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19.03.2019
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10+10

THE JAPANESE HOUSE

The Japanese House
Es kann Amber Bain nun wirklich niemand vorwerfen, dass sie ohne Konzept an ihre Karriere herangegangen wäre: Ganze vier EPs brachte die 23 Londonerin heraus, bevor sie ihr Debüt-Album "Good At Falling" mit neuem Material fertigstellte. Das lag unter anderem daran, dass Amber (die ihr Projekt nach einem Haus benannte, in dem sie als Kind ihre erste romantische Identitätskrise durchlebte) ständig unterwegs war, um ihre Musik auf der Bühne zu präsentieren. Tatsächlich musste sie eine Tour absagen, um an ihren Songs arbeiten zu können - denn dafür braucht sie Muße und Ruhe. Amber bastelt ihr Material gerne in Eigenregie am heimischen Computer zusammen - anders als auf der Bühne, wo sie mit einer kompletten Band arbeitet und selbst gerne zur Gitarre greift. In ihren Songs thematisiert Amber dabei höchst persönliche Themen an mehr oder minder direkten Beispielen. Bei "Marika Is Sleeping" etwa handelt es sich um einen Song, dessen Musik Amber geträumt hatte - bis hin zum Arrangement. Nachdem sie nach einer gemeinsamen Zechtour mit ihrer Ex Marika Hackman aufgewacht war, schrieb sie den Song dann fertig, während sie ihre schlafende Freundin beobachtete. "Das war vermutlich sogar eine Alkoholvergiftung" spezifiziert sie das Ereignis dann noch. Ambers Songs sind durchzogen von solchen kleinen Querverweisen, Andeutungen und Details - deswegen überraschte es dann auch nicht, dass sie sich für die Beantwortung der zehn Fragen viel Zeit nimmt und ausführlich herumphilosophiert.


1. Was ist deine Definition von "guter Musik"?

Ich glaube, ich habe gar keine Definition für gute Musik. Ich habe zwar einen weit gefassten musikalischen Geschmack - mag aber gar nicht viel. Da bin ich sehr wählerisch und urteile ziemlich hart. Es ist schwer das in Worte zu fassen. Ich weiß, wenn mir etwas gefällt, aber ich kann nicht genau sagen, warum.

2. Was war der wichtigste Einfluss bei den Aufnahmen zur neuen Veröffentlichung?

Ich versuche bewusst, mich nicht von anderer Musik beeinflussen zu lassen. Vermutlich würde ich da auch versagen. Ich sage also nicht: "Oh - ich will wie dies und das klingen", weil es mich langweilt, wenn alle immer und immer wieder das Gleiche sagen. Ich versuche also bewusst nicht wie jemand anderes zu klingen. Ich habe auch keine Lieblingsbands, sondern bestimmte Songs, die ich mag. Alles, was ich höre, inspiriert mich natürlich dann doch - weil man Musik machen sollte, die man selbst mag. Es ist nur kein bewusster Prozess.

3. Warum sollte jeder deine neue Veröffentlichung kaufen?

Ich denke, sie sollten es kaufen, weil ich denke, dass es wirklich gut wäre. Aber ich weiß nicht: Wie würdest du denn dein eigenes Album promoten? Solche Fragen sind der Grund, warum ich nicht im PR-Bereich arbeite, sondern Musikerin bin.

4. Was hast du dir von deiner ersten Gage als Musiker gekauft?

Das sollte ich vielleicht nicht in der Öffentlichkeit sagen. Mal sehen: Miete für ein Apartment? Oder eine gelbe Mustang-Gitarre, die ich heute allerdings nicht mehr spiele, weil ich sie zu sehr mag? Und diverse alkoholische Getränke und Kleidung. Ich gebe mein Geld hauptsächlich für Kleidung aus. Und Plug-Ins und Laptops...

5. Gab es einen bestimmten Auslöser dafür, dass du Musiker werden wolltest?

Ich glaube ich habe ziemlich früh gemerkt, dass mir das liegt - als ich vier oder fünf war. Und dann ist mir irgendwann aufgefallen, dass ich besser mit der Musik zurecht kam als die anderen. In der Schule, beim Harmoniegesang zum Beispiel, wo ich feststellte, dass das nicht jeder kann. Ich erinnere mich daran, dass ich in der zweiten Klasse für ein Weihnachts-Musical über eine Maus namens Barney ausgesucht wurde, ohne dass ich wusste, warum - bis meine Lehrerin mir sagte, dass ich gut singen könne. Ich denke aber, dass ich mich da schon für die Musik - und nichts anderes - entschieden hatte.

6. Hast du immer noch Träume - oder lebst du den Traum bereits?

Ja schon irgendwie. Zumindest hätte ich meinem jüngeren Ich gesagt, dass ich heute meinen Traum lebe. Aber wenn man älter wird, dann ändern sich ja auch die Ziele. Heute denke ich, dass ich niemals meinen Traum leben werde, weil ich nicht diesen Ziel-Fokus habe und Dinge abhake, die ich erreicht habe. Also: Auf eine gewisse Weise lebe ich meinen Traum - ich habe aber schon noch größere Träume als das, was ich gerade mache. Diese muss man sich auch erhalten.

7. Was war deine größte Niederlage?

Das ist eine gute Frage. Ich glaube ich hatte nicht viele. Oder sagen wir mal so: Ich habe mir noch nicht erlaubt, etwas wirklich so stark zu wollen, dass ich scheitern konnte. Wenn ich konkret etwas nennen müsste, wäre das mein enttäuschendes Ergebnis bei meiner Englisch-Prüfung an der Schule - weil ich eigentlich immer gut in Englisch war, aber die Prüfung versaut habe, worüber ich mich damals sehr geärgert habe. Heute ist mir das natürlich ziemlich egal und kümmert mich nicht weiter. Ich bereue tatsächlich nicht wirklich viel in meinem Leben - höchstens mal, dass ich dieses und jenes vielleicht nicht hätte sagen sollen.

8. Was macht dich derzeit als Musiker am glücklichsten?

Ich denke, dass ich es zur Zeit wirklich genieße Live-Shows zu spielen - weil ich sowas früher gar nicht gemocht habe. Und auch das Gefühl, wenn ich denke, dass ich einen wirklich guten Song geschrieben habe, mag ich - weil sich das tagelang anfühlt, als sei ich auf Drogen.

9. Welches ist das schlechteste Lied, das je geschrieben wurde?

Es ist schwer, das einzugrenzen, weil es da nun wirklich eine ganze Menge Kack da draußen gibt. Welche Songs mag ich nicht? Ich könnte jetzt was sagen - aber ich tue es nicht, weil ich niemandem auf die Füße treten möchte.

10. Wer - tot oder lebendig - sollte auf deiner Gästeliste stehen?

Oh, wen nehme ich da? David Byrne. Lily Tomlin. Debbie Harry. Jetzt fällt mir sonst gerade niemand mehr ein - aber ich bin sicher, dass es da noch wesentlich mehr gibt...

Weitere Infos:
thejapanesehouse.co.uk
www.facebook.com/Japanesehouse
twitter.com/japanesehouse
www.instagram.com/thejapanesehouse
www.youtube.com/user/TheJapaneseHouse
www.youtube.com/watch?v=dEzYD4ZielY

Text: -Gaesteliste.de-
Foto: -Pressefreigabe-
The Japanese House
Aktueller Tonträger:
Good At Falling
(Caroline/Universal)
 

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