GL.de: Bei deiner Solotournee beschränkst du dich auf deine Platte und einige unveröffentlichte Stücke. Alte Rilo Kiley-Songs gibt es keine.
Jenny: Ja, zu viel Auswahl zu haben, empfinde ich oft als Belastung. Ich hasse die frühen RK-Songs und weigere mich, sie auf Tournee zu spielen, obwohl die Leute ständig danach verlangen...
GL.de: ...und irgendwann seit unserem letzten Interview hast du dann nachgegeben und mit Rilo Kiley trotzdem "The Frug" gespielt...
Jenny: ...und jede Sekunde davon gehasst! Die Publikumsreaktion war natürlich toll, aber während die Leute vor der Bühne ausgerastet sind, ging ich durch die Hölle! Ich mag es viel lieber, meine neuesten Songs zu spielen, deshalb ist die Solotournee auch so angenehm. Ich muss die Songauswahl nicht großartig kommentieren, ich kann einfach sagen: Das sind die Stücke, die es zu hören geben wird, ihr braucht gar nicht erst nach "Glendora" zu rufen!
GL.de: Etwas überraschend war es für einige, dass du zwar alle Fäden in der Hand halten wolltest, die Platte allerdings doch als "Jenny Lewis With The Watson Twins" erscheint. Hätte dein Name alleine auf dem Cover nicht gereicht?
Jenny: Das hat vor allem ästhetische Gründe. Es gibt da eine Platte von Laura Nyro und Labelle, die für mich den Ausschlag gegeben hat, selber singen zu wollen, deshalb sollte meine Soloplatte eine Hommage an dieses Album sein. Die Songs hatte ich auch schon alle fertig geschrieben, bevor die Zwillinge dazukamen. Als die Aufnahmen dann anfingen, merkte ich aber schnell, dass es sehr angenehm war, dass sich dieses "female feeling" durch die ganze Platte zog.
GL.de: Bei unserem letzten Gespräch sagtest du noch, dass du es durchaus genießt, bei Rilo Kiley auf den Input der anderen Bandmitglieder zurückgreifen zu können. Bist du inzwischen so selbstbewusst, dass du darauf verzichten kannst?
Jenny: Bei dieser Platte wollte ich gar keine weiteren Meinungen hören. Ich wollte alle Entscheidungen alleine treffen können, das letzte Wort haben, wenn es um die Instrumentierung geht, und beim Abmischen dabei sein, um selbst dort noch einiges rauszuwerfen, damit alles so spartanisch und simpel wie möglich klingt. Das hat sich als eine sehr befreiende Erfahrung erwiesen, und ich denke, dass ich nun auch selbstbewusster zu Rilo Kiley zurückkehren kann.
GL.de: Nur selbstbewusster, oder vielleicht gar mit dem Drang, auch dort von nun an alle Entscheidungen treffen zu wollen?
Jenny: Natürlich habe ich schon jetzt eine starke Rolle, aber innerhalb der Grenzen, die es bei einer Band gibt, möchte ich selbstsicherer agieren. Ich möchte zum Beispiel nicht das Gefühl haben, absolut alles mit Blake absprechen zu müssen. Als Frau hast du es ja immer etwas schwerer in einer Band. Ich hasse es, darauf herumzureiten, aber es ist wichtig, stark zu sein und sich Respekt zu verschaffen. Sonst machst du ständig den Abwasch und räumst den Bus auf!
GL.de: Heißt das aber auch, dass du die Solo-Erfahrung so genossen hast, dass du trotz der bereits in Planung befindlichen nächsten RK-Platte weitere Alleingänge planst?
Jenny: Ja, ich denke schon, dass ich das fortführen will, aber es sollte etwas völlig anderes dabei herauskommen.
GL.de: Eine weitere Soloplatte würdest du also ohne die Watson Twins machen?
Jenny (lachend): Oh ja, beim nächsten Mal sollten es Drillinge sein!