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THE WEDDING PRESENT
 
Bitter(süß)
The Wedding Present
Raider heißt schon seit Ewigkeiten Twix und Cinerama jetzt wieder The Wedding Present. Sieben Jahre, nachdem Mastermind David Gedge der ehemals in Leeds beheimateten Kultband eine Auszeit verschrieb, um seine Filmmusikambitionen mit dem Breitwand-Pop-Sound Cineramas zu verwirklichen, sind TWP nun endlich wieder zurück. Zu diesem Schritt entschloss sich David, weil das brillante neue Album "Take Fountain" sehr gitarrenlastig geriet. Deshalb mag das aktuelle Line-Up der legendären Band identisch mit der letzten Besetzung von Cinerama sein - eine Mogelpackung ist das Ganze dennoch bei weitem nicht. Auf "Take Fountain" verarbeitet David die schmerzhafte Trennung von seiner langjährigen Freundin (und Cinerama-Partnerin) Sally Murrell und tut das endlich wieder in nicht selten rasantem Tempo und mit den so wunderbar schrammelnden Gitarren, die ihm seit dem grandiosen Debüt "George Best" vor fast zwanzig Jahren eine treue Fangemeinde eingebracht haben. Dennoch sind The Wedding Present 2005 keine Nostalgie-Veranstaltung. Geschickt werden orchestrale, Cinerama-würdige Parts in die Songs eingebaut, ohne dass der typische TWP-Touch dabei verloren gehen würde. Das Ergebnis ist ein Album, das nicht nur wegen seiner unerbittlichen textlichen Direktheit zu Herzen geht. Gaesteliste.de traf den inzwischen nach Seattle ausgewanderten Vordenker der Band in der Kölner Wohnung seines langjährigen Gitarristen Simon Cleave - dem letzten verbleibenden Wedding-Present-Mitglied aus den 90ern.
Gaesteliste.de: Das Unausweichliche zuerst: Warum wieder The Wedding Present?

David: "Ich habe The Wedding Present 1997 zu den Akten gelegt, um mich meinem 'Solo'-Projekt zu widmen, aus dem dann die Band Cinerama hervorging, mit der ich ja drei Alben gemacht habe. Als wir dann anfingen, 'Take Fountain' aufzunehmen, hätte das eigentlich Cinerama-LP Nummer vier sein sollen. Als wir die Platte dann aber schrieben und arrangierten, fiel uns auf, dass sie überhaupt nicht nach Cinerama klang, und als wir letztes Jahr eine John Peel-Session spielten, fragten uns die Leute ebenfalls: 'Warum nennt ihr euch eigentlich Cinerama, ihr klingt doch wie The Wedding Present!' Da dämmerte uns, dass wir uns wirklich The Wedding Present nennen sollten. Das Ganze passierte also, ohne groß geplant zu sein, es hat uns selbst überrascht, und um ganz ehrlich zu sein, es fühlt sich ein bisschen seltsam an!"

Simon: "Das Gute daran ist, dass mit diesem Schritt der Name Cinerama für potentiell abwegigere Veröffentlichungen freigehalten wird. Wir können unter dem Namen weiterhin veröffentlichen, ohne dabei die Wedding Present-Fans zu enttäuschen, die einen bestimmten Sound erwarten, und umgekehrt."

David: "Für mich ist 'Torino' die beste Cinerama-Platte. Als ich mit der Band anfing, wollte ich genau so ein Album machen, es hat nur ein Weilchen gedauert, bis ich gelernt hatte, die Streicher richtig einzusetzen, Sequencer zu benutzen und so weiter. Es war ein Lernprozess, der mit 'Torino' einen Endpunkt erreicht hat. Deshalb sind wir danach neue Wege gegangen und klangen dabei am Ende nicht mehr wirklich wie Cinerama."

GL.de: Heißt das, dass ihr mit den letzten Veröffentlichungen von The Wedding Present auf Cooking Vinyl in den Jahren 1996 / 97 ein ähnliches Gefühl hattet? Waren "Mini" und "Saturnalia" auch ein Endpunkt?

David: "Nicht wirklich. Ich wollte eine Pause, weil ich mich über zehn Jahre lang ununterbrochen um TWP gekümmert hatte, aber ich hätte nie gedacht, dass sie sieben Jahre dauern würde. Mir schwebten eher sechs Monate vor! Es sollte nur eine kurze Auszeit sein, um in der Zwischenzeit etwas anderes auszuprobieren. Bei Cinerama war meine damalige Freundin ein wichtiger Teil der Band - wir haben sie ja zusammen, zunächst als Duo, gegründet!"

