Gaesteliste.de Internet-Musikmagazin
Banner, 468 x 60, ohne Claim



SUCHE:

 
 
Gaesteliste.de Facebook Gaesteliste.de Instagram RSS-Feeds
 
Interview-Archiv

Stichwort:



 
ITASCA
 
"Ich wollte meine alte Musik loswerden!"
Itasca
Die Musik begleitet Kayla Cohen praktisch schon ihr ganzes Leben lang. Mit 13 begann die Amerikanerin mit Drones und Noise zu experimentieren, bevor sie sich hingehauchten Folk-Songs zuwandte, die sie zunächst auf einer Reihe handgemachter Kassetten und CD-Rs veröffentlichte. Nachdem sie von New York nach Los Angeles gegangen war, ließ sie sich für ihr 2016er-Debüt auf dem renommierten Label Paradise Of Bachelors erstmals von einer kompletten Band begleiten und stellte sich mit dem drei Jahre später erschienenen Nachfolger ´Spring´ klanglich breiter auf denn je. Eine Entwicklung, die sie unterstützt von Produzent Robbie Cody (Wand, Behaviour) auf ihrem nun erscheinenden neuen Album, "Imitation Of War", selbstbewusst und zielstrebig weiterführt - ausgerechnet inspiriert von Thin Lizzy!
Eines wird beim Hören der neuen LP schnell deutlich: Der sanfte Whisper-Folk, der zu Beginn von Kayla Cohens Karriere im Zentrum stand, rückt nun immer öfter zugunsten eines bandorientierten, nicht selten psychedelisch umspülten Rock-Sounds in den Hintergrund. Bisweilen klingen die neuen Lieder betont schlank und schwelgerisch zugleich, doch auch wenn Cohen dabei des Öfteren auf ungewohnt rockiges Terrain vorstößt, zerschneidet sie das Band zur Vergangenheit nicht vollends, denn mit "Under Gates Of Cobalt Blue", "Dancing Woman" und "Olympia" bugsiert sie den akustisch-basierten Sound ihrer früheren Platten geschickt ins Hier und Jetzt. "Ich denke, die Veränderungen passierten auf ganz natürliche Weise", erklärt sie beim Video-Call mit Gaesteliste.de. "Im ersten Jahr von COVID beschloss ich, alles über Bord zu werfen, was ich zuvor gekannt hatte. Ich wollte meine alte Musik loswerden und einen Neubeginn wagen. Der Sound des Albums entwickelte sich dann ganz organisch aus den Aufnahmesessions, und es fühlt sich einfach wie das an, was ich derzeit machen will."

Möglich gemacht wurden diese Neuerungen nicht zuletzt durch einen Perspektivwechsel, denn nachdem die Pandemie für sie viel verändert hat, sieht Cohen ihre Musik heute mit anderen Augen. "Als ich damals angefangen habe, Konzerte zu spielen und auf Tour zu gehen, hatte ich die Möglichkeit, davon zu leben, weil alles so viel billiger und das Leben einfach ein anderes war", erinnert sie sich. "Jetzt betrachte ich das Musikmachen als rein künstlerische Tätigkeit, ohne dabei an das Geldverdienen zu denken, und das nimmt mir eine Menge Druck. Das sorgt dafür, dass es ausschließlich um das Künstlerische geht, und diese Balance, die ich derzeit habe, ist prima - auch wenn das überhaupt nicht das ist, was mir vorschwebte, als ich begonnen habe aufzutreten."

