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12.01.2001
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Disco People vs. Scheißrockmusik

Geschmeido

Dortmund, FZW / Essen, Grend
12.01.2001 / 13.01.2001

Geschmeido
Positiv überraschen konnten gleich zu Beginn des neuen Jahrtausends Geschmeido. Vor allem, weil die vier aus dem Breisgau mit Patrick Reising einen zusätzlichen Mann für die Tasten verpflichtet hatten und somit eigentlich zu erwarten gewesen wäre, dass sie den ohnehin schon ziemlich easy-listening-angehauchten Sound ihrer Platten nun auch auf der Bühne weiter weichspülen würden.

Geschmeido
Erfreulicherweise wich der Anflug von Beliebigkeit der Platten auf der Bühne einem komplett anderen Sound, der die Band - etwas vereinfacht ausgedrückt - in zwei verschiedene Richtungen driften ließ. Zum eine waren da Songs à la "Anna Lisa" oder das Michael-Jackson-inspirierte "Billy Jean" aus dem neuen "Same Same"-Album, bei denen Geschmeido live den Disco-Touch der Originale noch zu unterstreichen schienen und so für Bewegung auf dem Tanzflur sorgten. Zum anderen gab es Stücke wie die beiden exzellenten Instrumentals, das vielleicht beste Stück des neuen Albums, "Hände weg von Dir", sowie die finale Zugabe "Windows", die beim Konzert wesentlich härter rockten, als man das von Geschmeido erwarten durfte, ja erwarten konnte. Trotzdem hatten die fünf in Dortmund als Sandwich zwischen neudeutschem Angstrock (Tomte) und Oldskool (Tom Liwa) keinen einfachen Stand.

Geschmeido
Tags darauf in Essen durften sie als Headliner nicht nur länger spielen, sondern konnten auch besser ihre eigene Atmosphäre schaffen und lieferten so einen wesentlich zwingenderen Auftritt ab, auch wenn die Band selbst das offensichtlich genau anders herum sah. Außerdem erfuhren wir bei den Konzerten einige interessante Fakten über Geschmeido. So offenbarten sie neben einer gewissen Schwäche in Geographie (sie hatten laut Sänger Philippe in Münster versucht, ihre "Ruhrgebietsballade" "Nachts um Zwei" als Hit mit Lokalkolorit zu verkaufen, wobei sich die Begeisterung der Münsteraner darüber, zum Ruhrpott gezählt zu werden, wohl sehr in Grenzen hielt), dass sie mit ihrem Zuckerwatte-Pop eigentlich nur die ca. 25 Jahre totschlagen wollen, die ihnen noch fehlen, um sich als staatlich geprüfte Serge-Gainsbourg-Coverband zu bewerben. Und nicht nur mit ihrer coolen Version von "Soixante-Neuf Année Erotique" stehen ihnen dabei bekanntlich alle Türen offen. Wir sagen: Merci beaucoup für zwei sehr schöne Konzerte!

Text: -Carsten Wohlfeld-
Fotos: -Stefan Claudius-
 

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