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14.01.2015
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Giraffe, Einhorn, Drache & Co.

Keston Cobblers Club

Köln, Studio 672
14.01.2015

Keston Cobblers Club
Kaum zu glauben - aber diese Show im Kölner Studio 672 war das erste Konzert der ersten Headliner-Tour des Musikantenkollektivs um das Geschwisterpaar Matthew & Julia Lowe - obwohl Matthew das Publikum wie alte Bekannte mit "It's good to be back in Cologne" begrüßte. Die Erklärung ist indes ganz einfach: Bereits im Vorfeld der Veröffentlichung ihrer LP "One For Words" und diverser EPs machten die musikalischen Schuster die Bühnen der Republik unsicher - als Support für etablierte Acts oder auf Festivals - und erwarben sich bereits dort den Ruf einer ausgezeichneten Live-Truppe, der übrigens im Studio 672 dann nochmals ausdrücklich bestätigt wurde.

Das Geheimnis ihres Erfolges liegt dabei weniger darin, dass sie mit ihrem abgefahrenen Folkpop eher von heutzutage unüblichen Inspirationsquellen zehren - insbesondere Skiffle und Vaudeville/Music-Hall - und dabei Blasinstrumente, Ukulele, Banjo, Akkordeon und Mundharmonika einer konventionellen Bandbesetzung entgegen stellen, als dass die Bandmitglieder auf der Bühne ihre Musik nachvollziehbar ausleben anstatt sie einfach vorzutragen. Wenn die verschiedenen Musiker alle Songs lauthals mitsingen - egal ob sie nun gerade ein Mikrophon vor sich haben oder nicht - und dabei wie die Derwische über die Bühne fegen, dann darf man schon davon ausgehen, dass man es hier mit Zeitgenossen zu tun hat, die aus den richtigen Gründen Musik machen. Und so etwas überträgt sich natürlich auf das Publikum. Obwohl insbesondere Julia Lowe sich alle Mühe gab, das Publikum zum Mitmachen aufzufordern und launemäßig bei der Stange zu halten, stellte sich nicht unbedingt der Eindruck ein, dass dies überhaupt notwendig gewesen wäre, denn die - stilistisch durchaus wild zusammengewürfelten und vollkommen unberechenbar arrangierten - Nummern des Quintetts kommen (selbst in melancholischeren Momenten) geradezu ansteckend gut gelaunt daher. Wer ein Keston Cobblers Club-Konzert nicht zumindest mit einem Lächeln im Gesicht verlässt, der ist wahrscheinlich eher tot.

Ein Keston Cobblers Club-Konzert ist vor allen Dingen eine musikalische Party - auch wenn sich die Band traditionellerweise mit "Lazy Days" zunächst ein Mal unauffällig an das Thema herantastet. Dann aber gibt es kein Halten mehr. Zum Konzept des Kollektivs gehört es dabei, untereinander ständig die Positionen und Instrumente zu wechseln (zu denen auch ein ganzer Sack an Percussion-Zubehör gehört, den Julia hinter ihrem Keyboard verwaltet), denn bei Keston Cobblers Club gibt es keinen Frontmann im klassischen Sinne. Zeit für Leerlauf oder Stillstand bleibt da eigentlich nicht. Und wenn doch mal ein Instrument verkabelt oder die Verkabelung entwirrt werden muss, dann unterhält Julia das Publikum mit kleinen Geschichten - manchmal, wie im Falle der Giraffe, die gerne ein Pferd sein möchte, mit Bezug auf die Songs und manchmal, mit Geschichten zur Band. Da man nun einige Zeit in Deutschland unterwegs sei, möchte man gerne jeden Abend ein deutsches Wort lernen, erklärte Julia, nur um dann relativ simple Begriffe wie "Einhorn", "Pferd" oder "Drache" abzufragen - ein komplizierterer Begriff wollte niemandem einfallen (der Vorschlag der veganischen Tuba-Spielerin Bethan Ecclestone, den Begriff "Animal-free" zu übersetzen, wurde abgelehnt). "Das funktioniert irgendwie nicht richtig oder aber ich spreche schon perfekt deutsch", resümierte sie. Kurzum: Keston Cobblers Club können offensichtlich über sich selbst lachen und kommen schon alleine deswegen wesentlich weniger blasiert rüber als viele ihrer Landsleute auf der Bühne. Die Musik ist dabei sicherlich auch ein Schlüssel zum Erfolg, denn obwohl die Tracks alle irgendwo ähnlich aufgebaut sind (und übrigens mit einem nützlichen Schuss kindlicher Naivität gesegnet scheinen), kommen sie bei genauer Betrachtung im Detail dann doch oft als charmante, detailreiche und kratzbürstige Bastarde daher. Langeweile kann so also nicht aufkommen.

Der Höhepunkt der Show kam dann relativ unerwartet, weil spontan am Ende der Show: Eine von Matthews und Julias Vater angeregte Coverversion von Fleetwood Macs "The Chain" - a cappella, aber mit Unterstützung des Publikums lautstark am Bühnenrand vorgetragen. "Man, das war die beste Show der Tour", freute sich Tom Sweet über den ersten Gig, "und das meine ich ehrlich." Dem ist nichts hinzuzufügen - außer: Das war bisher das Konzert des Jahres.

Surfempfehlung:
kestoncobblers.club
twitter.com/KestonCobblers
www.facebook.com/kestoncobblersclub

Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-
 

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