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20.11.2008
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Verstrahlt. Sympathisch. Intro Intim.

The Virgins
Cut Off Your Hands / Casio Kids

Hamburg, Prinzenbar
20.11.2008

The Virgins
Gerade erst haben sie eine EP namens "Private Affair" als Download veröffentlicht, ihre Platte kommt erst im Frühjahr nächsten Jahres. Jetzt waren The Virgins mit den Casio Kids und Cut Off Your Hands im Rahmen der Intro Intim-Reihe in der kleinen Prinzenbar in Hamburg zu Gast. Und diese Bar ist eine schlicht großartige Konzert-Location. In der Ecke steht eine winzige Bühne, an der hohen Decke baumelt ein Kronleuchter und an den Seiten gibt es kleine Balkone. Die Wände sind mit Stuck-ähnlichen Figuren verziert, hinter der Bar hängt ein riesiger Spiegel. Charmant könnte man es nennen. Gefüllt war die Prinzenbar mit jungen Mädels auf der Suche nach dem neuesten Trend, geschniegelten Mainstreamern und BWL-Studenten, neugierigen Rock N Rollern und fleißigen Internet-Usern, die irgendwo gelesen haben, dass The Virgins die neuen Strokes sein sollen.

Den Abend eröffnen durften die wundervollen Casio Kids aus Norwegen. Hier ist der Name Programm, hier gibt es Keyboards, Synthies, Percussion und mächtig viele Beats für die leider noch nicht so zahlreich erschienenen Beine. Ein tapferes Trio vor der Bühne tanzte fleißig durch, während sich der Rest das Ganze aus der Entfernung ansah. Doch die Band machte das Beste daraus und spielte einen richtig guten Gig. Da wurden die Instrumente gewechselt, in höchsten Tönen gesungen und charmant durch den Abend geführt. Es machte Spaß und wer zu spät kam, der hatte was verpasst. Über die anschließenden Cut Off Your Hands dagegen konnte man das nicht sagen. Zwar haben die ihr Album von Bernhard Butler von Suede produzieren lassen, schafften es an diesem Abend aber nicht, wirklich zu überzeugen. Denn der Sound der Neuseeländer war einfach zu unspektakulär, das Ganze klang in der Live-Version zu sehr nach Maximo Park und den Kaiser Chiefs. Und auch wenn Sänger Nick Johnston zwischenzeitlich den Balkon bestieg und auch wenn auch die restlichen Musiker gut Gas gaben, war niemand traurig, dass auch Cut Off Your Hands irgendwann ihren Gig beendeten.

Als dann The Virgins auf die Bühne kamen, drängelten sich dann plötzlich alle nach vorne. Sie schienen wegen den New Yorkern gekommen zu sein, von denen manche behaupten, sie würden in bester Strokes-Manier spielen, andere ihnen einen Velvet Underground-Einfluss nachsagen und wieder welche von ihrem Soul und Funk schwärmen. Wir sagen: The Virgins klingen auf Platte wie eine Mischung aus den Red Hot Chili Peppers, Jamiroquai und den Killers. Doch bei allen Vergleichen sind sie gleichzeitig eigenständig genug, um sie zu mögen. Bei ihrem ersten Deutschland-Auftritt spielten sie sich einmal durch ihr kommendes Album, klangen aber eine Nummer dreckiger und roher. An der Klasse von Liedern wie dem großartigen "Teen Lovers" oder natürlich ihren Single-Songs "Rich Girls" und "Private Affair" änderte das jedoch nichts. Durch die Show führte ein seltsam verstrahlter Sänger Donald Cumming, der immer wieder den Dialog suchte, aber trotz einiger deutscher Fetzen und durchaus sympathischer Versuche es nicht schaffte, das Publikum wirklich aus der Reserve zu locken. Jubel gab es reichlich, und mitgewippt haben auch die meisten, doch die eingangs angekündigte Party gab es dann nicht. Doch die durfte man von dieser Show, die mehr Showcase denn Intro Intim war, wohl auch nicht wirklich erwarten.

The Virgins
NACHGEHAKT BEI: THE VIRGINS

Von wegen! Nur weil eine Band auf einem Major beheimatet ist, bedeutet das nicht, dass sie in Saus und Braus lebt. In Hamburg ist Herbst und The Virgins schleppen ihre Instrumente noch selber in den Club. Die New Yorker bekommen von Warner-Mitarbeitern und GL.de-Schreibludern körperliche Unterstützung, scheinen nette Jungs zu sein und sind von der Location begeistert. Während die restliche Band fleißig aufbaut, die Menschen vom Label auch irgendwie durch den Laden schwirren und eine gemütliche Hektik herrscht, stellt sich Virgins-Sänger Donald Cumming den Fragen von Gaesteliste.de. Beobachtet von einer Kamera und viel zu vielen anderen Augen...