Der veränderte Blickwinkel hat auch zur Folge, dass sich Cohen nie der Beliebigkeit von Trends und Zeitgeist hingibt und lieber das Besondere fest in den Blick nimmt. Das tut sie musikalisch, vor allem aber auch mit ihren Texten, in denen ihr Interesse an Mythologie ebenso widerhallt wie ihr Faible für Jungianische Psychologie und auch durchaus mal Maler wie Manet oder Schriftsteller wie Molière als Inspirationsquelle dienen. Entstanden sind die Texte mithilfe der Pomodoro-Technik, bei der die Arbeit in 25-Minuten-Abschnitte und ebenso lange Pausenzeiten unterteilt wird. "Die Idee dabei ist, dass du dich auf diese Weise dazu zwingst, wirklich tief in die Arbeit einzutauchen", erklärt Cohen. "Ich verdanke es COVID, dass ich das tun konnte, denn jetzt wäre es undenkbar, dass ich so lange an nur einer Sache arbeite. Das Schreiben der Texte war ein konzentriertes Arbeiten, um mich selbst anzutreiben, viel zu lesen, viele Informationen aufzusaugen und daraus Texte zu formen."

Doch auch klanglich geht Cohen auf "Imitation Of War" neue Wege und verfolgt das stärker bandorientierte Arbeiten, das sie bereits mit "Open To Chance" und "Spring" ins Rollen gebracht hatte, deutlicher denn je. Dabei hallen auch ihre Erfahrungen als Bassistin der Band Gun Outfit nach, mit der sie 2017 das Album "Out Of Range" aufgenommen hatte und anschließend auf Tournee war. "Es klingt simpel, aber die wichtigste Lektion, die ich gelernt habe, war, mich beim Zusammenspiel mit anderen zu entspannen, zuzuhören und einfach präsent zu sein", sagt sie rückblickend über die Kollaboration. "Ich habe inzwischen gelernt, das auch auf meine Live-Auftritte mit Itasca anzuwenden. Deshalb freue ich mich auch sehr auf meine Konzerte mit Band, denn das ist etwas völlig anderes, als solo aufzutreten."

Der wichtigste Unterschied in der Herangehensweise ist aber dennoch, dass Cohen für viele der Songs die Akustik- gegen eine Stromgitarre eintauschte, zumal der Auslöser dafür sehr ungewöhnlich war. "Ich habe angefangen, das erste Thin-Lizzy-Album zu hören, und fand die Platte total inspirierend", erinnert sie sich. "Ich hatte eine Weile nicht viel Musik gehört und war mir unsicher, was mir überhaupt gefällt, aber dann fühlte ich mich total beseelt von Phil Lynotts Gesang, und überhaupt ist die Platte einfach cool. Das hat mich auf ganz natürliche Weise zum Sound meiner neuen Platte geführt. Das Album ist auch viel stärker live als meine vorherigen, bei denen ich mich nach den Aufnahmen an ProTools gesetzt und alles editiert habe. Das habe ich dieses Mal praktisch gar nicht gemacht."
Während sich Cohen in der Vergangenheit als Kontrollfreak beschrieben hatte, zeugt ´Imitation Of War´ nun von einer neuen Gelassenheit und einem großen Vertrauen in ihren Co-Produzenten Robbie Cody. Doch wie ist es ihr eigentlich gelungen, den Hebel umzulegen? "Ich habe gelernt, ein wenig loszulassen und die Musik von außen zu betrachten und sie durch Robbies Ohren und seine Art, sie aufzunehmen, zu hören", sagt sie. "Das hat mir geholfen, die Musik in Ruhe zu lassen: So klingt es, wenn wir alle zusammenspielen. Ich bin jetzt nicht mehr solch ein Kontrollfreak, denn COVID und die Zusammenarbeit mit Gun Outfit haben dazu beigetragen, dass ich jetzt die Musik viel stärker fühle, anstatt mir den Kopf darüber zu zerbrechen."
Weitere Infos:
www.itascalosangeles.com
www.facebook.com/itasca
twitter.com/kayla_itasca
www.instagram.com/kayla_itasca
itasca.bandcamp.com
Interview: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Logan White-
Itasca
Aktueller Tonträger:
Imitation Of War
(Paradise Of Bachelors/Cargo)
jpc-Logo, hier bestellen

 
 

Copyright © 1999 - 2024 Gaesteliste.de

 powered by
Expeedo Ecommerce Dienstleister

Expeedo Ecommerce Dienstleister