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JIM WAYNE SWINGTETT
 
Blind Date mit dem Jim Wayne Swingtett
Jim Wayne Swingtett
"Time & Efforts" heißt das zweite Album des Swingtetts und es ist eigentlich das Debut des Waltroper Quartetts. Warum? "Western Star Games", der überall hochgelobte Erstling aus dem Sommer 1999, war nie wirklich als Album gedacht, sondern "nur" das Produkt einiger gelungener Homerecordings, die vor allem deshalb einen liebenswerten Charme versprühten, weil das "wir-haben-beim-Proben-vergessen-die-Bandmaschine-abzustellen"-Feeling allgegenwärtig war. "Time & Efforts" dagegen ist ein "richtiges Album", auf dem die vier vieles, aber nicht alles anders machen. Neben der verbesserten Aufnahmetechnik - dieses Mal leistete man sich ein richtiges Studio und ließ die Vierspurmaschine zu Hause - ist das Swingtett vor allem als Band an sich gewachsen und strahlt auf "Time & Efforts" viel mehr Sicherheit und Persönlichkeit aus. Außerdem ist die Platte stilistisch wesentlich offener, und obwohl sich die countryeske Basis nicht verleugnen lässt, machen sich auf "Time & Efforts" Einflüsse von Calexico über Bob Dylan bis zu den Butthole Surfers breit, die man auf dem ersten Album allenfalls zwischen den Zeilen herauslesen konnte. Es wäre kein Wunder, wenn das Swingtett mit diesem Album mehr erreichen würde, als nur seinen Ruf als "beste Vorgruppe der Republik" zu festigen. Grund genug für uns, Stef und Shorti in die gute Stube der Gästeliste zum Blind Date einzuladen und das musikalische Basiswissen der Herren Wayne auf Herz und Nieren zu testen.
* Bob Dylan "Tomorrow Is A Long Time"
("More Greatest Hits", CBS, 1971)

Ein oft vergessener Dylan-Klassiker aus den frühen 60ern, der später in der Version eines gewissen Elvis Presley zu Dylans Lieblingscoverversion eines seiner Songs wurde.

Stef: Gegen Dylan darf man ja wohl nix sagen.
Shorti: Ich mag ihn nicht, wenn er in diesen Sprechgesang verfällt, ich mag ihn lieber, wenn er singt.
Stef: Das Sympathischste an Dylan ist für mich, dass er kein guter Sänger ist und so für alle eine Lanze gebrochen hat, die keine ausgebildete Stimme haben. Für Neil Young gilt das gleiche.
Shorti: Ich denke, das ist einfach ein alter Stil, auf den er sich mit seiner Art zu singen beruft, die alte Mountain Music zum Beispiel. Oder wenn ich einige Cajun-Sachen höre, bei denen einfach jemand mit Oberstimme zum Banjo singt - dann weiß ich, wie Dylan auf seinen Gesangsstil gekommen ist.
Stef: Deshalb erkennst du ihn ja auch. Mit einer klassischen Ausbildung hätte er wohl kaum eine solche Prägnanz entwickelt und hätte kaum eine so einzigartige Stimme.
Gästeliste: Und wie ist das mit der Festlegung eines Stils bzw. dem Willen zur Verbesserung beim JWS?
Stef: Dadurch, dass wir nach der ersten Platte sehr viel live gespielt haben, hat sich auch gesangstechnisch und im Zusammenspiel viel getan. Es ist ja nicht so, dass wir uns nicht weiterentwickeln wollten, wir denken nur, dass es nicht nötig ist, zu einem Gesangslehrer zu rennen oder sich das Bass-Spielen nochmal so richtig beibringen zu lassen.

* Louvin Brothers "Satan Is Real"
("Satan Is Real", EMI Capitol, 1956)

Ein simpler, aber sehr effektiver Song irgendwo zwischen Bluegrass, Country, Gospel und Predigt. So hätte das JWS vielleicht geklungen, wenn es vor 40 Jahren in Nashville gelebt hätte!?

Stef: Das ist genau mein Bass-Style...das ist doch wohl nicht Merle Haggard? Hank ist es schon mal nicht...
Shorti: Oldschool!
Stef: So ein Song könnte uns auch mal "passieren".
Shorti [über den Sprechteil in der Mitte des Songs]: Wenn ich so etwas höre, fallen mir immer die Luke The Drifter-Sessions von Hank Williams ein. Eben der typische 50er Jahre Sound.
Gästeliste: Wie seid ihr eigentlich auf die Country-Schiene gekommen?
Shorti: Das ergab sich halt. Du spielst eine Akustikgitarre und dazu diesen Wechselbass und 'nen Schlag auf die 1 und schon bist du mittendrin. Wir wollten halt, dass die Songs im Vordergrund stehen, und nicht Herumgespringe und lautes Gedresche.

* The 6ths featuring Bob Mould "He Didn't"
("Hyacinths & Thistles", Circus/Zomba, 2000)

Eine wunderschöne Pianoballade aus der Feder von Magnetic Fields-Chef Stephin Merritt, bei der Mould kaum wiederzuerkennen ist, wie auch unsere beiden Hüsker Dü-Fans in der Jury erkennen mussten.

