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GALLON DRUNK
Gallon Drunk
"Platte der Woche" hieß es an dieser Stelle vor zwei Jahren, als Gallon Drunk ihr letztes Album, "The Road Gets Darker From Here", veröffentlichten. Mit ihrem aufregenden neuen Werk, "The Soul Of The Hour", liefern die Briten um Frontmann James Johnston nun sogar einen veritablen Kandidaten für die Platte des Jahres ab. Nach mehr als 20 Jahren lassen Gallon Drunk auf ihrem neuen Album einige ihrer Markenzeichen - die wilden Noise-Ausbrüche, das fiebrige Saxofon - ein Stück weit außen vor, klingen etwas abgeklärter und fokussierter, gleichzeitig aber auch hörbar experimentierfreudiger und ausufernder. So beginnt "The Soul Of The Hour" mit dem fast zehnminütigen, sich in langen Instrumentalpassagen langsam aufbäumenden "Before The Fire", mit dem unerwartet melancholischen, semi-akustischen "Dust In The Light" begibt sich das Quartett auf die Spuren von Big Stars "Third"-Album, und eine ganze Reihe weiterer Stücke zeigt die Band psychedelisch-abgedreht wie nie zuvor. In einem Review des Albums schrieb ein Kollege treffend: "Das Album ist ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein großer für Gallon Drunk." "Oh, das ist wirklich gut! Wenn mir das eingefallen wäre, hätte ich es für die Pressemitteilung zur Platte verwendet", lacht Frontmann James Johnston bei unserem Treffen vor dem mitreißenden Auftritt seiner Band in Krefeld. "Dort habe ich eine ähnlich überspitzte Formulierung verwendet."

Trotzdem hat man das Gefühl, dass Gallon Drunk eine Platte wie "The Soul Of The Hour" erst nach all den Jahren möglich war, weil sie zuvor genug Gelegenheiten hatten, sich die Hörner abzustoßen. "Da triffst du den Nagel auf den Kopf. Das stimmt haargenau!", bestätigt James. "Vermutlich verändert sich dein Ego einfach, wenn du etwas so lange machst." Diese neue Geisteshaltung machte auch den Weg frei für "Dust In The Light", den auffälligsten Song der neuen Platte. Ursprünglich sollte daraus eine laute, ungezähmte Rock-Nummer im Stile von Iggy Pops "Johanna" werden, doch weil sich Drummer Ian White beim Studiotermin verspätete, spielte James den Song für Bassist Leo Kurunis und Saxofonist Terry Edwards in einer ganz leisen Soloversion. Johann Scheerer wurde Zeuge dieses Probedurchlaufs und war völlig begeistert. "Die richtige Version gibt es dann später", ließ James ihn wissen, doch der Produzent bestand darauf, die grazile Version sofort aufzunehmen. "Anschließend fragte ich mich, wie zur Hölle ich dazu singen sollte", erinnert sich der Frontmann. "Letztlich versuchte ich mir Big Stars 'Third' in Erinnerung zu rufen und orientierte mich am zerbrechlichen Gesang von Alex Chilton. Früher hätte ich mich an so etwas vermutlich gar nicht erst rangetraut."


1. Was ist deine Definition von "guter Musik"?

Gute Musik transportiert dich zu einem anderen Ort und erreicht den Kern deiner Emotionen, deiner Gefühle. Ich höre viel Musik, die diesen Effekt auf mich hat - oft sogar dann noch, wenn ich ein Stück bereits hundertmal gehört habe.

2. Was war der wichtigste Einfluss bei den Aufnahmen zur neuen Veröffentlichung?

Wir haben die bewusste Entscheidung getroffen, für das neue Album einige unserer stilistischen Markenzeichen auszuklammern. Wann immer wir in der Demophase auf etwas stießen, das sich wie etwas anhörte, das wir schon mal gemacht hatten, haben wir es sofort beiseitegelegt.

3. Warum sollte jeder eure neue Veröffentlichung kaufen?

Ganz einfach: Wenn alle die Platte kaufen, ermöglichen sie uns damit, weiterzumachen! Ganz abgesehen davon ist das Album einfach verdammt gut (lacht)!

4. Was hast du dir von deiner ersten Gage als Musiker gekauft?

Früher bekam man in England sogenannte "Pay Packets", winzige Umschläge, die mit Geld vollgestopft waren... na gut, nicht mit besonders viel Geld. Ich erinnere mich noch an meinen ersten Umschlag. Wir spielten in diesem kleinen Laden in Camden im Norden von London und bekamen am Ende 50 Mäuse. Wir haben das Geld einfach für das Erstbeste verschwendet, was greifbar war.

5. Gab es einen bestimmten Auslöser dafür, dass du Musiker werden wolltest?

Auch wenn das heute schwer zu glauben ist: Als ich klein war, lernte ich Geige zu spielen und dann auch Klavier. Außerdem sang ich im Chor und war - auch wenn das vermutlich noch schwerer zu glauben ist - völlig hingerissen davon. Dann spielte mir mein älterer Bruder all diese Rock-Platten vor, die Stones, die Doors, Velvet Underground und vor allem "Funhouse" von den Stooges, was für mich ein besonderes Schlüsselerlebnis war. Mit 13 lieh ich mir dann in der Schule eine Gitarre und einen Verstärker. Ich schloss die Gitarre an und es gab sofort ein wenig Feedback. "Oh, so macht man also diese unglaublichen, magischen Klänge!" Es war, als eröffnete sich mir eine vollkommen neue Welt!

6. Hast du immer noch Träume - oder lebst du den Traum bereits?

Ich hatte letzte Nacht einen Traum, in dem wir mit unserem Tour-Van in eine Schule reingebrettert und im Korridor stecken geblieben sind. Die Schulleiterin kam angerannt und hat uns zur Schnecke gemacht, weil wir ihre Schule demoliert haben. Das war der letzte Traum vom Tourleben, den ich hatte. Was das Klischee vom gelebten Traum des Musikers angeht: Regelmäßig Musik machen zu können, ist wirklich eine helle Freude!

7. Was war eure größte Niederlage?

Wenn du Ian, unseren unglaublich talentierten Drummer, fragen würdest, wäre seine Antwort: der Rhythmus (lacht)!

8. Was macht euch derzeit als Musiker am glücklichsten?

Der glorreiche, freudige Krach, den wir gemeinsam fabrizieren!

9. Welches ist das schlechteste Lied, das je geschrieben wurde?

Ich habe "The Birdy Song" nicht gemocht, als er damals rauskam, wenngleich ich natürlich dennoch wünschte, dass ich ihn geschrieben hätte, denn dann wäre ich jetzt stinkreich! Ansonsten muss ich gestehen, dass ich keine echten musikalischen Lieblingshassobjekte habe. Letztlich denke ich, dass selbst der beschissenste Song einen Platz in der Welt hat.

10. Wer - tot oder lebendig - sollte auf eurer Gästeliste stehen?

Es wäre schön, wenn wir eines Abends Elvis irgendwo hinten im Saal erspähen würden - oder Kleopatra!

Weitere Infos:
www.gallondrunk.com
www.facebook.com/GallonDrunk‎
Text: -Gaesteliste.de-
Foto: -Georg Schmid-
Gallon Drunk
Aktueller Tonträger:
The Soul Of The Hour
(Clouds Hill/Rough Trade)


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