Gaesteliste.de Internet-Musikmagazin



SUCHE:

 
 
Gaesteliste.de Facebook Gaesteliste.de Instagram RSS-Feeds



 
10+10
 
ARY
Ary
Gerade ist Ariadne "Ary" Loinsworth Jenssen nach einer längeren Tour in ihre norwegische Heimat zurückgekehrt, um sich an die Arbeit an ihrem zweiten Longplayer zu machen. So etwas braucht Zeit, denn nachdem die Songwriterin bereits 2015 begann, eigene Songs zu veröffentlichen - sich aber in der Rolle der fremdbestimmten Pop-Prinzessin nie so recht wohl fühlte -, stellte sie sich nach dem plötzlichen Tod ihres Zwillingsbruders auf eigene Füße, nahm sich eine mehrjährige Auszeit und lernte das Produktionswesen von der Pike auf, um mit ihrem Debüt-Album "For Evig" ihren eigenen Vorstellungen von zeitgemäßer, skandinavischer elektronischer Pop-Musik verwirklichen zu können - die Ary übrigens als Wahrzeichen ihres Heimatlandes sieht.

Heutzutage macht Ary im Studio alles alleine - sowohl was die Produktion wie auch die Arrangements ihrer Musik und natürlich die Performance betrifft. Dazu gehören dann auch die für die Live-Performance vollkommen umgekrempelten Arrangements ihrer Songs. "Die Songs auf dem Album waren alle düster und nachdenklich - weil ich da darauf bedacht war, dem Andenken an meinen Bruder treu bleiben zu wollen", berichtet Ary, "für die Bühne brauchte ich etwas anderes und so überarbeitete ich die Stücke in dieser Hinsicht - ein bisschen so, wie man Remixe machen würde." Ihre soeben veröffentlichte aktuelle Single "Himalayan Road" geht daher von vorneherein in eine lebhaftere Richtung und verfügt zudem über einen infektiösen Mitsing-Refrain. In dem Track geht es aber dennoch nicht um Hedonismus oder gar Eskapismus - es ist immer noch eine Hommage an Arys Bruder. "In dem Song spreche ich darüber, dass ich ein normales Leben führen könnte, wenn ich mir nur erlauben würde, glücklich zu sein. Und noch etwas: Alles in meinem Leben dreht sich um meine Musik. Ich fahre nicht in Urlaub oder so etwas. Musik zu machen ist die einzige Kapazität, über die ich zur Zeit verfüge - obwohl ich schon diesen romantischen Traum hege, ein normales Leben führen, in Urlaub fahren und auf einem Fahrrad eine Straße im Himalaya lang fahren zu können." Aber - so meint Ary - um sich und ihrem Bruder treu bleiben zu können, müsste sie eigentlich bis ans Ende ihres Lebens Trauerarbeit leisten. So richtig fröhliche Pop-Songs wird es also von Ary wohl so schnell also nicht geben.

Nicht, dass das störte - denn die inhärente Melancholie und Nachdenklichkeit ihrer Musik verleiht den Songs ja auch eine gewisse Wertigkeit und Tiefe. Bei den Live-Shows - bei denen Ary übrigens ohne Instrumente auskommt, dafür aber die Zuhörer mit Hilfe von vier begabten Tänzerinnen mit einer ausgefeilten Choreographie in den Bann zieht und dabei auch noch Geschichten erzählt - kommen die nachdenklichen Momente ihrer Musik dabei in Form atmosphärischer Solo-Balladen zum Tragen. Songtitel wie "Oh My God", "Angels", "Angels Among Us" oder "Hurt You" (das sie auf der LP zusammen mit der Landsfrau Emilie Nicolas sang, um die kollaborativen Möglichkeiten ihres Tuns auszuloten) legen nahe, dass Arys Musik auch eine spirituelle Note hat. Ist dieser Eindruck richtig? "Also ich denke schon viel über Gott und solche Kräfte nach", räum Ary ein, "ich habe mich aber noch nicht entschieden, ob ich an solche Dinge glaube. Manchmal, wenn etwas ganz schreckliches passiert, fragt man sich manchmal, ob es da nicht jemanden gibt, der über einen wacht - weil es sich so anfühlt. Ich denke, das repräsentiert auch irgendwie den Aspekt des Suchens in meiner Musik. Das gilt natürlich auch für meinen Bruder. Die Menschen um mich herum sagen mir jedenfalls immer wieder, dass er die ganze Zeit über mich wacht. Viele Menschen in Norwegen denken in diese Richtung - wohl auch, weil wir einerseits alle beinharte Atheisten sind und auf der anderen Seite die Leute im Fernsehen auf die Jagd nach Geistern gehen. Ich denke, die Menschen in meiner Kultur suchen nach etwas - und haben es noch nicht gefunden."