Simon: "Als sie uns verließ, hat das viel verändert. Wir haben sie nicht ersetzt, also waren wir plötzlich wieder zu viert, also genau in der Besetzung, in der auch The Wedding Present gespielt hatten."

GL.de: Ist das Verarbeiten der Enttäuschung und der Verbitterung über die Trennung nun Therapie, oder kann es nicht auch ein bisschen nervenaufreibend sein, diese Songs auf der anstehenden Mammut-Tournee Abend für Abend zu singen?

David (lachend): "Ich befürchte, das kann ziemlich schwierig werden! Die Leute sprechen immer wieder vom therapeutischen Aspekt, aber ich bin mir da nicht sicher. In gewisser Weise ist es das Gegenteil, weil du die Songs bei den Aufnahmen, beim Mixing und dann auf Tour wieder und wieder hörst. Abgesehen von der allerersten Platte habe ich ja noch nie ein so persönliches Album gemacht."

GL.de: Gab es bestimmte Momente, in denen du überlegt hast, ob du dieses oder jenes Detail wirklich mit deinem Publikum teilen willst?

David: "Nun ja, es ist nicht so, dass ich es nicht mit dem Publikum teilen MÖCHTE. Sehr persönliche Songs zu schreiben, war schließlich immer schon mein Ding, und wenn ich mal etwas anderes ausprobiert habe, war es nie ähnlich gut. Deshalb stellte sich mir die Frage nicht wirklich, aber ich denke, dass die Songs so persönlich gefärbt sind, macht aus dem Album eine bessere Platte."

GL.de: Wie werden sich bei den anstehenden Konzerten die neuen mit den alten Songs vertragen?

David: "Darüber haben wir just gestern gesprochen. Natürlich erwarten die Leute von uns, dass wir einige alte Klassiker bringen, aber nach rund zehn Alben ist es einfach unmöglich, alle zufrieden zu stellen."

Simon: "Genau! Manchmal verbringen wir Tage damit, die Setlist zusammenzustellen, und trotzdem beschwert sich nachher noch jemand!"

GL.de: Aber den Versuch, die "Kundschaft" zufrieden zu stellen, unternehmt ihr schon?

Simon: "Ja! Ich war ja ein Fan der Band, bevor ich dazustieß, und deshalb macht es mir natürlich sehr viel Spaß, Songs aus dem Back Catalog hervorzukramen. Wir würden nie einen Song spielen, den wir alle nicht mögen, nur weil wir denken, die Leute verlangen danach, aber das Publikum bezahlt, um uns zu sehen, deshalb versuchen wir natürlich, es glücklich zu machen! Es ist ein Kompromiss. Das Set, an dem wir momentan arbeiten, sieht ziemlich interessant aus. Wir fragen uns selbst Sachen wie: 'Wie werden sich wohl die uralten 'George Best'-Songs 2005 anhören?'"

GL.de: Wieviel Input haben denn die Musiker, die ja fast allesamt nicht an den früheren Studioaufnahmen beteiligt waren?

David: "Es gibt einige Songs, die einfach auf eine bestimmte Art und Weise gespielt werden müssen, die sozusagen schon fertig waren, bevor ich sie der Band vorgestellt habe. Da heißt es dann nur: 'Hier ist dein Part, bitte spiel' das!' Andre Songs dagegen haben wir bei den Proben komplett umgekrempelt, weil die Band Ideen hatte, bei denen ich nur zustimmen konnte: 'Ja, es ist besser, es so zu spielen.'"

GL.de: Bis April stehen in den nächsten Wochen allein in Europa über 40 Konzerte an, danach geht es nach Amerika. Welche Pläne gibt es darüber hinaus?

David: "Keine konkreten, denn einer der Hauptgründe, warum wir in einer Band sind, ist, dass wir spontan sein wollen und unsere Ideen schnell verwirklichen wollen. Die Tournee beschäftigt uns bis Juni, und das ist länger, als wir je im Voraus geplant haben. Ich war nämlich schon immer der Meinung: Pläne sind was für Architekten, nicht für Popbands!"

Weitere Infos:
www.scopitones.co.uk
www.westnet.com/weddoes/
www.phespirit.info/theweddingpresent/
Interview: -Simon Mahler-
Foto: -Pressefreigabe-
The Wedding Present
Aktueller Tonträger:
Take Fountain
(Stickman/Indigo)
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