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08.05.2008
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Genug ist genug?

Muff Potter
Walter Schreifels / Kontainer

Hamburg, Uebel & Gefährlich
08.05.2008

Muff Potter
Muff Potter feiern Geburtstag und laden dafür zur Party in den Bunker auf den Hamburger Kiez. Doch kaum einer geht hin. Tatsächlich, das Uebel & Gefährlich war mit etwas gutem Willen zur Hälfte gefüllt. Die Ursachen sind schnell zu finden. Das Wetter ist schlicht großartig und die Hanseaten nutzen die seltene Gelegenheit und lümmeln sich an Elbe und Alster. Obendrauf spielen die Sportfreunde Stiller ein Gratis-Konzert, zu dem 1.500 Leute kommen. Nicht wenige von denen wären sonst sicher auch zu den Potters gekommen. Und Grund Nummer drei: Wenn man ihre Tour mit Ash kurz vor der Veröffentlichung und auch ihr Wunschkonzert in der Kneipe dazu zählt, ist die Band zum vierten Mal mit "Steady Fremdkörper" in Hamburg. Genug ist genug?

Als erste dürfen die Jungs von Kontainer mit Potter-Grafiker und Frontal-Torwart Aku auf die Bühne - und machen ihre Sache richtig gut. Musikalisch gibt's feinen Punkrock mit Potter-Ähnlichkeiten und eine nicht wirklich schüchternde, aber doch sicher alles andere als enthusiastische Performance. Ein kurzes Danke, ein kleiner Wunsch nach einem A und schon wird der nächste Titel angekündigt und gespielt. Die stammten unter anderem von ihrer gerade mal zwei Euro teuren EP "Im Gehege" und gingen gut ins Ohr, machten Spaß und brachten dem Quartett den verdienten Applaus. Weit mehr bekam natürlich Walter Schreifels, der mit seinem "Lieblingssong von Agnostic Front" begann und sich anschließend durch seine bunte Vergangenheit spielte. Keine seiner Bands wurde ausgelassen, alle wurden angestimmt und abgefeiert. Die Gorilla Biscuits mit "High Hopes", Quicksand mit "A Thorn In My Side", Walking Concert mit dem Konzert-Highlight "Audrey" und natürlich reichlich Rival Schools ("Used For Glue", "High Acetate" oder "Undercovers On"), mit denen Walter in Kürze auch wieder die lauten Töne anstimmen wird. Diesmal hatte er nur seine Stimme, seine akustische Klampfe und seinen Charme dabei. Es reichte, Songs wie "Mustang Ford" oder "Open Letter To The Scene" brauchen keinen Strom, für seine Sprüche und Geschichten braucht es keine Band. Wobei sich der gute Mann überraschend wortkarg gab – und trotzdem überzeugte.

Walter Schreifels
Hatte man sich den leeren Club bisher mit dem guten Wetter erklärt und gedacht, es würden sicher noch Massen an Fans in den vierten Stock des Bunkers fahren, blieb das Uebel & Gefährlich weiter leer und so sahen sich tatsächlich nur ein paar wenige hundert Fans den Potter-Film "Weisheit & Demenz" an. Der enthielt zwar ein paar wenige Lacher und Brami mit Lockenwicklern ist auch ein Hingucker – doch die zwölf Minuten vergingen sicher nicht im Fluge … Egal, darum ging es nicht, das machte nichts und als die Band mit unter anderem "Das halbvolle Glas des Kulturpessimismus" und "Placebo Domingo" loslegten setzen sich die ersten Reihen in Bewegung und alles schien bestens. Doch schnell merkte man, dass dieser Abend nicht der erhoffte und irgendwie auch erwartete großartige werden würde. Die Potters nämlich wirkten nicht enttäuscht oder schlecht gelaunt – sondern schlimmer. Sie wirkten routiniert und das ist etwas, was man einer Band nicht ansehen sollte. Über Songs wie "Den Haag", "Fotoautomat" oder "Wir sitzen so vor'm Molotow" muss man nicht reden, das sind Hits und das waren sie auch an diesem Abend. Doch man hat sie einfach schon besser, wilder, aufregender gehört, man hat die Band schon intensiver, geiler auf sich selbst gesehen und so witzig Nagels Sprüche über Bunken, Bademäntel und Lehrer in Musikgeschäften auch waren – mehr als ein Schmunzeln entlockten sie einem selten.

Nur selten kam der besondere Charme durch und damit der Grund, warum wir die Band so in unsere Herzen geschlossen haben. Als sich Nagel ehrlich und gerührt bei seiner Band für die letzten 15 Jahre oder die Fans für's Kommen bedankte. Oder als er sich freute, erstmals mit Kontainer spielen zu dürfen und zwei Viertel von diesen bei der Uralt-Nummer "Kleine Welt" auf der Bühne begrüßte und mit Wangenschmatzer verabschiedete. Oder als Muff Potter mit Denniz von der Hamburger Band Herrenmagazin den Song "Anti Familia" performte. Es gab sie also, diese tollen Momente, doch es gab zu wenig von ihnen. Und das war einfach sehr schade, denn die Potters hätten einen schöneren Geburtstag verdient gehabt. Bis zum letzten Song des regulären Sets ("Steady Fremdkörper") machten die Fans im vorderen Drittel trotzdem beste Stimmung und feierten die Band mächtig ab. Doch das schien den Musikern nicht zu reichen, es war wohl einfach nicht ihr Tag. Bezeichnet: Ihre laut Setlist auf vier Tracks angelegte Zugabe bestand dann doch nur noch aus "Von wegen", dem von Shredder gesungenen "Mensch Meier" und dem Rausschmeißer "Nur geklaut", "Das Finkelmann'sche Lachen" wurde kurzerhand gekickt. Doof.

Surfempfehlung:
www.muffpotter.net
www.myspace.com/muffpotter
www.muff-potter.net
www.myspace.com/walterschreifelsmusic
www.myspace.com/kontainer

Text: -Mathias Frank-
Fotos: -Mathias Frank-
 

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