GL.de: Andere Bands brauchen Jahre, um Shows zu spielen, Demos aufzunehmen oder einen Deal zu bekommen. Ihr seid eine recht junge Band und habt das alles schon nach zwei Jahren erreicht.

D.C.: Ich hatte ein Demo gemacht, das irgendwie bei Atlantic gelandet ist. Ich habe ihnen dann von der Band erzählt und geschwärmt, wie toll wir wären. Und sie haben uns tatsächlich unter Vertrag genommen. Doch damals gab es noch keine Band und ich konnte nicht wirklich spielen. Also brauchten wir noch einige Zeit, um dahin zu kommen, wo das Label uns schon vermutete...

GL.de: Es hat ja geklappt und ihr habt den Deal. Spürst du nun einen gewissen Druck, die Erwartungen erfüllen zu müssen?

D.C.: Nein, nicht wirklich. Wir haben nur den Druck, stets die beste Show zu spielen und den Spaß nicht zu verlieren.

GL.de: Eure dritte Show war gleich mit Sonic Youth. Wie kam es dazu?

D.C.: Es war eine Show in Paris während der Fashion Week, auf der unter anderem auch Patti Smith spielte. Die Designerin Agnes B. hatte uns eingeladen. Leider hatten wir noch gar keinen Gig gespielt, also organisierten wir vorher noch zwei Shows in New York.

GL.de: Wir würdest du euren Stil beschreiben?

D.C.: Wir spielen Rock N Roll, so laut wie möglich. Es ist Party-Musik. Wir sind von Bands wie den New York Dolls, Velvet Underground oder Johnny Thunders und anderen Bands aus New York beeinflusst. Aber wir hören auch neuere Sachen, die Klaxons zum Beispiel finde ich klasse. Oder auch unsere Band...

GL.de: Wir entsteht eure Musik?

D.C.: Als wir angefangen haben, spielten wir die Songs, die ich geschrieben hatte, doch inzwischen arbeiten wir gemeinsam an den Songs und jeder gibt seinen Senf dazu. Und das funktioniert auch ganz gut, wir sind schließlich alle beste Freunde, waren zum Teil zusammen in der Schule und kennen uns seit Jahren. Wenn also einer etwas nicht mag, stimmen ihm die anderen meist zu. Bei uns herrscht eine rotierende Diktatur.

GL.de: Wie wichtig ist New York für eure Musik?

D.C.: Es ist unmöglich, das objektiv zu beurteilen, aber ich denke schon, dass unsere Herkunft eine große Rolle spielt. Einfach, weil wir eben aus der Stadt kommen und viel Zeit in dieser verbracht haben. Aber in der letzten Zeit sind wir auch viel gereist und es dürfte spannend werden, wie sehr sich das in unserem Sound wieder findet.

GL.de: Erzähl doch bitte mal was über die zwei herrlichen Videos.

D.C.: Wir haben beide direkt nacheinander in vielleicht 48 Stunden gedreht. Für "Rich Girls" haben wir in unserer Lieblingsbar in New York City aufgenommen, aber weil es zu langweilig wäre, nur uns zu sehen, wie wir uns betrinken, wurde ein "Victoria Secret"-Model eingeladen, um mit uns abzuhängen. Das war schon cool. Die Geschichte für den "Private Affair"-Clip basiert auf einem Sex-Kanal im Fernsehen, bei dem sich lokale Stripper ausziehen und bei dem ich den ersten Sex in meinem Leben sah. Ich war vielleicht fünf oder sechs Jahre alt.

GL.de: Was ist das Ziel von The Virgins?

D.C.: Wir wollen weiter Songs schreiben, die wir mögen und wollen einfach weiter machen. Weißt du, als wir angefangen haben, haben wir die Leute in den Clubs gefragt, ob sie nicht mal unsere Nummern spielen können, die wir in meinem Zimmer aufgenommen haben. Mit der Zeit aber haben auch Leute, die wir nicht kannten, unsere Musik gespielt und das hat uns den Antrieb gegeben, weiter zu machen. Wir werden uns gut fühlen, so lange wir weiter die besten Lieder schreiben, für die wir in der Lage sind.

GL.de: Und was wäre, wenn plötzlich niemand mehr The Virgins hören möchte?

D.C.: Ganz ehrlich? Das wäre okay. So lange wir stolz auf das sind, was wir machen.

Surfempfehlung:
www.thevirgins.net
www.thevirgins.de
www.myspace.com/thevirginsnyc
www.cutoffyourhandsblog.blogspot.com
www.myspace.com/cutoffyourhands
www.casiokids.com
www.myspace.com/casiokids

Text: -Mathias Frank-
Fotos: -Mathias Frank-
 

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