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28.06.2001
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See You Next Year

Roskilde Festival 2001

Roskilde,
28.06.2001 / 29.06.2001 / 30.06.2001 / 01.07.2001

Roskilde Map
"Lasst uns daraus lernen, es besser zu machen!" - Eine Hoffnung, die gleichzeitig einen neuen Beginn in der Geschichte des Festivals markieren sollte. Ein Wunsch, ausgesprochen vor 25.000 ergriffenen Menschen am vergangenen Donnerstag auf der Bühne, vor welcher das Unfassbare geschah. Eine Ansprache sowie ein Gedicht, in deren Verlauf die Namen der Opfer noch einmal verlesen wurden, erzeugten sicher bei jedem der Anwesenden sehr eigene, wie private Gefühle. Stille und sehr intensive Minuten waren es, die aber ein Festival eröffneten, wie es schöner und entspannter kaum werden konnte.

Sehr bemüht war das gesamte Team an Ordnern und Sicherheitsleuten, auch nur die kleinsten Mängel oder Sicherheitslücken bereits im Ansatz zu bremsen. Die Bühnen hatten ihren eigenen Sicherheitschef, der, auch für die Menge stets deutlich präsent, am Bühnenrand zu erkennen war und, zusätzlich zur Videoüberwachung, das Geschehen in den vorderen Reihen verfolgte. Crowdsurfing war von vornherein verboten, ca. 20 Besucher wurden deswegen ermahnt, keiner jedoch des Geländes verwiesen. Auch die Absperrungen in der sensiblen Area machten einen vorbildlichen Eindruck. Breite Gräben und somit genügend Platz für Rettungswege hielten die Sicherheit, die sie versprachen.

Nicht anders sah es auf den Campingarealen aus. Bestimmt, und im Zweifelsfall auch mit Nachdruck, aber dennoch jederzeit freundlich, wurden Richtlinien wie Abstände zwischen Caravanen oder die Verbannung von Zelten aus eben jenem Bereich durchgesetzt. Aber die Kommunikation funktionierte von beiden Seiten aus und so waren immer wieder Festivalbesucher im entspannten Gespräch mit Ordnern zu sehen.

Belohnt wurden all diese Bemühungen mit einem der sicherlich schönsten Festivals ever. Optimales Wetter (bis auf den verregneten Samstagabend) mit einem farbenfrohen Wechselspiel von Sonne, Wolken und dem dazugehörigen Wind. Musikalische Highlights wie Neil Young & Crazy Horse, deren Energie noch immer auszureichen scheint, eine größere Kleinstadt zu versorgen. Ein Auftritt und die Videoprojektionen Tools (deren Frontmann sich bereits am Nachmittag zum "Passenger"-Duett zu den Deftones auf die Bühne gesellte), die einem noch (oder erst recht) in weiter Entfernung zur Bühne den Mund vor Erstaunen offen stehen ließen. Die gefeierte Rückkehr der Faithless-Mannschaft nach Roskilde und der respektlose Auftritt Robbie Williams, welcher erneut kein Blatt vor den Mund nahm und sich natürlich über alte (Take That), wie ältere (Bob Dylan) Bühnenkollegen lustig machte. Das alles zeigt nur einen kleinen Teil aus dem Geschehen auf der Hauptbühne während der fünf Tage und Nächte auf. Weitere sehr sehenswerte Auftritte gab es zu erleben auf den kleineren Stages, wie zum Beispiel Manu Chao, Fünf Sterne De Luxe, die Stereo MCs oder auch PJ Harvey. Einziger Wermutstropfen vielleicht: Zum einen das total überlaufene Konzert Nick Caves auf der, immerhin zweitgrößten, Green Stage, was der Intensität ein wenig abträglich war. Zum anderen die Absagen zweier spannender Acts wie Jurassic Five und Artful Dodger.

Kann, darf und wird aber nicht zur Abwertung eines Festivals führen, auf das sehr viele Menschen erneut ein ganzes Jahr gewartet haben und deren Organisatoren man einfach nur respektvoll einen ganz großen Job attestieren kann. Einen größeren Vertrauensbeweis als das, am Sonntag vielzitierte "See you next year" kann es nicht geben. Das dezente, wie präsente, Mahnmal seitlich der Orange Stage (und mit ihm Gedanken und Gefühle) für die Opfer des vergangenen Jahres wird bleiben - das Roskilde-Festival aber hat, nicht zuletzt im Umgang mit der Erinnerung, in wunderbarer Weise einen würdigen Neubeginn erlebt.

Text: -Michael Kellenbenz-
Foto: -Pressefreigabe-
 

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