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ZITA SWOON
 
Wozu man die Liebe braucht...
Zita Swoon
Stef Camil Karlens, das belgische multimediale Wunderkind, langweilt sich ja gemeinhin nicht. Er hat immer mehrere Projekte gleichzeitig laufen: So arbeitet er als Bildhauer, als Theater- und Film-Komponist, als Produzent und als Musiker für allerlei Projekte - darunter natürlich vor allem seine eigene Band, Zita Swoon. Die sich auf dem neuen Studioalbum nach über drei Jahren jetzt mit neuem Line- Up und Konzept eindrucksvoll zurückmeldet. Das neue Werk, "A Song About A Girls" (sic!), klingt dabei - mit dem akustischen Line-Up, den Background- und Duett-Sängerinnen und den Percussion-Spielern anstelle des regulären Drummers - ja doch ein wenig anders als noch "Life = A Sexy Sanctuary", das Studio-Vorgänger-Album. Eigentlich hätte man bereits erwarten können, dass "Sanctuary" so hätte klingen sollen, denn Zita Swoon flirteten schon längere Zeit mit dem akustischen Medium.
"Also, ich habe mir das alte Album vor ein paar Tagen noch mal angehört und muss sagen, dass es nicht so klingt, wie ich es gewollt hätte", überlegt Stef, "nachdem wir es aufgenommen hatten, wurden wir zu einer Show im belgischen Fernsehen eingeladen, eine Unplugged-Session aufzunehmen. Das klang sehr gut und seither haben wir immer mehr so gespielt. Ich weiß nicht, was bei dem letzten Album schiefgelaufen ist. Wenn ich mir überlege, warum es so falsch klingt, dann hängt es vielleicht damit zusammen, dass wir es alle zusammen produziert haben. Ich hatte nämlich immer Probleme mit Produzenten. Es war aber dennoch eine schlechte Idee, denn niemand hatte das Ruder in die Hand genommen. Das neue Album haben wir dann wieder zusammen produziert, aber ich habe gleich von vorneherein gesagt, dass ich bestimmen würde, was letztlich gemacht würde. Das haben wir dann auch gemacht und es gefiel uns allen sehr gut." Das Ziel bei "Sanctuary" war aber doch, ein Pop-Album zu machen, vielleicht erklärt das ja den unterschiedlichen Sound? "Ja, ich weiß", überlegt Stef, "aber das neue Album ist ja auch ein Pop-Album. Ich liebe Pop-Musik. Wenn ich Pop sage, dann meine ich Robert Palmer oder Grace Jones - also großartige Pop-Musik. Ich weiß aber nicht: Man kann sich vorab immer etwas überlegen und dann kommt doch was ganz anderes dabei heraus." Woher kam denn die Idee, den Drummer durch zwei Perkussionisten zu ersetzten? "Nun, weil ich mir lange genug alle möglichen Drummer angehört habe und mich gefragt habe, warum alle immer dieselben Sachen spielen", meint Stef recht bestimmt, "ich habe mir gesagt, dass man das doch auch anders machen könnte. Ich hatte dabei das Glück, dass ich einen ausgebildeten Perkussionisten aus Kuba finden konnte, den ich mit Arich, unserem eigentlichen Drummer, kombinieren konnte, der jetzt auch Perkussion spielt - aber mit seiner "Knitting Factory / Lou Reed / New York"-Mentalität. Das Ergebnis ist - wie ich finde - sehr interessant." Auch interessant ist der Umstand, dass Stef auf dieser Scheibe gleich mehrere Gast-Sängerinnen verpflichtete (darunter seine Frau, Lou) und dass er mehrere Stücke auf Französisch schrieb. War das etwas Neues für ihn? "Ja, das war etwas Neues für mich", räumt Stef ein, "eigentlich ist Französisch eine Sprache wie jede andere. Meine Frau ist französisch und so spreche ich natürlich auch französisch. Natürlich ist Französisch nicht meine Muttersprache - aber Englisch ist es ja schließlich auch nicht. Für mich geht es darum, auf jeden Fall in einer anderen Sprache schreiben zu müssen, weil Flämisch ja eine ziemlich 'kleine' Sprache ist. Wenn ich in Flämisch singen würde, dann könnte ich mit meiner Musik ja nicht reisen. Und das war von Anfang an mein Ziel. Ich benutze Flämisch nur bei meiner Arbeit für das Theater."
