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KATZE
 
Verspätete Sofortreaktion
Katze
Katze heißt die neue Band von Ex-Throw That Beat Sänger Klaus Cornfield. Als Gaesteliste.de Alfred Hilsberg (Inhaber von What's So Funny About) auf der Record Release Party zur neuen Entdeckung gratuliert, murmelt der nur "die gibt's doch schon länger." Da bleibt er bescheiden, hat Recht, aber irgendwie auch nicht. Katze gibt es zwar in wechselnden Besetzungen seit circa 2000, aber viel hatte man von der Formation noch nicht gehört. Für den Großteil dieser Welt ist Katze brandneu, in "18 von 20 Rezensionen" hochgelobt, wie Cornfield uns versichert, und mit ihrem gehauchten Pop-Punk, der von kindlicher Freude nur so überschäumt, völlig einzigartig im derzeitigen deutschsprachigen Bandgewitter. Wir sprachen Klaus Cornfield in einem der vielen hippen Straßencafés des Prenzlauer Bergs, die mit ausrangiertem Mobilar aus allen Jahrzehnten aufwarten.
Die erste Frage geht dann auch gleich in medias res, denn der Albumtitel "...von hinten!" provoziert in Verbindung mit dem Bandnamen offensichtliche Assoziationen. Aber in einem Interview für den Berliner Radiosender Radio1 hatte Cornfield das zurückgewiesen und versichert, dass sich seine Mutti nicht erschrecken müsste: "Von hinten, meint einfach, sich von hinten in das Pop-Business einzuschleichen, wie Katzen das so machen." Und da sind sie jetzt plötzlich im Business, mit einem Album, das unglaublich homogen ist. Songs passen zu Band passen zu Artwork passen zu Präsentation (Konfetti, Aufkleber und Comics gab es zur Promo-CD) passen zur Stimmung, die vermittelt wird. Da fragt man sich natürlich, ob das nicht wunderbares Kalkül ist. "Vom eigentlichen Bild her haben wir schon immer daran gearbeitet", meint Cornfield, "das Pink [das Cover ist pink] ist Minkis Idee gewesen, da wär' ich nicht drauf gekommen", fügt er lachend an. Minki ist die zweite feste Säule bei Katze. Sie singt oder schreit (je nachdem) Background (einmal auch Lead) und spielt Stylophon, Glockenspiel und einzelne Töne auf dem Keyboard. Zudem wirkt sie wie die junge Blondie, wenn die bei den Cramps angeheuert hätte. Doch zurück zur Homogenität: "Der Sound hat sich bei uns ganz schön geändert als der Bass wegfiel", meint Cornfield, "weil plötzlich Minkis Instrumente, die erst nur so 'ne Art Schmuck darstellten... da hatten wir einmal ein Konzert, da hat der Mischer die so richtig nach vorne gestellt, so richtig laut. Andere Mischer, auch wenn wir nur zu dritt waren, haben sie immer leise gelassen, weil sie vom Keyboard gewohnt waren, dass es ein Hintergrundinstrument ist, und Glockenspiel und Stylophon ärgern das Ohr ganz schnell, und so macht das jeder fremde Mischer automatisch leiser. Und das war, was wir da begriffen haben: Wenn wir Minkis Instrumente lauter machen, ensteht ein völlig neues Bild, eine ganz neue Balance irgendwie, so dass ein Keyboardeinsatz schon so etwas wie Energie bedeutet. Und das war es vorher nicht. Vorher war es immer nur eine Klangfarbe. Und dadurch ist das Grundgerüst jetzt viel unberechenbarer. Manchmal kommt das Keyboard ja auch erst im Refrain, weil sie in der Strophe singen musste und keine Lust hatte, beides gleichzeitig zu machen. Und so sind das manchmal Zufälle, die den Sound ausmachen. Es war natürlich nicht alles so geplant, aber es war alles in diese Richtung vorbereitet. Erst Moses [Schnneider, der Produzent] hat gesagt: 'Ohne Bass macht gar nix'. Wir waren auch bereit die Songs erst so aufzunehmen und den Bass dann hinterher draufzulegen, auf irgendeine neue Spur, und das hat er aber gar nicht zugelassen." Jetzt lacht er und imitiert Schneiders Stimme: "Ihr zahlt mir hier nix für die Aufnahmen, da werd ich doch nicht noch fünf Tage lang Bässe aufnehmen!" Cornfield fügt jedoch an: "So war es überhaupt nicht, Gott sei Dank!"
Die Aufnahmen gestalteten sich also sehr unverkrampft, wie man am Beispiel von "Punk's Not Dead" sehen kann, eine große Hymne auf den Bestand der ideelen Werte des Punk. Am Ende gibt es dort einen emphatischen Chor. "Zum großen Chor haben wir dann ein paar zufällige Leute, die gerade da waren, geholt. Das mussten auch keine Leute sein, die singen können", sagt Cornfield, " das war nur: 'Du, du, komm! Bist ja auch gerade im Studio, wir brauchen dich für fünf Minuten.'" Cornfield lacht. Überhaupt ist er sehr fröhlich und sichtlich stolz auf das, was er da im Namen der Katze geschaffen hat. "Ich wollte schon immer mal auf dem letzten Lied einen Chor haben", führt er die Geschichte fort," wie bei Queen oder so. Ich bin ja, seit ich 13 bin, großer Queen Fan. Dieses Lied 'Teo Torriatte' erinnert mich daran. Das ist auf 'A Day At The Races', das schwarze Album, das letzte Lied. Da singt er auch auf japanisch. Und irgendwie eine Art von solch' einem Lied wollt' ich mal machen, das soviel Gefühl hat irgendwie, aber gleichzeitig von etwas handelt, das mich interessiert. Wie halt mein Punk-Gefühl zum Beispiel. Ich finde es auch nicht gut, den Toten Hosen die Punkballaden zu überlassen, so als Genre. Das geht nicht. Die machen das zwar nicht schlecht...", dann überlegt Cornfield, "aber auch nicht so toll." Wieder lacht er. Aber er will auch niemanden dissen und so reiht er gleich noch eine Intimität an. "'Steh auf' war 'ne tolle Punkballade, ich weiß." Ach ja? "Irgendwie schon. Sie hat mich ergriffen, auch wenn sie mich gleichzeitig geärgert hat, aber ich kann gar nicht sagen warum. Mich hat wahrscheinlich das geärgert... was man nicht mehr beschreiben kann, also was einen an den Hosen ärgert." Darauf diskutieren wir ein wenig über unsere Akzeptanz der Hosen, was Cornfield doch noch zu einem Fazit zu seiner Meinung bringt: "Ich mag die Sauf-Hosen. Wahrscheinlich erinnert mich irgendwas an der neuen Ballade daran, dass sie dies nicht mehr sind." Das lässt er erstmal so stehen, fügt aber nochmal an: "Eine Gänsehaut hab' ich aber doch gekriegt. Ich muss es echt zugeben. Damit kann man wahrscheinlich alles schlechte über ein Lied sagen, weil, man hat schon gesagt, dass es gut ist."

