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JEB LOY NICHOLS
Jeb Loy Nichols
Seit mindestens 27 Jahren beglückt uns der seit 2000 auf einer Farm in Wales lebende US-Barde Jeb Loy Nichols mit seinem eigenwilligen Stilmix, der heutzutage auf elegante Art Soul, Country, Reggae und Folk-Sounds mit einer ansonsten kaum noch anzutreffenden heiteren Gelassenheit zusammen führt. Sein neuestes Werk "Country Hustle" ist da keine Ausnahme - bis auf den Umstand, dass die Country-Musik hier eigentlich keine besondere Rolle mehr spielt. Da Jeb Loy Nichols aber nichts ohne Grund macht, lohnt es sich vielleicht mal zu ergründen, warum er gerade dieses Werk mit dem Titel "Country Hustle" versehen hat. "Als ich aufwuchs, war 'Country Musik' kein einengender musikalischer Begriff, sondern eine geographische Beschreibung", erläutert er mit derselben stoischen Coolness, mit der er seine Songs vorträgt, "'Country Musik' wurde von Leuten gemacht, die nicht nur nicht in urbanen Zentren lebten, sondern gar nicht daran interessiert waren - es war Musik von und für Landeier. Und in diesem Genre fandest du Honky Tonk (Hank Williams), Western Swing (Bob Wills), Bluegrass (Bill Monroe), Countrypolitician (Charlie Rich) und vieles andere. Es war eine breite Sache. Heutzutage ist das eher eingeengt und langweilig. Ich will den Begriff 'Country Musik' wieder zurückhaben. Ich lebe auf dem Land und ich mag - aus vielen Gründen - London nicht. Ich will außerhalb der Konsumgemeinschaft der Super-Reichen leben und ich will Musik machen, die das widerspiegelt. Der 'Hustle' in 'Country Hustle' bezieht sich auf den täglichen Kampf, den man auszufechten hat, wenn man auf dem Lande lebt. Es ist nicht einfach, weil jeder Tag ein Kampf ist. Das gesagt, muss ich einräumen, dass ich Van McCoy sehr mag." Van McCoy hatte in den 70ern einen Spul-Pop-Hit namens "The Hustle" - und Soul-Pop ist eine der Stile, die auf "Country Hustle" zum Tragen kommen. Was aber nicht ungewöhnlich ist. "Meine musikalischen Inspirationen, die ich natürlich habe, kommen eher unterschwellig in meiner Musik zum Tragen", meint er, "direkt werde ich eher von Freunden, Familie und kleinen Dingen, die ich sehe inspiriert. Ich setze mich selten mal hin, um einen Song wie James Brown oder Hank Williams zu schreiben. Ich war allerdings nie ein besonderer Fan von Singer-/Songwritern - weil ich nicht besonders an Texten interessiert bin, die mir manchmal sogar im Wege sind. Ich mag einen Groove und ein Gefühl des Bewegens, will Musik, die die Zeit, in der ich sie höre, verändern und ich brauche eine körperliche Verbindung zur Musik... dabei traue ich meinem Körper eher als meinen Ohren." Wie gesagt: Jeb Loy Nichols macht nichts ohne Grund. Grund genug indes, ihm mal unsere zehn Fragen zu stellen.

1. Was ist deine Definition von "guter Musik"?

Das ist ja, als stünden wir am Strand und du würdest mich fragen, welches meine Lieblings-Welle ist. In der Musik gibt es immer etwas Neues und Unerwartetes. Gute Musik ist für mich nicht erklärbar. Gute Musik verbindet ohne Sprache.

2. Was war der wichtigste Einfluss bei den Aufnahmen zur neuen Veröffentlichung?

Es gab da vier Sachen, die ich mir anhörte: Sun Ra, Curtis Mayfield, Hank Williams und James Brown. Die anderen Einflüsse sind - wie gesagt - Freunde, die Kunst machen, Bücher schreiben und musizieren. Leute, die gute Leben leben, Leute, die sich bemühen, in einer harschen Welt sanftmütig zu sein. Und da gab es auch noch den Schatten von Larry John Wilson, dem großen, unterschätzten Südstaaten-Autoren und -Musiker.

