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BLOODFLOWERS
 
Die Welt bunter gestalten
Bloodflowers
Das Besondere stets im Blick: Mit ihrer nach langer Wartezeit nun endlich erscheinenden Debüt-LP "Nebula" taucht die Düsseldorfer Band Bloodflowers ab in ihre eigene Welt. Zwischen knallbuntem Psychedelic-Flair, einem Hauch von Indie-Nostalgie und unüberhörbaren 70s-Vibes sucht sich das Quartett um Sängerin und Gitarristin Nadia Wardi mit den sechs bisweilen herrlich ausufernden, bemerkenswert facettenreichen Tracks des Konzeptalbums seinen eigenen Weg und ist dabei mehr als nur ein Abziehbild der alten Helden. Vielmehr spannt sich der musikalische Bogen von der Vergangenheit in die Gegenwart und reicht dabei von Pink Floyd über My Morning Jacket und Tame Impala bis hin zu Khruangbin, und auch inhaltlich gibt es einen roten Faden. Die auf "Nebula" erzählte Geschichte handelt von Mut, Liebe und der transformativen Kraft, sich allen Widrigkeiten zum Trotz selbst zu finden und die eigenen Träume Wirklichkeit werden zu lassen.
Beginnen wir bei den Anfängen. Zunächst waren Bloodflowers eine rein imaginäre Band, mit deren Design-Portfolio Nadia sich für ihr Studium beworben hatte. Vor fünf Jahren entschied sie sich dann, die Fiktion in Realität zu verwandeln. Zwei EPs, diverse Besetzungswechsel, einige Auftritte bei renommierten Festivals nah und fern und erste Auszeichnungen bei Preisverleihungen später hat Nadia mit Schlagzeuger Matthias Köhnen, Keyboarder Gereon Gründer und Bassist Tristan Müller - auf der LP ist noch dessen Vorgänger Tim Dierich zu hören - die richtigen Mitstreiter gefunden, um ihre künstlerischen Vorstellungen, die auch ihre indonesischen Wurzeln und ihr Interesse an Meditation und Spiritualität widerspiegeln, Wirklichkeit werden zu lassen. Unverändert ist dagegen, dass die klangliche wie visuelle Seite der Band eng miteinander verknüpft sind und sich gegenseitig beeinflussen, angefangen beim Artwork der Platten bis hin zu Nadias fantasievollen, ständig wechselnden Bühnenoutfits, oder wie sie selbst es zusammenfasst, als wir sie und Matthias in einem Düsseldorfer Café zum Interview treffen: "Es macht mir viel Spaß, die Welt bunter zu gestalten."

Mit den neuen Mitstreitern hat sich auch die stilistische Ausrichtung vom Indie-Pop in Richtung Psychedelic Rock verschoben, aber auch das soll und muss nicht die Endstation sein. Obwohl "Nebula" gerade erst erscheint, ist die Band in Gedanken längst bei ihrem zweiten Album, und auch das darf und soll wieder anders klingen. "Ich denke, das ist eine Freiheit, die wir mit unserem Status noch haben", sagt Matthias. "Wir können noch machen, was wir wollen, ohne dass jemand sagt: 'Ich fand die alten Sachen aber besser!'" - "Ich denke schon, dass wir einen eigenen Stil geformt haben", ergänzt Nadia. "Ich finde es aber auch wichtig, dass jedes Album ein bisschen anders klingt, denn man entwickelt sich ja künstlerisch und wächst zusammen, und dadurch entstehen ja auch neue Dinge, die dann passieren."

Eine Konstante dabei ist das Faible für Konzeptalben. "Für mich persönlich war ein Album schon immer ein fertiges Produkt mit Anfang und Ende, eine Art geschlossenes Werk", erklärte Matthias unlängst den Kollegen von The Dorf. "Es geht viel darum, sich mal wieder Zeit für Musik zu nehmen und nicht ständig zwischen irgendwelchen (meist) lieblos und schnell auserzählten, zweiminütigen Songs zu skippen. Eine Story musikalisch zu erzählen, macht auch einfach viel mehr Spaß!"

Das perfekt umzusetzen, benötigt allerdings viel Geduld. Dass sich Bloodflowers in der immer schnelllebiger werdenden Musikindustrie so lange Zeit genommen haben, bis nun ihr Album-Erstling erscheint, kommt allerdings nicht von ungefähr. "Wir sind ein wenig langsamer, weil wir uns für alles Zeit nehmen", erklärt Nadia. "Weil wir gerne mit Konzepten arbeiten, schauen wir immer ganz genau, dass alles zusammenpasst. Auf 'Nebula' geht es viel um Luft, unser zweites Konzeptalbum wird dagegen wahrscheinlich unter Wasser stattfinden. Unsere Songs haben viel mit den Elementen zu tun, und wir gehen dann in die Tiefe und schauen, dass von der Story, vom Aufbau und auch musikalisch alles stimmig ist." Sie lacht. "Es hat zwei Jahre gedauert, bis die Musik für 'Nebula' fertig war, und auch für das Artwork habe ich zwei Jahre gebraucht!"

