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19.09.2014
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Die neue Sachlichkeit

Dark Horses
Dearly Beloved

Düsseldorf, Zakk
19.09.2014

Dark Horses
Dark Horses sind so etwas wie eine heimliche Gaesteliste.de-Lieblingsband. Schon "Black Music", das 2012er-Debütalbum der Engländer, kürten wir an dieser Stelle zur Platte der Woche, und als wir dieses Jahr das Angebot bekamen, die aktuelle Tour von Sängerin Lisa Elle und ihren Mitstreitern zu präsentieren, sagten wir gerne Ja. Immerhin sind Dark Horses laut Nick Cave die "beste Band aus Brighton" (ein Zitat, das derzeit in keinem Text über die Briten fehlen darf!) und fest entschlossen, dem Rock 'n' Roll die Helden zurückzugeben, die ihm inzwischen schon seit Längerem fehlen. Wir waren beim Start der Deutschland-Tournee im Düsseldorfer Zakk für euch dabei.

Eröffnet wurde der Abend von Dearly Beloved, die mit großer Wucht und extrovertiertem Auftreten ihr Faible für apokalyptisch gefärbten Stoner Rock auslebten. Trotz guter, wenngleich bisweilen etwas zu klischeebeladener Bühnenpräsenz des kanadischen Quartetts wollte der Funke an diesem Abend dennoch nicht so richtig überspringen. Die meisten Zuschauer weilten bei bestem Spätsommerwetter noch im Biergarten des Zakk, und alle anderen hörten sich den Auftritt der Band um die Doppelspitze Rob Higgins (Bass/Gesang) und Niva Chow (Gesang/Tamburin) mit gehörigem Sicherheitsabstand zur Bühne an.

Dark Horses hatten dagegen keine Probleme, das Publikum nach vorn an den Bühnenrand zu locken. Kunststück, denn auch wenn das im Vergleich zum aktuellen Album auf zwei Positionen neu besetzte Quintett sicherlich so bald keinen Preis für Originalität gewinnen wird - den Briten gelingt eine Punktlandung zwischen Kunst und Kommerz, zwischen Zeitlosigkeit und Zeitgeist. Dazu gehören psychedelische Dia-Projektionen und auf die Bühnenwand projizierte Art-School-Filme genauso wie ein am Merch-Tisch aufgebautes Roll-up, das das neue Album bewirbt, Velvet Underground-Reminiszenzen ebenso wie Shoegaze-Tugenden.

Nun gut, viele im Publikum sind eventuell zu jung, um sich an die alten Helden zu erinnern, und sehen in Dark Horses eher Seelenverwandte von Zeitgenossen wie Black Rebel Motorcycle Club (deren Robert Been bekanntlich ein glühender Verehrer und Unterstützer der Brightoner ist), doch irgendwie geht es ja genau darum: Dark Horses sind zwar unüberhörbar von der Vergangenheit inspiriert, präsentieren ihre Band aber nicht als Tribut an vergangene Zeiten, sondern als die Musik des Hier und Jetzt. In Düsseldorf konnten sie damit von der ersten Sekunde an mitreißen und präsentierten sich trotz des unübersehbaren Hangs zu monochromer Tristesse auch bestens gelaunt. Gleich mehrfach machte Lisa Scherze über das Zusammentreffen mit der deutsche Polizei auf dem Weg von Zürich nach Düsseldorf, und Synth-Mann Bobby Waterson vermutete lachend, dass sein T-Shirt mit der Aufschrift "Dope" womöglich nicht ganz unschuldig an dem ungeplanten dreistündigen Zwischenstopp in den Fängen der Gesetzeshüter gewesen sei.

Der ganz große Ohrwurm fehlt Dark Horses zwar noch, dennoch fiel beim Gastspiel im Zakk auf, dass die neuen Songs deutlich eingängiger geraten sind als die des Erstlings. "Die neue Sachlichkeit" nennt die Band es selbst - und hat deshalb das deutsche Zitat ins Artwork ihres neuen Albums eingebaut. Nur ganz am Ende des Konzerts wichen sie von ihrer neuen Maxime ab: Bei der stürmisch geforderten Zugabe coverten sie mit "Hello, I Love You" einen der griffigsten Popsongs der Doors, hatten aber eine diebische Freude daran, ihn zu ziehen und zu dehnen als sei es mindestens "Light My Fire" oder gar "The End". Humor haben sie also auch noch!

Surfempfehlung:
www.darkhorsesmusic.com
www.facebook.com/darkhorsesmusic

Text: -Simon Mahler-
Foto: -Simon Mahler-
 

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