3. Warum sollte jeder deine neue Veröffentlichung kaufen?

Ich weiß gar nicht, ob sie das sollten. Wir kaufen doch sowieso zu viel Zeug. Unsere Häuser sind doch mit Zeugs gefüllt! Wenn du das Album aber hören und eines haben möchtest, dann bedanke ich mich. Es ist ein gutes Stück Arbeit, es ist ehrlich und es ist kein kommerzieller Mist. Ich denke, es ist heutzutage das nächste Äquivalent zu der Musik von Südstaaten-Künstlern wie Larry John Wilson, Donnie Fritts oder Jesse Winchester, die ihr Leben außerhalb des Mainstream führten.

4. Was hast du dir von deiner ersten Gage als Musiker gekauft?

Gitarren-Saiten. Ich bin für einen Support-Auftritt für die Pogues bezahlt worden und gleich am nächsten Tag losgezogen, um mir neue Saiten zu kaufen.

5. Gab es einen bestimmten Auslöser dafür, dass du Musiker werden wolltest?

Ich wollte nie ein Musiker sein. Ich wollte mein Auskommen als visueller Künstler haben. Und hatte das auch - mit Ausstellungen und allem drum und dran. Ein Instrument habe ich nie gespielt und einen Song habe ich nie geschrieben bevor ich Ende 20 war. Dann habe ich aber ein paar Leute getroffen und wir haben zusammen begonnen alte Country-Songs zu spielen und das hat Spaß gemacht. Also habe ich beschlossen, Songs zu schreiben und mit 30 dann meine erste Scheibe mit den Fellow-Travellers gemacht.

6. Hast du immer noch Träume - oder lebst du den Traum bereits?

Ich möchte einfach nur schreiben, Kunst machen und ab und an eine Scheibe rausbringen - ohne mir Sorgen um das Geld machen zu müssen. Geld ruiniert alles. Ich veröffentliche meine Scheiben zwar in der Hoffnung, ein wenig Geld zu machen, aber ich möchte den ganzen kommerziellen Kram und die geschäftliche Seite eigentlich verdrängen.

7. Was war deine größte Niederlage?

Ich denke, als ich vor 20 Jahren einen Major-Deal als Solo-Künstler unterzeichnete. Ich dachte mir damals, dass ich damit mein Leben bestreiten könnte, wenn das klappte. Schnell realisierte ich aber, dass das nicht stimmte. Seither ist das ganze ein ständiger Kampf. Meine Niederlage ist das Musik-Business.

8. Was macht dich derzeit als Musiker am glücklichsten?

Mit großartigen Musikern zusammen zu spielen. Ich liebe es, neue Musiker zu treffen und neue, unterschiedliche Musik zu spielen. Das Unerwartete macht mich am Glücklichsten.

9. Welches ist das schlechteste Lied, das je geschrieben wurde?

Ich habe sicher ein paar schlechte geschrieben - aber die schlechtesten Stücke sind für mich Hymnen wie "Star Spangled Banner" oder "God Save The Queen". Ich hasse Nationalismus und Pomp.

10. Wer - tot oder lebendig - sollte auf deiner Gästeliste stehen?

Ich hätte gerne meine Mutter auf der Liste, sie war mir eine ständige Quelle der Inspiration. Und ich würde meine Frau und nahe Freunde draufsetzen. Ich stehe nicht so drauf, Berühmtheiten oder Idole zu treffen. Ich bevorzuge die Gesellschaft Gleichgesinnter, die meist schon seit vielen Jahren in meinem Leben sind.

Weitere Infos:
www.jebloynichols.co.uk
www.facebook.com/JebLoyNicholsOfficial
Text: -Gaesteliste.de-
Foto: -Peter Williams-
Jeb Loy Nichols
Aktueller Tonträger:
Country Hustle
(City Country City/Indigo)


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