Sogar die Songs selbst nehmen sich Zeit. Die meisten sind um die sechs Minuten lang und wirken mit ihrem oft hypnotischen, ätherischen Sound bisweilen wie in Töne gegossener Eskapismus, mit der die Band intensive Emotionen und transzendente Schönheit heraufbeschwört. Spontan im Studio nahm nur der Song "River In The Purple Mountains" Gestalt an, eine schwebende Ambiente-Instrumental-Nummer, die zur Mitte des Albums einen Moment der Besinnung darstellt, eine meditative Atempause, die zum Rest der Story überleitet. Der Großteil der Songs war dagegen schon vor den Aufnahmen Bühnen-erprobt, und das durchaus mit Absicht. "Eigentlich war es mir wichtig, dass es im Studio ähnlich klingt, als würden wir live spielen", sagt Nadia. "Dann ist es aber doch ein bisschen anders, wenn man im Studio ist, weil man einfach viel mehr Freiheiten hat, zum Beispiel bei den Backing Vocals. Im Studio kann man sich einfach anders austoben. Trotzdem finde ich die Variation zwischen live und Studio richtig interessant, denn beides ist einzigartig."

Zum Austoben gehört für Bloodflowers auch, nicht starr in der Psychedelic-Welt zu verharren. Mit dem Album-Vorboten "Dreams" zeigt die Band, dass sie auch ein Herz für einschmeichelnde Eingängigkeit hat, denn tatsächlich erinnert nicht nur der Titel der Nummer an Fleetwood Mac zu Glanzzeiten. "Wir wollen einfach noch mehr Einflüsse einbringen", erklärt Nadia das auf den ersten Blick ungewöhnliche Lied. "Wir wollten damit zeigen, dass wir auch Pop-Elemente haben, die vielleicht auch den Leuten gefallen, die nicht nur Psychedelic mögen."

Unterstützt wurden Bloodflowers bei den Aufnahmen im Schwarzwald von Produzent Patrick Stäudle, auf den Matthias wegen seiner Zusammenarbeit mit der ebenfalls aus Düsseldorf stammenden Band Love Machine aufmerksam geworden war. Nachdem sie schon ihre 2021 veröffentlichte "String Of Hearts"-7"-EP mit Stäudle eingespielt hatten, war schnell klar, dass er auch die erste Wahl für die LP-Aufnahmen sein würde, weil bei der Kollaboration nicht nur klanglich, sondern auch zwischenmenschlich alles passte. "Anfangs hatte er noch nicht einmal sein Studio", erinnert sich Matthias. "Da hat er sich dann einfach in ein Yoga-Haus eingemietet, all seinen Kram mitgenommen und die Bands für ein, zwei Wochen dorthin eingeladen. Wir waren auf jeden Fall krass geflasht, als wir den Raw-Mix von den ersten beiden Stücken gehört haben, die wir mit ihm aufgenommen haben, weil er da noch 200% aus dem rausgeholt hat, was wir zuvor im Proberaum gemacht hatten. Da wusste ich sofort: Egal, wen wir jetzt noch kennenlernen, der ist jetzt erst mal der Richtige!"
Dem Hang zu einem klar abgesteckten Rahmen zum Trotz, war es der Band bei der Arbeit an "Nebula" aber auch wichtig, mit ihrem Album dem Genre des Konzeptalbums neue Seiten abzugewinnen. "Die meisten Konzeptalben, die ich kenne, wie 'The Wall' von Pink Floyd oder 'Tommy' von The Who, sind sehr negativ", sagt Nadia. "Die Alben von Bloodflowers sollen immer auch einen Hoffnungsschimmer haben."

Genau das ist auch der Ansatz der Geschichte, die Bloodflowers auf "Nebula" klanglich und visuell illustrieren. Die titelgebende Protagonistin lebt in einer weit entfernten Galaxie, verliebt sich, wird am Ende aber mit Verlust konfrontiert und muss sich deshalb ganz allein ihren Ängsten stellen und versuchen, sie auf positive Art und Weise zu verarbeiten, um am Ende ihr eigenes Ich zu erkennen. "Tatsächlich geht es in den Texten eigentlich immer um Selbstfindung, um Selbstliebe, um Selbstwertschätzung, es dreht sich viel um Emotionen und Gefühle", erklärt Nadia. Inspiriert wurde die Storyline der Platte vom Leben selbst. Doch auch wenn der Ausgangspunkt vieler der Gedanken in den Liedern der LP Nadias eigene Erfahrungen sind, geht es ihr bei ihren Songtexten keineswegs darum, ihr eigenes Tagebuch zu vertonen, oder wie sie selbst es ausdrückt: "Ich schreibe meine Texte in Metaphern, damit die Leute ihre eigene Geschichte darin finden können."

Auch deshalb spart sie am liebsten mit erklärenden Details, wenn es um die Hintergründe der Texte auf "Nebula" geht. "David Lynch sagt, dass man die Geschichte als Künstler nicht erklären muss - und ich sehe das genauso", sagt sie schmunzelnd. Dazu passt, dass Bloodflowers nicht nur bei ihren Konzerten darauf verzichten, viel zu reden, sondern dass einige ihrer Songs im Stile der evokativen Klanglandschaften eines Filmsoundtracks sogar ganz ohne Worte auskommen. "Musik muss man nicht immer in krasse Text verpacken", ist Nadia überzeugt. "Man kann die Geschichte auch mit Musik erzählen."
Weitere Infos:
bloodflowers.de
www.facebook.com/bldflwrsband
www.instagram.com/bloodflowers_band
bloodflowersband.bandcamp.com
Interview: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Anna Sokolova-
Bloodflowers
Aktueller Tonträger:
Nebula
(Eigenveröffentlichung)
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