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15.08.2006
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"Soul is the teacher, punk is the preacher"

The Bellrays

Köln, Sonic Ballroom
15.08.2006

The Bellrays
Was wäre, wenn...? Was wäre, wenn Tina Turner (die 1968er Ausgabe, die noch regelmäßig von Ike verprügelt wurde, nicht die alternde "Simply The Best"-Popdiva) mit MC5 (auch die 1968er Ausgabe, nicht der traurige Rest, der heutzutage tourt) gemeinsam auf einer Bühne stünden? Noch dazu auf einer, die kaum größer als 15 Quadratmeter ist? An diesem verregneten Dienstagabend im hoffnungslos überfüllten Sonic Ballroom wurde dieser Traum Wirklichkeit - na ja, fast jedenfalls.

The Bellrays standen auf der winzigen Bühne der Ehrenfelder Eckkneipe und lieferten die perfekte Mischung aus rauem 60s Soul und der explosiven Urgewalt des frühen Garagenrock ab. Zunächst durften noch die Kölner Lokalmatadore The Kidnappers ran, drei selbstbewusste junge Herren, deren garagiger Rock N Roll ebenso unoriginell wie unterhaltsam war. Und dann: Tony Fate, Bob Vennum, Craig Walters als MC5 und Lisa Kekaula als Tina T. Ein bisschen hatte man zwar das Gefühl, dass die Bühne für die vier Amerikaner etwas zu klein war, um die volle Wucht ihrer Performance entfalten zu können, aber auch so war's schon eine wahrhaft beeindruckende Vorstellung. Während auf ihren Platten Songs wie "Tell A Lie" oder "Lost A Little Faith" noch ziemlich zahm (aber dafür um so authentischer 60s / 70s soulig) klingen, wussten die gleichen Songs auf der Bühne - zumindest an diesem Abend - auch mit wesentlich mehr Garagenflair zu begeistern. Und begeistern ist hier ohne Frage das richtige Wort, denn sie gewannen definitiv mehr, als sie verloren. Und wer lieber die Plattenversionen hört, kann das ja auch zu Hause tun. Nach ein paar Songs hatten sich die vier dann auch so richtig warm gespielt und offensichtlich vergessen, wie klein die Bühne war.

Plötzlich nämlich kugelte sich Bob auf dem Boden, und Lisa wagte sogar einen Ausflug mitten ins Publikum - alles mitten im Song, versteht sich! Natürlich wurde das Tempo zwischendurch auch mal ein wenig zurückgeschraubt, aber die beste Stimmung verbreiteten ohne Frage die krachigsten Songs, bei denen sich auch Gitarrist Tony und Drummer Craig (der seinem "Soul Brother"-Shirt zum Trotz an diesem Abend ob seines Stirnbands eher wie Rockgott Jimi Hendrix aussah) so richtig gehen lassen konnten. Will meinen? Besser als mit dem Slogan, den der Backliner der Band auf der Jacke trug, kann man dieses ausgezeichnete Konzert nicht beschreiben: "Soul is the teacher, punk is the preacher"!

Surfempfehlung:
www.thebellrays.com
www.myspace.com/thebellrays

Text: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Carsten Wohlfeld-
 

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