1. Was ist deine Definition von "guter Musik"?

Es muss etwas mit einer Seele sein und Herz haben.

2. Was war der wichtigste Einfluss bei den Aufnahmen zur neuen Veröffentlichung?

Meine Trauer. Und musikalisch meine Suche in der Dunkelheit. Ich habe fast alles alleine gemacht und demzufolge auch die Synthesizer eingesetzt. Ich verwende auch Samples, die ich dann bearbeite.

3. Warum sollte jeder deine neue Veröffentlichung kaufen?

Ich glaube wirklich, dass das Album mal etwas anderes ist. Das Album klingt anders als die Musik, die die Leute ansonsten hören. Und das ist das Schwierige daran, zugleich eine Pop-Künstlerin und eine elektronische Musikerin zu sein. Ich habe zum Beispiel einen norwegischen Grammy für das beste elektronische Album bekommen - was ein wenig komisch ist, weil ich auch eine Pop-Künstlerin bin und beides nicht trennen kann. Die Kombination von beidem erzeugt etwas Einzigartiges.

4. Was hast du dir von deiner ersten Gage als Musiker gekauft?

Hautpflegemittel. Naja - und Synthesizer.

5. Gab es einen bestimmten Auslöser dafür, dass du Musiker werden wolltest?

Ich habe einen Musiker, den ich mochte, bei einem Konzert getroffen, als ich mich mutig in die erste Reihe stellte. Der hat lange damit verbracht, herauszufinden, wer ich war. Als mein Leben kaputtzugehen drohte und ich von meinem Job als Bartenderin gefeuert wurde, hat er mich gefragt, was ich eigentlich sein wollte und ich habe gesagt, dass ich eine Musikerin sein möchte. Er hat mir dann dabei geholfen und mir gezeigt, wie man Logic herunterlädt. Ich habe ihm monatelang schreckliche Demos geschickt und er hat mir gesagt: Das ist Mist - arbeite weiter. Es war jemand, der an mich geglaubt hat.

6. Hast du immer noch Träume - oder lebst du den Traum bereits?

Ich habe immer noch Träume. Denn egal wie weit ich komme, habe ich immer dieses Gefühl, gerade erst am Anfang von etwas zu sein. Ich hoffe, das ist richtig.

7. Was war deine größte Niederlage?

Ich denke, das war die Zeit am Anfang meiner Laufbahn, als ich realisierte, dass ich in eine Richtung gedrängt wurde, die ich nicht wirklich mochte. Der Wandel in meiner Laufbahn kam dann, als ich das erkannte und die Konsequenzen daraus zog und meine Musik selbst produzierte. Nicht dass wir uns falsch verstehen: Es hat mich damals niemand zu etwas gezwungen, aber die Leute um mich herum sahen so viel Potential darin, dass ich diese große Pop-Künstlerin sein könnte, dass es einen gewissen Druck gab. Ich verließ mich dann allzusehr auf das Bild von dem, was andere in mir sahen und wurde dann abhängig von der Meinung anderer. Ich hatte gar keine eigene Meinung mehr - und wenn ich auf die Bühne ging, um diese frühen Songs zu spielen, war mir das peinlich.

8. Was macht dich derzeit als Musiker am glücklichsten?

Ich denke, die langen Stunden, die ich alleine in meinem Schlafanzug im Studio verbringe, wo ich Sounds mache oder nach Videos suche, um herauszufinden, wie man etwas komprimiert. Das ist das, was ich liebe. Ich mag den kreativen Prozess - würde aber die Zeit im Studio und das Schreiben von Songs voneinander trennen.

9. Welches ist das schlechteste Lied, das je geschrieben wurde?

Nicht mein eigenes? Ich hätte da nämlich so einige. Aber das ist eine schwierige Frage. Das ist dann vermutlich "Friday" von Rebecca Black. Der ist wirklich schrecklich.

10. Wer - tot oder lebendig - sollte auf deiner Gästeliste stehen?

Moderat - das ist eine deutsche Band. Ich müsste da auch noch meinen Bruder anführen - er war auch ein Musiker. Ansonsten bevorzuge ich aber lebende Künstler.

Weitere Infos:
ary.no
www.instagram.com/ary.forevig
www.facebook.com/ary.forevig
Text: -Gaesteliste.de-
Foto: -Ullrich Maurer-
Ary
Aktueller Tonträger:
For Evig
(Eigenveröffentlichung)


jpc-Logo, hier bestellen

 
Banner, 234x60, ohne Claim, bestellen
 

Copyright © 1999 - 2024 Gaesteliste.de

 powered by
Expeedo Ecommerce Dienstleister

Expeedo Ecommerce Dienstleister