26.04.2011 http://www.gaesteliste.de/zehnpluszehn/show.html?_nr=117 |
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10+10 |
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ERLAND AND THE CARNIVAL |
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Kaum ein Jahr ist vergangen, seit Erland And The Carnival ihr selbstbetiteltes Debütalbum veröffentlicht haben und mit ihrer eigensinnig-faszinierenden Mischung aus traditionellem britischen Folk und flirrender 60s-Psychedelik zuerst schnell zu Kritikerlieblingen wurden und dann, nicht zuletzt dank der einnehmenden Bühnenpräsenz von Frontmann und Namensgeber Erland Cooper, auch live problemlos ihr Publikum begeistern konnten und mit Modfather Paul Weller einen glühenden Verehrer fanden, der die junge britische Band gleich mehrfach als Support einlud und ihr so die Türen zu renommierten Locations wie der Londoner Royal Albert Hall oder dem Mekka der schwarzen Musik, dem Apollo in New York, öffnete. In Deutschland sind Erland And The Carnival derweil gleich nach Ostern auf einer ausgiebigen Headline-Tournee unterwegs. Im Gepäck hat das Quintett dann sein gerade erschienenes zweites Werk, "Nightingale", auf dem der Fokus weg vom grazilen Folk hin zu bunter Psychedelik verschoben wird und ein angenehmes Brodeln im Hintergrund den oft gewollt kargen Sound des Erstlings ablöst. Gaesteliste.de sprach mit Sänger/Gitarrist Erland Cooper, Drummer David Nock, Bassist Danny Wheeler und Keyboarder Andrew Bruce (Leadgitarrist Simon Tong, ja, der von The Verve und Blur, ließ sich wegen eines verspäteten Fliegers entschuldigen) über Sessions auf einem Schiff, den ersten Trip der Band nach New York und Paul McCartneys seichte Seite.
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1. Was ist eure Definition von "guter Musik"?
David: Gute Musik ist die, die dich einfach sofort ergreift. Manchmal ist das der Fall, weil sie technisch gut gemacht ist, manchmal begreifst du den Grund aber gar nicht, du spürst nur im Herzen: Wow, das ist gut!
Erland: Es gibt da diesen eigentlich ziemlich albernen Ausspruch, dass es nur zwei Arten von Musik gibt, gute und schlechte. Aber da ist was dran! David: Das ist eine völlig neue Art von Song für uns. Er diente uns als Referenz für alle weiteren Stücke, die wir danach für das Album aufgenommen haben! Als wir diesen Song hatten, wussten wir, dass wir damit genau auf das gestoßen waren, wonach wir gesucht hatten!
Erland: Ein wichtiger Einfluss bei den Aufnahmen war auch die Tatsache, dass wir die Platte auf einem Schiff aufgenommen haben, das auf der Themse vor Anker lag. Manchmal kamen Ausflugsboote vorbei, und wenn das der Fall war, rüttelte das unser gesamtes Schiff durch und du konntest das Metall knarzen hören - und natürlich haben wir sofort versucht, diese Geräusche aufzunehmen, oder wir haben versucht, sie mit unseren Gitarren zu reproduzieren. Die Umgebung hat sich also deutlich auf der neuen Platte niedergeschlagen. Erland: Bei mir war es so, dass es in der Schule zwei Gruppen gab: Die einen interessierten sich für Rugby, die anderen für Fußball. Ich hatte an beidem kein Interesse, stattdessen hab ich mich für Musik interessiert... David: Bei mir gab es zwei wichtige Auslöser. Der eine war ein Stevie Wonder-Album. Zuvor hatte ich ziemlich fürchterliche Musik gehört, aber dann trat Stevie in mein Leben und ich dachte: Das ist mal ein Groove! Der andere war ein Auftritt von Joshua Redman beim North Sea Jazz Festival. Das war für mich der Gipfel der Musikalität. Ich würde zwar durchaus sagen, dass Jazz bisweilen etwas das Herz fehlt, aber dieser Auftritt... wow! Danny: Meine Freundin hatte bei sich zu Hause einen Bass herumstehen, mit dem ich herumgespielt habe, wenn mir richtig langweilig war, obwohl ich in keinster Weise daran interessiert war, ein Instrument zu erlernen. Ich hatte zuvor noch nicht einmal besonders intensiv Musik gehört. David: Er ist ein Naturtalent. Er hat das Instrument einfach in die Hand genommen und ist seinen Instinkten gefolgt!
Erland: Unser alter Bassist wollte aussteigen, und als wir dann zu einer Radiosession eingeladen wurden, haben wir Danny im Scherz vorgeschlagen, dass er doch einfach mal unsere Platte einstudieren solle. Zwei Wochen später trafen wir ihn dann wieder - und er hatte sie drauf! Nur wenige Monate später - die besagte Freundin war inzwischen lange weg - stand er dann mit uns in der Royal Albert Hall und im Apollo in Harlem auf der Bühne. Nicht schlecht, oder? Erland: Fünf Minuten bevor wir vor 3500 Menschen auf dem Times Square spielen sollten, ist David losgezogen, um sich Sushi zu holen - ohne sein Mobiltelefon mitzunehmen!
David: Ich hab es zwar rechtzeitig zurück geschafft, habe dann aber das schlechteste Konzert meines Lebens gespielt. Später am gleichen Tag begegnete mir dann allerdings eine wundervolle Lady und alles wurde plötzlich besser! Andrew: Es gab allerding einen Grund für den Song: Er hatte zuvor eine Nummer namens "Give Ireland Back To The Irish" veröffentlicht, den die BBC nicht spielen wollte, also schob er etwas betont Unverfängliches nach, an dem nichts auszusetzen sein würde. Erland: Ah, es gibt also eine Vorgeschichte dazu - und ich dachte schon, das sei der fürchterlichste Song aller Zeiten!
Andrew: Er ist es vermutlich trotzdem noch (lacht)!
David: Bei unserer Show im Apollo war vermutlich sein Geist bereits anwesend (imitiert Brown): "What is this shit, man? I don't know what it is, but I like it!" |
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Text: -Gaesteliste.de- Foto: -Pressefreigabe- |
Aktueller Tonträger: Nightingale (Full Time Hobby/Rough Trade) |
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