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15.03.2005
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Crossover Glocalization

G-Rag y los Hermanos Patchekos

München, Substanz
15.03.2005

G-Rag y los Hermanos Patchekos
Im Substanz hatten die Hermanos vor einigen Jahren ihren ersten Live Auftritt überhaupt, zum fünfzehnjährigen Bestehen des Münchner Indie-Clubs waren sie mal wieder geladen und selten war der Laden derart überfüllt - genau wie die Bühne, denn das Kollektiv war in fast voller Mannschaftsstärke erschienen. Zwölf Freunde an halbakustischen Gitarren, Kontrabass, Megaphon und verschiedenen Blas- und Percussion-Instrumenten.

In dieser Besetzung erzählen die Münchner die Geschichte des Auswanderers, der die musikalische Tradition seiner bayrischen Heimat im dunklen Bauch eines Dreimasters hinübergerettet hat in die neue Welt, die des Expatriierter, der sie über viele Dekaden zu den Mariachis Süd- und Mittelamerikas, durch die bluesigen Sümpfe von Louisiana, bis zu den psychedelisch rockenden Hippies der Westküste Nordamerikas trug, und schließlich die Geschichte des späten Heimkehrers, der im alten Europa die kulturellen Wurzeln seiner Ahnen neu entdeckt - mit jeder Menge musikalischen Gepäcks vom amerikanischen Kontinent im Hinterkopf. So ist die Musik Symptom und Sinnbild der kulturellen Globalisierung als zentrales Element unserer musikalischen Sozialisierung.

Zu den unterschiedlichsten südamerikanischen Rhythmen im Drei- und Viervierteltakt werden die musikalischen Einflüsse der Truppe aufs unterhaltsamste kreolisiert. Das Ergebnis ist eine Art Border-Music, die regionale und historische Grenzen spielerisch überschreitet - und großartige Livemusik. Fast jeder Titel verweist auf einen anderen kulturellen und musikalischen Zusammenhang und die etwas trashige Umsetzung der Kapelle, etwa wenn bayrische Blasmusik mit angezerrter Bluesgirarre und karibischen Steeldrumklängen kombiniert wird, sorgt dafür, dass alles trotzdem irgendwie neu und frisch klingt. Mal denkt der Zuhörer and Tom Waits und Marc Ribot, mal an Calexico, dann wieder an die Well Buam oder den Soundtrack zur Wunderbaren Welt der Amelie. Der Gesang erklingt meist mehrstimmig und in englischer Sprache, aber auch das italienische, französische und bayrische Idiom ist zu hören. Nach fünf Alben, die sämtlich auf G-Rags Gutfeeling-Label erschienen sind, geht den Patchekos so schnell nicht das Material aus und knappe drei Stunden wird das begeisterte Publikum unterhalten. Dass nicht alles immer hundertprozentig passt und immer wieder einer der Genossen voll daneben haut, macht niemandem was, solange das Bier nicht ausgeht.

Surfempfehlung:
www.g-rag.com

Text: -Dirk Ducar-
Foto: -Pressefreigabe-
 

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