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12.11.2011
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Wie im Fluge

Downpilot

Aachen, Raststätte
12.11.2011

Downpilot
Vergessen hat Paul Hiraga alias Downpilot seine letzte Deutschland-Tournee als Support für Sebastian Krumbiegel vor anderthalb Jahren nicht: Die gähnend leeren Säle, das völlig auf den headlinenden (Ex-)Popstar fixierte Publikum, die bittere Kälte und die minimalen Gagen sorgten damals dafür, dass er die Tournee vorzeitig abbrach. Ganz anders das Bild, als der brillante Singer/Songwriter aus Seattle Mitte November in der Aachener Raststätte auftrat: Zwar war es draußen auch dieses Mal winterlich kühl, doch wohlige Wärme schlug dem Amerikaner in dem prima Venue nicht nur von den bereitgestellten Heizstrahlern entgegen.

Die Raststätte war fast bis auf den letzten Platz gefüllt, mehr noch, offenbar hatten sich auch ausschließlich echte Downpilot-Fans (oder solche, die es baldmöglichst werden wollten) eingefunden. Denn obwohl Hiraga lediglich mit einer Akustikgitarre und seinen bisweilen wunderbar zerbrechlichen Songs bewaffnet war, blieb es andächtig still im Raum. Selbst zur hinter der (nicht-existenten) Bühne gelegenen Toilette wagte sich niemand vor, bis der Künstler den Gästen ausdrücklich die "Erlaubnis" dazu erteilte... Laut und rockig wurde es nur selten, wenn, dann aber richtig. Kein Wunder, dass "My Sunshine" und "In The Morning" zu den Songs zählten, die mit der größten Begeisterung aufgenommen wurden.

Obwohl sich der Soloauftritt - in der Vergangenheit waren Downpilot bekanntlich des Öfteren auch als Trio unterwegs - zumindest auf dem Papier dazu angeboten hätte, vor allem die betont spartanisch arrangierten Songs des feinen aktuellen Albums "New Great Lakes" zu präsentieren, hatte Hiraga nach zwei Tourwochen das reguläre Programm für diesen Abend etwas über den Haufen geworfen. In Aachen versuchte er sich lieber an bisweilen herrlich abenteuerlustigen Fassungen älterer Songs und gewährte damit mehr als je zuvor einen Blick auf seine Inspirationsquellen, zum Beispiel bei der mit spürbarem Country-Twang versetzten Version von "Overground" oder mehreren Abstechern auf Neil Young-Terrain. Hochinteressant war auch die einzige Coverversion: Hiraga gelang nämlich das Kunststück, aus Radioheads "Airbag" in einer geradezu skelettierten Soloversion ein ganz neues Stück zu machen, das praktisch nur noch anhand des Textes zu identifizieren war.

Die unerwartete Songauswahl war nicht zuletzt einigen mitreisenden "Downpilot-Groupies" geschuldet, deren Anwesenheit dafür sorgte, dass der Auftritt bisweilen mehr einem Hauskonzert denn einem regulären Rock-Konzert glich. Das feine Galerie-Ambiente der Raststätte tat ein Übriges, um diesen Eindruck noch zu unterstützen. So wandte sich Hiraga immer wieder an seine Freunde und verströmte so mit seinen persönlich gefärbten Ansagen zusätzlich heimelige Atmosphäre. So heimelig sogar, dass sich der Amerikaner an gleich zwei unveröffentlichten Songs versuchte und bei der langen Zugabe nicht nur sein Equipment-Köfferchen als Schlagzeug zweckentfremdete, sondern auch noch den obskuren Publikumswunsch "Sodium" erfüllte.

Am Ende war er dann sichtlich überrascht, dass er nicht nur die angedachten 60 Minuten, sondern fast 90 Minuten gespielt hatte. Aber bei guten Konzerten vergeht die Zeit nun mal wie im Fluge!

Surfempfehlung:
www.downpilot.com

Text: -Simon Mahler-
Foto: -Simon Mahler-
 

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