ansatz vor. Mac spielte wie im Traum. Ich schlug den Hammond-Teil im Mittelteil von 'Wooden Floor' vor - aber was kannst du jemandem schon sagen, der in den Small Faces und den Faces gespielt hat? Ich habe es so gelöst, dass ich ihm einfach sagte, er solle spielen wie Ian MacLagan und das hat er dann getan. Das war wirklich eine große Freude und ein Privileg mit ihm zu arbeiten. Das Gleiche gilt auch für Mick Taylor. Den ersten Song, den ich ihm um die Ohren gehauen habe war 'Kitchen Blues'... er spielte das Stück sechsmal ein und wir nahmen alles auf und nahmen die besten Parts. Es war sein Vorschlag, noch eine akustische Gitarre dazuzunehmen, wodurch sich der Song unglaublich sexy und Stones-mäßig anhört. 'House Of Cards' ist ein wenig komplexer und so haben sich Mick und ich hingesetzt und sind die Akkordwechsel durchgegangen. Ich habe ihm das aufgeschrieben und sich seine Seele aus dem Leib spielen lassen. Ich nannte ihm noch 'Time Waits For No One' als Referenz und er meinte, das sei aber lustig, denn daran habe er auch gedacht. B.J. Cole habe ich verschiedene Stimmungen für verschiedene Songs vorgeschlagen und wir haben uns dann zusammengerauft. Wenn du mit Profis zusammenarbeitest, ist es am besten, wenn du ihnen den Weg zeigst und dann kommen sie schon an. So auch Anthony Thistlethwaite [von den Waterboys] oder Darrell Bath."
Nikki Sudden
Woher kommen denn die Verweise auf Soul und 50s Pop, die über die Scheibe verteilt sind? "Also, ich habe ja immer schon klassische Pop-Scheiben gemocht. Und ich liebe Soul aus den 60ern und den 70s und auch Disco. Ich habe immer gute Musik gemocht - das ist der coole Mist, für den ich selber keine Zeit habe. 'Fall Any Further' ist meine Idee einer Motown Nummer. 'Sanctified' zielte mehr in Richtung Stax als es vermuten lässt und die Akkordwechsel in 'Highway Girl' sind so alt wie die Welt. Marc Bolan hat sie genau so oft verwendet wie die alten Doo-Wop Gruppen. Sie funktionieren einfach immer. Und man kann sich immer neue Melodien dazu ausdenken." Da gibt es einen Song, "Wooden Floor", der sich anhört wie eine direkte Hommage an die besten Songs der Stones ("Gimmie Shelter" oder "Sympathie Of The Devil"). "Nun, direkte Hommages mache ich eigentlich nicht", grenzt Nikki ein, "vielleicht eines Tages einmal... dieses Stück entstand aus einem Live Stück namens 'No One Left Alive' heraus, das mir mal auf einem Soundcheck in der Schweiz einfiel. Im Laufe der Zeit und mit meinem neuen Bassisten John Clifford veränderte sich das Stück und klang dann irgendwann fast zu viel nach 'Sympathy'. Wir haben uns bemüht davon wegzusteuern." Woher stammt denn die Inspiration zu "Russian River"? "Also, dieser Song wurde von einer alten Freundin von mir inspiriert", eröffnet uns Nikki nicht eben überraschend, "Sie hieß Sophie de Stempel und war die Tochter eines Barons aus Weißrussland und einer spanischen Mutter. In Russland sind die Töchter von Baronen Prinzessinnen. Ich habe also für sechs Monate eine Prinzessin gedated. So etwas vergisst man schwerlich! Sophie war eine meiner größten Musen - mal abgesehen davon, dass wir uns seit 1980 nicht mehr gesehen haben. Ich habe sie übrigens vor ein paar Tagen kontaktiert und herausgefunden, dass sie heute mit dem Schauspieler Sir Ian Holm verheiratet ist. Jetzt ist sie also nicht nur eine Prinzessin, sondern auch eine Lady! Manche Mädels bekommen einfach alles! Sie ist auch immer noch sehr schön! Wenn ich das nächste Mal in London bin, dann treffen wir uns dort!" Auf der klassischen Nikki-Ballade "Stay Bruised" singt Nikki von der Wichtigkeit, verletzlich zu sein, oder? "Nun, ich denke, es ist für jeden Künstler wichtig, eine gewisse Naivität zu bewahren und wie ein Kind nach etwas Neuem zu suchen. Darum geht es in dem Song. Ich bin jemand, der immer unglaubliches Vertrauen zeigt. Wenn mich jemand im Stich lässt, dann leihe ich ihm trotzdem wieder Geld, wenn er mich das nächste Mal fragt. Ich bin auch immer optimistisch. Das ist die einzige Art zu existieren!" Letzte Frage: Wie sieht's denn mit Jacobites aus? "Dave (Kusworth) und ich haben ein paar neue Songs geschrieben. Wir brauchen bloß Geld, um ins Studio gehen zu können. Wir werden das vermutlich zum Jahreswechsel machen. Es ist ja schließlich langsam Zeit für ein neues Jacobites-Album! Dave hat aber auch mit seiner neuen Band, The Tenderhooks, zu tun. Das neue Album 'Like Wonderland In A Cold Climate' ist das beste, was Dave jemals gemacht hat. Er ist wie ich: Wir werden mit zunehmendem Alter immer besser..."
Weitere Infos:
www.nikkisudden.com
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Nikki Sudden
Aktueller Tonträger:
Treasure Island
(Rookwood/Alive)
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