Shorti [direkt beim Klavierintro]: John Lennon - wahrscheinlich?! Frank Sinatra?
Stef: Neil Young?!
Gästeliste: Ich bin enttäuscht. Den MÜSST ihr kennen... das ist Bob Mould!!!
Stef: Ach...
Shorti: Das ist echt beeindruckend, so habe ich Bob Mould wirklich noch nie gehört. Aber dass Stefan das nicht herausbekommen hat... der erkennt doch sonst Grant Hart am Furzen... Das ist ja fast schon eine Show- oder Entertainerversion. Ich würde immer noch den Vergleich mit Frank Sinatra bringen.

* Elizabeth Cotten "Oh Babe It Ain't No Lie"
("Freight Train", Folkways, 1958)

Eine relativ unbekannte, aber was den Fingerpicking-Gitarrenstil angeht sehr, sehr einflussreiche Blues-Sängerin und Gitarristin, die zunächst als Hausmädchen bei der berühmten (Folk-) Familie Seeger arbeitete und erst sehr spät zum "Plattenstar" wurde.

Stef: Kenn ich, das ist Simon Joyner.... nicht? Aber nah dran, oder?
Gästeliste: Das ist a) kein Mann und b) auch nicht aus den 90ern, sondern aus den 50ern... Sagen wir's so: Simon Joyner (und Elliott Smith) haben bestimmt viel Elizabeth Cotten gehört, um ihren Gitarrenstil zu verfeinern.
Stef [ungläubig]: Das ist ne Frau?
Shorti: Eines ist mal sicher, die Frau spielt sensationell Gitarre!
Stef [weiter ungläubig]: Das soll nur eine Gitarre sein???
Shorti: Es gibt eben ein paar Leute, die das richtig draufhaben. Paul Simon zum Beispiel spielt ja auch ein phantastisches Picking.

* Glen Campbell "By The Time I Get To Phoenix"
("By The Time I Get To Phoenix", EMI Capitol, 1967)

Einer der ganz großen 60s-Country-Crooner und auch ein exzellenter Gitarrist, kurzzeitig sogar Mitglied der Beach Boys, der allerdings seine Songs in erster Linie von Genies wie Jimmy Webb schreiben ließ.

Stef: Das klingt nach Lee Hazlewood, aber der isses nicht. Ist aber auch ganz schön schmalzig... Glen Campbell, aha? Hat der nicht auch so ne Howard-Carpendale-Frisur?
Shorti: Wow, "Homeward Bound" hat der auch gespielt?
Gästeliste: Der hat in den späten 60ern alles gecovert, was nicht festgenagelt war. Hat das noch was mit eurem Zeug zu tun?
Stef: Nee, die Scheibe ist mir definitiv schon zu smart.
Shorti: Ich find die Platte sehr geil.

* Olivia Newton-John "Please Mister Please"
("Greatest Hits", EMI, 1981)

Auf "Western Star Games" gecovert, ohne je das Original gehört zu haben. Als Vorbild diente dem Swingtett die geniale Version der Scud Mountain Boys und nicht diese 70s Radio-Pop-Version - Geigen inklusive.

Stef: Ahhh, Olivia!
Shorti: Die Strophen gehen ja noch, aber der Refrain ist echt zu hart...
Stef: Das zeigt doch eigentlich nur, was man aus einem Song alles machen kann... Von dieser Version ausgehend, wenn wir nur die gehabt hätten, wären wir wohl nie darauf gekommen, den Song zu covern.
Gästeliste: Gibt es irgendwelche besonderen Elemente, die ein Song haben muss, den ihr covert?
Shorti: Es muss Begeisterung da sein. Und es muss jemand da sein, der die Idee aufnimmt, die ein anderer in den Raum stellt. Das ist wie bei der deutschen Einheit: Die richtige Aktion zum richtigen Zeitpunkt muss es sein.
Stef: Der Tiep hat auch jede Menge Songs, mit denen er immer wieder ankommt. Da gibt es einen Song von Dream Syndicate, den er unbedingt covern will.... das erzählt er aber jetzt auch schon seit bestimmt vier Jahren... Bei den Hank Williams-Songs haben wir uns irgendwann einfach mal drei Wochen hingesetzt und alles gespielt, was so geht. Da ist das Problem ja auch nicht das Spielen, sondern eher das Texteheraushören.

* Uncle Tupelo "I Wanna Destroy You"
("Gun" 7", Rockville Records, 1991)

Eine Coverversion des Soft Boys-Klassikers aus den 80ern und ein Paradebeispiel für eine Band, die vom College Rock zum Country gefunden hat. Siehe auch Wilco und Son Volt.

Stef: Uncle Tupelo, kenn ich! Die waren neben Hank Williams auch der wichtigste Einfluss für uns, als wir angefangen haben, uns als Countryband zu sehen.
Shorti: Indierock und Country liegen ja auch nicht so weit auseinander, wie viele denken. J.Mascis hat ja schon vor Jahren gesagt: "Dinosaur Jr. ist Country in einer anderen Lautstärke" und das stimmt ja auch.
Stef: Das Problem der Rockbands ist ja nur, dass die sich alle sonst was darauf einbilden, wie fett ihre Platten produziert sind, aber wenn du denen mal den Strom abstellst, dann ist es vorbei. Bei uns kann Stromausfall sein und wir können trotzdem weiterspielen...

Weitere Infos:
jimwayneswingtett.yi.org
Interview: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Tanja Zülch-
Jim Wayne Swingtett
Aktueller Tonträger:
Time & Efforts

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