Aber zurück zu Katze: "Mit der Band hat sich das verdichtet, als ich und Minki nach Berlin gegangen sind. Minki ist zuerst nach Berlin gegangen, weil sie hier studieren wollte, hat dann gottseidank den Studienplatz nicht bekommen, und hatte viel Zeit für anderes. Und wir waren ja eh übereingekommen, wenn der Drummer aussteigt und nach Amsterdam geht [die Rede ist von Daniel Schaub, der dort jetzt Jazzgitarre studiert], dass ich auch nach Berlin komm', weil wir sonst Katze nicht weitermachen können. Wir zwei haben uns schon als Kern gesehen, irgendwo. Und dann bin halt auch ein halbes Jahr später von Köln nach Berlin gezogen, obwohl ich gar keine Lust auf Berlin hatte, unbedingt. Auf meiner Einweihungsfete habe ich dann Suzi van der Meer eingeladen, eine alte Freundin von mir, und die hat halt mit Moses zusammen gewohnt und war früher auch ein Pärchen mit ihm. Die hat ihn mitgeschleppt auf meine Einweihungsparty. Und Minki und ich haben um Mitternacht ein bisschen in der Küche gespielt, und - zack! - hatten wir den Mann, der unsere Zukunft, musikalisch, schwer beeinflussen wird, der eine eigene Firma [Transporterraum Produktion] für uns gründet, unsere Platte umsonst aufnimmt und... toll einfach! Und das war so im Morgengrauen, so mit leicht kaputter Stimme sagte er zu mir [imitiert das mit kölschem Akzent]: 'Wir müssen unbedingt mal was machen [lacht]. Ich wusste ja gar nicht, dass ihr so geile Lieder habt.' Er kam rein, wir spielten gerade 'Sie liebt Hip-Hop' und er lag gleich am Boden vor Lachen. Und dann 'Der Brief' mit diesem kleinen Stylophon, ohne Verstärker, nichts, das war schon sehr schick auch."