Zita Swoon
Der herausragendste Track auf der Scheibe ist sicherlich "De qoui on a besoin l'amour" - "Wozu braucht man die Liebe" - ein hinreißendes Duett mit Axelle Red in der Tradition französischer Chansons (musikalisch natürlich mit dem üblichen Zita Swoon-Twist (in dem Fall einem Blues-Schema und einer Twang Gitarre) versehen). "Ja, das ist auch mein Lieblings-Lied", freut sich Stef, "kannst du Französisch? Ich frage mich hier ja nach dem Sinn der Liebe. Kennst du Axelle Red? Sie ist ein flämisches Mädchen wie ich. Nein, ich bin ja ein Junge. Aber sie begann in Französisch zu singen und ist jetzt ein großer Star in Frankreich und verkauft dort vier Millionen Scheiben. Ich habe sie mal getroffen und wir haben uns sofort verstanden. Wir haben auch Shows zusammen gespielt. Da hat sie gleich zugesagt, als ich sie bat einen Song zusammen zu machen. Ich beginne gerade, diese französische Musik für mich zu entdecken. Da gibt es großartige Sachen mit diesen unvergleichlichen, weichen, poetischen Schwingungen. Man darf das natürlich nicht verallgemeinern, aber da gibt es Serge Gainsbourg, Francoise Hardy und so weiter. Und all dies ist ein Einfluss für mich." Hat Stef denn eine Antwort auf die Frage nach dem Sinn der Liebe gefunden? "Nein, natürlich nicht", muss er einräumen, "es ist auch unmöglich, dazu eine Antwort zu finden. Es gibt keine Antwort. Es gibt so viele Songs, die bereits zu diesem Thema geschrieben worden und das ist bloß ein weiterer. Es ist ein ewiges - ein ewiges - pfffft - ich weiß nicht..." Ist es denn eigentlich so, dass Stefs Arbeit für das Theater, das Ballett und den Film grundsätzlich Einfluss auf seine Arbeit mit der Band nimmt? "Mit Zita Swoon meinst du? Nein, es ist nicht so sehr verschieden - Musik ist Musik", erklärt Stef, "das Problem mit Pop-Scheiben ist, dass diese in der Welt des Pop-Songs leben müssen, die ja Teil der Musik-Industrie lebt. Und diese Welt ist doch sehr verschieden von der Theaterwelt. Das Problem ist, dass ausgerechnet die Musik-Industrie dem Pop-Song keine großen Freiheiten zubilligen. Ein Pop-Song muss drei Minuten lang sein - aus Angst, dass die Aufmerksamkeitsspanne des Zuhörers überschritten werden könne. Im Theater hast du mehr Freiheiten. Du kannst verschiedene Sounds verwenden, du kannst mehr Gefühle ausdrücken oder so. Das ist dann schon sehr verschieden. Ich mag aber beides. Manchmal, wenn ich mit einem Medium arbeite, zieht es mich zum anderen und umgekehrt. Bei der Arbeit mit dem Medium Film kommt noch ein Problem hinzu: Der Regisseur. Die Regisseure erzählen dir immer, wie sehr sie die Musik brauchen und lieben und schätzen und entscheiden sich im Zweifelsfall doch immer dafür, das vorbeifahrende Auto lauter auszusteuern, als die Musik. Das ist schon sehr unbefriedigend. Ich habe diesbezüglich immer schlechte Erfahrungen gemacht. Es ist aber wohl unterschiedlich. Gerade habe ich aber mit John Parrish gesprochen und der hat gute Erfahrungen mit Regisseuren gemacht..." Was hat Stef denn mit John Parrish zu schaffen? "Oh, ich habe auf einer Scheibe mitgespielt, die er gerade in Italien für einen italienischen Künstler namens Cesare Basile produziert hat. Wir hatten vor einigen Monaten ein gemeinsames Projekt namens 'Songs For Other Strangers' gemacht, das auch in Italien angesiedelt ist, weil es von einem italienischen Songwriter ausgeht. Es handelt sich um eine Gruppe von italienischen Musikern, mir, John und Hugo Race. Wir haben eine Tour gemacht und die jeweiligen Songs zusammen gespielt. Es war ein sehr schönes Erlebnis und wir werden damit auch in Belgien auf Tour gehen." Gibt's denn da überhaupt noch Zeit, mit Zita Swoon zu touren? "Auf jeden Fall. Wir touren ja schon. Und im Mai kommen wir auch nach Deutschland. Wir werden neun Leute sein - sechs Musiker und drei Sängerinnen. Das solltet ihr auf keinen Fall verpassen."
Übrigens ist der Titel des Albums, "A Song About A Girls", kein Druckfehler und auch kein Witz, sondern ein Beleg für Stefs polygonen Intellekt: "Es handelt sich schon um einen Song über ein Mädchen", verrät Stef nämlich, "das aber ein sehr kompliziertes Mädchen war. Sie war nicht ein Girl, sie war mehrere Girls und deswegen heißt das Album eben so..."
Weitere Infos:
www.zitaswoon.com
www.haldern-pop.de/de/label/bands/zitaswoon/
www.mandarinmedia.com/zitaswoon/
www.indigo.de/unser_programm/2655/
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Zita Swoon
Aktueller Tonträger:
A Song About A Girls
(Haldern Pop Recordings/Cargo)
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