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17.07.2007
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Reduzierung aufs Wesentliche

The Thermals
Lancaster

Dortmund, FZW
17.07.2007

The Thermals
Die Livequalitäten der Thermals wurden an dieser Stelle ja schon des Öfteren gewürdigt. Daher ist es erfreulich, dass die Band aus Portland nur wenige Monate nach ihrer letzten Deutschlandtour schon wieder für ein paar Festivals nach Europa kommt. Auch zwischen ihren Auftritten in Gräfenhainichen (Melt) und Rüsselsheim (Phonopop) zieht es die Band scheinbar nicht unbedingt in die Konzerthauptstädte des Landes. Neben Clubgigs in Flensburg und Bremen gibt es sie zum Glück nicht zum vierten Mal in Folge im Kölner Gebäude 9 zu sehen, sondern zur Abwechslung einmal im Dortmunder FZW.

Man bekommt schnell den Eindruck, dass die Thermals in dieses unscheinbare gelbe Gebäude mitten in einem Wohngebiet fast besser passen als in jeden Großstadtclub. Nachdem Lancaster mit etwas Heldenverehrung für John Peel und Elvis Presley den Abend eingeleitet haben, und wieder einmal bewiesen haben, dass Münster eine scheinbar unerschöpfliche Quelle für sehenswerte Vorbands ist, geht es auf der Bühne unprätentiös weiter. Der Umbau wird – natürlich von den Thermals selbst – in minimaler Zeit erledigt, und der Übergang von Soundcheck zu Konzertbeginn ist fließend: Die Band bleibt einfach stehen und beginnt zu spielen. Und warum sollten sie auch noch einmal die Bühne verlassen? Wer sein Set mit Lieder wie "Here's Your Future", "Let Your Earth Quake, Baby" und "A Stare Like Yours" beginnen kann, der muss eben nicht mit großem Getue auf die Bühne einlaufen um einen beeindruckenden Start hinzulegen. Im Gegensatz zu ihrem Auftritt im Dezember in Köln, wo man die Band verstärkt um einen weiteren Gitarristen als Quartett erleben konnte, findet an diesem Abend wieder eine Reduzierung auf das Wesentliche statt. In klassischer Trio-Besetzung beweisen die Thermals, dass ihr Reiz gerade in der rauen Schnörkellosigkeit ihrer Songs liegt. Schnell macht sich, zumindest in den vorderen Reihen des Publikums, eine euphorische Stimmung breit. Zwei männliche Fans führen gar direkt vor Bassistin Kathy eine nahezu perfekt aufeinander abgestimmte Boyband-Choreographie auf – was sie zumindest aus den Augenwinkeln schmunzelnd zur Kenntnis nimmt.

Ansonsten bleibt nicht viel Zeit, bevor sich die Kombination aus chronisch schlecht belüftetem FZW und sowieso schon schweißtreibendem Thermals-Konzerts sich zu einer gesundheitsgefärdenen Angelegenheit entwickelt. Zum Glück sind die Thermals effektiv im Umgang mit Kraft und Zeit. So bleibt wenig Platz für Ansagen, wenig Platz für Applaus, und in der Zeit, wo andere Bands noch ihre Instrumente stimmen, sich in umständlichen Erklärungen verstricken oder in Gitarrensoli verlieren, haben die Thermals schon wieder drei Songs ihrer 22 Lieder umfassenden Setlist hinter sich gebracht. Kurz und auf den Punkt gebracht – so sollte es sein. Nach knapp einer Stunde wird mit "God And Country" ein weiterer Hit als letzte Zugabe herausgehauen, und dann ist der Abend auch schon fast vorbei. Die beiden Jungs aus der ersten Reihe erhalten ihren wohlverdienten Handschlag von Kathy, und auch das übrige Publikum verlässt nass geschwitzt und mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht den Club. Die nach dem Konzert verkaufte Tour-CD mit einigen Livestücken – neben einer Single das einzige, was man von den Thermals am Merchandisingstand erhält - findet jedenfalls reißenden Absatz. Das Bedürfnis, etwas von diesem Abend mit nach Hause zu nehmen, ist offensichtlich groß. Vielleicht wollen die Besucher diese großartige Band aber auch nur irgendwie unterstützen. Denn auch nach dem heutigen Konzert ist wieder einmal klar: Die Thermals muss man einfach lieben!

Surfempfehlung:
www.thethermals.com
www.myspace.com/thethermals
www.lancaster-music.de

Text: -Christina Ocklenburg-
Foto: -Christina Ocklenburg-
 

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