GL: Dein neues Album "All The Wrong Things" beinhaltet 13 Songs, die irgendwo zwischen songwriterhaften Akustik-Balladen und klassischem Indie-Rock einzuordnen sind. Wie sind die Songs entstanden? Welche Idee steckt dahinter?
John: Alle Songs entwickeln sich aus persönlichen Erfahrungen oder aus Beobachtungen, die man im Alltag macht. Manchmal ist das Schreiben wie ein Exorzismus, der einzige Weg, Gefühle auszudrücken. Ich beobachte gerne Menschen, versetze mich in sie hinein und daraus können dann Songideen wachsen. Ich spiele in Songs durch, was hätte passieren könne, wenn ich diese oder jene Entscheidung getroffen hätte. Die Stücke drehen sich meist um ganz einfache Emotionen und die sind bei mir oft extrem. Entweder bin ich total euphorisch oder völlig down und ich denke dies merkt man den Songs an. Was die Instrumentierung anbetrifft habe ich schon immer akustische Instrumente geliebt und ich wollte längst schon mal mit einen String Quartett zusammenarbeiten. Daneben liebe ich natürlich Rock bzw. Indie-Rock, so dass alle diese Einflüsse in einen Melting Pot kamen und dieses Album ist das Ergebnis.
GL: Du benutzt recht ungewöhnliche Instrumente wie eine irische Bouzouki oder eine Citter. Kann man auch zukünftig solche Experimente von Dir erwarten?
John: Mein Herz hängt schon sehr an akustischer Musik und das wird sich wohl niemals ändern. Ich liebe akustische Instrumente und werde sie auch weiterhin verwenden. Die Bouzouki wird immer ein Teil von mir, meiner Musik sein. Kürzlich hatte ich auch ein Mandocello, das ich ähnlich der Bouzouki einsetze. Die Citter benutze ich seltener, live eigentlich gar nicht, aber sie ist ein fantastisches Instrument und ich habe sogar einen Song auf ihr geschrieben, den ich aber noch nicht aufgenommen habe. Momentan übe ich mich wieder im Pianospiel. Ich habe einige Shows zusammen mit einem Pianisten gespielt und ich kann mir gut vorstellen, es in Zukunft häufiger einzusetzen.
GL: Momentan gibt es in England, aber auch im restlichen Europa eine großen Medienhype in Sachen "New Acoustic Movement". Kannst Du mit Bands wie den Turin Brakes oder den Kings Of Convenience etwas anfangen? Glaubst Du, dass es da Gemeinsamkeiten gibt?
John: Ich kenne einige der Leute, die man jetzt unter "New Acoustic Movement" subsummiert, aber die genannten Bands kenne ich nicht so gut und kann wenig dazu sagen. Ich denke aber, dass es nicht so wichtig sein sollte, lediglich akustische Musik zu promoten. Wichtiger ist es, dass die Musik echt und authentisch ist. Gerade hier in England müssen die Leute lernen Musiker dafür zu repektieren, was sie tun. Musik ist so eine starke emotionale Kraft, sie berührt Menschen auf den verschiedensten Ebenen und es besteht einfach die Gefahr, dass statt der Magie nur noch ein verpacktes Produkt für den Endverbraucher übrigbleibt.
GL: Erzähle uns von der Musik, die Du magst! Ich mußte beim durchhören Deiner Platte immer mal wieder an Billy Bragg denken. Magst Du seine Songs oder welche anderen Einflüsse wären Dir wichtig?
John: Ich bewundere starke Songwriter und Texter wie Nick Cave, Luka Bloom, Boo Hewerdine, Jacques Brel, Justin Currie, Steve Knightley (Show of Hands), David Bridie (My Friend the Chocolate Cake), Justin Sullivan (New Model Army), Mike Scott (The Waterboys), Neal Casal. Ich habe nur ein Billy Bragg-Album, das ich mag, aber ich würde wirklich nicht sagen, dass er mich beeinflusst hat. Natürlich sehe ich es als Kompliment an, mit ihm verglichen zu werden. Ich kenne viele Songwriter, die ihre Songs niemals veröffentlicht bekommen. Einige sind Freunde von mir oder Leute, die man bei Gigs trifft und ich bin immer wieder erstaunt, was sie können. Deshalb bin ich wirklich glücklich, dass ich die Möglichkeit habe, meine Songs so vielen Leuten zugänglich zu machen.
GL: Wird es eine Tour geben, um "All The Wrong Things" in Deutschland zu promoten? Wenn ja, wirst Du als Solist oder gemeinsam mit Band auftreten?
John: Ja, es wird hoffentlich eine Deutschland-Tour im Herbst geben. Die Gigs werden wahrscheinlich Duo-Shows zusammen mit Steven Cooper sein. Wir kennen uns lange, arbeiten musikalisch eng zusammen und sind außerdem gute Freunde. Ich denke, das wird auch auf der Bühne rüberkommen. Mit einer Band zu touren ist hingegen viel anstrengender und kostet einfach mehr Geld.
GL: Bevor Du 1994 Deine Solokarierre gestartet hast, warst Du Mitglied zweier wichtiger Bands, The Colour Mary und Pressgang. Hast Du noch Kontakt zu den Jungs oder gibt es Pläne mal wieder zusammen zu spielen?