Katze
Bei "Der Brief" handelt es sich um die erste Singleauskopplung, die für den Herbst angedacht ist. Ein Lied, das schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat: "Das Lied besteht schon seitdem wir eine aller allerletzte Platte von Throw That Beat angedacht hatten", wühlt Cornfield in der Vergangenheit, "wir hatten sogar schon ein Demo gemacht und das sogar schon der EMI geschickt, und die aber gesagt hatten, nee, so nicht, und wir aber: Nee, dann auch mit uns nicht, dann lassen wir ma' stecken alle miteinander. Aber seitdem habe ich es mit jeder Band immer wieder gespielt, auch oft solo, und die Reaktionen waren immer wieder gut. Und es konnten zehn Jahre wieder vergehen, und die Leute haben's gehört und gesagt: 'Boa! Das haut ja so ins Gesicht, das ist die frischeste Idee, die ich je gehört hab.' Da hab' ich gedacht, dann können wir das mit Katze auf jeden Fall immer spielen. Dann wurde es auch das erste Katze-Lied, das wir je gespielt haben, und dann kamen andere dazu. Erste Deutschversuche wie 'So wie dein Kopf schwirrt', das ist auch schon fünf Jahre alt, das habe ich schon mit Corefield in Fürth gespielt. Aber mit Katze haben wir die Lieder dann schon immer wieder ganz neu erfunden. Die meisten Lieder sind aber in den letzten vier Jahren enstanden, aus irgendeinem Bedürfnis heraus, etwas über böse Mädchen sagen zu müssen, oder so." Wieder lacht er, steckt sich eine Kippe an und schaut neugierig durch seine silberne, sehr große Brille, die auf jeden Fall Markenzeichen-Qualitäten hat.

Doch wie kamen Katze und Alfred Hilsberg zusammen? Cornfield überlegt kurz, lacht in sich hinein und erzählt: "Wir haben in Hamburg in der Astra-Stube gespielt. Die lag damals etwas 100 Meter von seinem Übergangsbüro entfernt. Das hatte er, weil er renoviert hatte. Und neben dem Raum, in dem wir gegessen haben, war das halt. Da war so ein Aufkleber auf dem stand: 'Zick Zack - What's So Funny About', und ich sagte so: 'Weißt du, was des is?' Und die Minki sagte: 'Nee, was issn das?' Und ich sagte: 'Das is Alfred Hilsberg. Das Kult-Label überhaupt.' Und sie: 'Echt!? Komm, ich steck 'ne CD drunter.' 'Ja, gute Idee!' Dann haben wir eine CD unter der Tür durchgeschoben. Und erst sechs Wochen später hat er sich gemeldet. Ich war schon ein bisschen beleidigt. Aber Tatsache war, seine Praktikantin hat die CD aufgesammelt, hat sie angehört und mit nach Hause genommen, wochenlang. Nur das Cover hatte sie dagelassen. Bis Alfred irgendwann fragte, was das für ein Cover sei, wo die CD ist. Sie hatte die immer so gern gehört und hatte sie vergessen wieder mitzubringen. Sie hat sie dann aber doch mitgebracht, und am selben Tag rief er mich direkt an. Es war schon der Hammer! Also war es doch so eine Art Sofortreaktion auf die Platte, auch wenn es sechs Wochen gedauert hat. Er wollte damals schon das Demo so haben wie es ist, aber uns war es erstens zu kurz und auch nicht gut genug. Zwei, drei waren in 'nem tollen Studio aufgenommen, zwei im Proberaum. Das war kein Ding für uns. Minki ist da auch schuld dran. Sie hat über die Aufnahmen ihre Nase gerümpft. Ich fand: Geile Studioaufnahmen! Hey, wie gut wollen wir's denn noch haben?!? Ich dachte halt, das klingt richtig brilliant, das klingt richtig gut. Es klingt transparent und wie gut gemacht einfach, und es sind unsere Lieder, was will man noch mehr? Und sie fand's immer total doof, die Aufnahmen. Ich hab' lang nicht verstanden warum, bis sie meinte, die sind ja viel zu sauber. Die Moses-Aufnahmen fand sie genau richtig. Das für mich, der schon mindestens ein ganzes Jahr im Tonstudio zugebracht hat, nicht mehr zu sehen, dass schlechter besser ist, manchmal. Wobei schlecht ja auch wieder ein falsches Wort ist." Nun ist die Platte auf jeden Fall zu hören und sei vom Autoren als deutschsprachige Platte des schon weit vorangeschrittenen Jahres empfohlen.

Weitere Infos:
www.katze-rock.de
Interview: -Christian Biadacz-
Fotos: -Pressefreigaben-
Katze
Aktueller Tonträger:
...von hinten!
(Zick Zack/What's So Funny About/Indigo)
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