22.09.2012 http://www.gaesteliste.de/konzerte/show.html?_nr=2187 |
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Musik für alle Jahreszeiten Caroline Keating Essen, Grend 22.09.2012 |
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War es Caroline Keatings wunderschönes Tour-Poster, das die Leute neugierig gemacht hatte? Oder die Tatsache, dass die junge Kanadierin dieser Tage bereits zum dritten Mal durch Deutschland tourt, obwohl ihr Debütalbum, "The Silver Heart", erst Anfang November bei Glitterhouse erscheint? Oder hatte sich gar einfach herumgesprochen, dass der vom Kollegen Ullrich Maurer bereits treffend als "sympathisch unorthodoxer Pizzikato-Schluckauf-Pop" bezeichnete Sound der Pianistin und Sängerin bestens dazu geeignet ist, Adult-Pop-Fans wie Indierocker mit Herz gleichermaßen zu verzaubern? Jedenfalls war es an diesem Abend geradezu unerwartet voll im Grend, und die Dame aus Montreal und ihre beiden Mitstreiter Sebastian Chow an der Violine und Matthew Perrin am Kontrabass belohnten die Besucher mit einem recht kurzen, aber ganz entzückenden Konzert.
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Natürlich bewegt sich Caroline musikalisch im Dunstkreis von Regina Spektor oder Joanna Newsom, doch sie hat genug Charisma und Persönlichkeit, um nicht Gefahr zu laufen, als schnöde Kopie ihrer erklärten Vorbilder rüberzukommen. Obwohl sie mit dem Ziel angetreten ist, poetischen, persönlich gefärbten Pop mit willkommenen Ecken und Kanten, aber ohne elektronische Hilfsmittel zu fabrizieren - großartigerweise stand ihr im Grend auch ein Klavier zur Verfügung und sie musste nicht auf ihr elektronisches Keyboard zurückgreifen -, ist sie doch meilenweit von dem weichgespülten Piano-Pop mit Betroffenheitslyrik entfernt, der in den letzten Jahren wieder en vogue ist. Beachtlich vor allem ihr Geschick, beim Klavierspiel mühelos zwischen delikater Zerbrechlichkeit und geradezu dramatisch-wuchtiger Energie hin- und herzuspringen und dabei alle Stimmungen von herbstlich melancholisch bis frühlingshaft ausgelassen abzudecken: Musik für alle Jahreszeiten sozusagen. Carolines im wahrsten Sinne stiller (weil nicht mikrofonierter) Trumpf waren an diesem Abend allerdings Sebastian und Matthew. Die beiden klassisch ausgebildeten Musiker schienen zwar auf den ersten Blick etwas vollmundig als "Band" angekündigt worden zu sein, aber mit ihrem unglaublich flexiblen Spiel schafften sie es wirklich, Carolines Songs nicht nur voller, sondern wirklich komplett klingen zu lassen. Egal, ob sie die Saiten zupften, strichen oder ihre Instrumente als Percussion einsetzten - ihr Ideenreichtum und ihre Flexibilität waren beeindruckend.
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Zwischen den Songs plauderte die zierliche Sängerin gut gelaunt mit dem Publikum, erzählte von ihrem Auftritt (und der sich anschließenden Party mit befreundeten Musiker aus Montreal) beim Reeperbahn-Festival in Hamburg tags zuvor, von den Zeiten, in denen sie nachmittags vor ihren Konzerten am Laptop eigenhändig ihr nun in Bälde endlich offiziell erscheinendes Debütalbum auf CD-Rs brannte, und wunderte sich, dass ihre beiden Mitstreiter nicht längst die Nase voll von ihr haben. Schließlich würden sie in Montreal praktisch zusammen wohnen und müssten nun auch noch auf Tour auf engstem Raum miteinander auskommen. Für die einzige Zugabe kam Caroline noch einmal allein auf die Bühne zurück und spielte das ganz dezent in Richtung Neil Youngs "After The Goldrush" deutende Titelstück ihres Albums. Anschließend verbrachte sie fast genauso viel Zeit am Merchandise-Stand wie zuvor auf der Bühne. Aber dass es so lange dauerte, bis alle Hände geschüttelt, alle Souvenir-Fotos gemacht und nicht zuletzt haufenweise CDs und Poster verkauft und signiert waren, war natürlich der beste Beweis dafür, dass Caroline an diesem Abend nicht nur den Schreiber dieser Zeilen, sondern ihr komplettes Publikum in Essen begeistert hatte.
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Surfempfehlung: www.carolinekeating.net www.facebook.com/carolinekeatingmusic www.carolinekeating.bandcamp.com |
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Text: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Carsten Wohlfeld- |
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