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13.05.2007
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Die mit den Schafen grast

Rosie Thomas

Ottersum, Cultureel Podium Roepaen
13.05.2007

Rosie Thomas
In unsere Gefilde findet die musikalische Weltenbummlerin Rosie Thomas ja höchstens einmal im Vorprogramm eines Bryan Ferry. Umso erfreulicher also, dass sie im grenznahen Ottersum nicht nur eine - trotz Jetlag - gutgelaunte Stippvisite einlegte, sondern obendrein einen der beiden Kollegen, mit dem sie ihr letztes Album "These Friends Of Mine" einspielte, mitbrachte. Das war natürlich nicht Sufjan Stevens, der ja wahrscheinlich auch alleine recht gut zurecht kommt, sondern vielmehr Denison Witmer aus Philadelphia - seines Zeichens aber auch ein rühriger Songwriter, der einige eigene Songs beisteuerte. Der Hauptteil des Programmes bestand aber zweifelsohne aus den neuen Songs.

Nachdem Rosie bereits in Seattle und Los Angeles tätig war, ist sie nun offensichtlich in New York angekommen. Dieses ist - wie sie erklärte - eine Hassliebe, weil sie dort Jessica Simpson auf der Straße gesehen habe und fast in Ohnmacht gefallen wäre, aber zu gewissen Zeiten gehöre New York eben zu den großartigsten Plätzen der Welt. Das dokumentierte Rosie gleich mit mehreren Songs - "If This City Never Sleeps", "All The Way To New York City" oder der offiziell letzte Song des Abends, "Much Farther To Go", gehörten dazu. Rosies Musik ist ja nicht unbedingt Party-Material: Hier kommt es eher auf die Zwischentöne und die stillen Momente an. So schlimm, wie es Denison darstellte, dass es sich um Schlaflieder handele (und Rosie ihr Nachthemd nicht ausgezogen habe, wie sie selber mit Hinblick auf ihr eigentümliches Sackgewand meinte), war es dann aber doch nicht. Denn einerseits singt Rosie sehr viel angenehmer, als sie etwa spricht (denn ihre piepsige ist doch schon ganz schön anstrengend) und andererseits war das - trotz überwiegend langsamer und ruhiger Nummern - ein recht kurzweiliges Konzert. Unter anderem deswegen, weil, wie Witmer ganz richtig bemerkte, die drei Musiker "Reise nach Jerusalem" spielten und ständig ihre Instrumente und Plätze wechselten (wobei Gitarrist Matthew sogar zuweilen unisono Gitarre und Keyboard spielte) und auch deswegen, weil Rosie Thomas als Alleinunterhalterin fast noch mehr her machte, als etwa als Interpretin. So erklärte sie illustrativ ihre Songs (dass sie sich beim "Kite"-Song nicht so richtig überlegt habe, wie das ist, wenn sich ein Drachen im Baum verfängt und das das deswegen doch keine so gute Metapher sei) oder erzählte kleine Anekdoten. "Wir spielen heute Abend noch ein Konzert, deswegen können wir nur so lange bleiben, bis wir alle Mütter gedrückt haben. Das muss dann aber auch reichen", meinte sie etwa an einer Stelle. "Es ist schön, auch mal auf dem Lande zu spielen", erzählte sie an anderer, "denn hier hört man immer die Vögel zwitschern und auf der Wiese gegenüber gibt es Schafe, mit denen ich gleich grasen werde." Dazu kam es dann aber doch nicht.

Stattdessen gab es einige - mit den vorhandenen Mitteln - geradezu kammermusikalisch und auf Zimmerlautstärke orchestrierte Versionen der neuen Tracks, wobei besonders der Titeltrack, "These Friends Of Mine", mit seinem spielfreudigen Instrumentalteil gefiel. Bei Witmers älterem Song "Paper Doll" musste Rosie schließlich auf den Textzettel schauen, weil dieser Song - immer noch nicht - besonders häufig aufgeführt worden war. Witmer, der auf Melodien eindeutig mehr Wert legt als Rosie Thomas, beschränkte sich leider darauf, einen seiner eigenen Songs selbst zu singen. Mit Cover-Versionen hielt sich Rosie Thomas an diesem Tag zurück und so gab es leider nur Christine McVies "Songbird" (das ja Eva Cassidy eigentlich für alle nachfolgenden verdorben hat) und nicht das eigentlich interessantere, weil von Sufjan Stevens kunstvoll reduzierte "The One I Love" von R.E.M. Obwohl diese Nachmittags-Show sicherlich nicht das ganze Potential der Kombination Thomas / Witmer erschloss, war es aber doch eine relativ gute Bestandsaufnahme und zeigte eine gut gelaunte Rosie Thomas mit einer angenehmen Mischung des eigenen und in Zusammenarbeit mit Witmer und Stevens erschlossenen, aktuellen Materials.

Surfempfehlung:
www.rosiethomas.com
www.myspace.com/rosiethomasmusic

Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-
 

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